Die USA, Großbritannien und Australien haben kürzlich eine neue Sicherheitsallianz für den indopazifischem Raum verkündet. Aukus dürfte die geostrategische Lage auf Jahre hinaus verändern und gravierende Auswirkungen auf die europäische Rüstungs- und Sicherheitsindustrie haben.

Als Australien 2016 bei der französischen Naval Group um rund 50 Milliarden Euro insgesamt zwölf Barracuda-Boote (dabei handelt es sich um eine Ableitung der französischen nuklearen Suffren-Klasse) bestellte, verzichtete Canberra zugunsten eines Diesel- auf einen Atomantrieb. Man habe auch keine Kernkraftwerke, so das Argument. Fünf Jahre später ist nun alles anders: Nach streng geheim gehaltenen Gesprächen verkündete die Regierung von Premier Scott Morrison kürzlich angesichts „großer strategischer Herausforderungen im indopazifischen Raum” eine neue geostrategische Allianz mit Großbritannien und den USA. Der Rahmen von Aukus – es handelt sich dabei um ein Akronym aus den englischen Abkürzungen der drei beteiligten Staaten Australia, United Kingdom, United States – ist bewusst groß gesetzt: Neben der Bereitstellung von modernen Technologien und künstlicher Intelligenz ist auch von fortschrittlichen Waffen sowie der Nutzung von Perth als Hafen für US- und UK-Kriegsschiffe die Rede.

Mit Aukus ebenfalls verbunden: Ein Schwenk weg von den französischen Booten hin zu insgesamt acht atomgetriebenen Unterwasserschiffen, die mit britischer und amerikanischer Unterstützung in Adelaide gebaut werden sollen. Vor der für 18 Monate angesetzten finalen Bewertung ist nicht klar, ob die der Royal Australian Navy (RAN) zugänglich gemachte Atom-U-Boot-Technologie – nur die Nahrungsvorräte begrenzen deren Seedauer – auf der US-Virginia-Klasse oder der britischen Astute-Klasse basieren wird. Sehr wahrscheinlich wird der Schritt aber eine Lebensdauerverlängerung der sechs alten australischen Boote der Collins-Klasse (ein Ableger der schwedischen Gotland-Klasse) zur Folge haben.

@LA(Phot) Paul Halliwell/MOD
Noch ist nicht klar, ob die neuen australischen U-Boote auf der amerikanischen Virginia-Klasse oder der britischen Astute-Klasse (Bild) basieren sollen.

Laut dem britischen Verteidigungsminister Ben Wallace wären es die Australier gewesen, die im März das Gespräch mit den Briten und Amerikanern suchten. Den politischen Folgen dieses Schritts wird sich Canberra sicherlich bewusst gewesen sein: Neben China zeigte sich auch Frankreich in einer ersten Reaktion ordentlich verstimmt. Chinesische Medien bezeichneten das Abkommen als „schädigend für Frieden und Stabilität in der Region” und als „Wettrüsten in der Abschreckungslogik des Kalten Krieges”. Die mehrfachen australischen Erklärungen, wonach man nuklear angetriebene, aber nicht nuklear bewaffnete Boote anstrebe, wurden als „irrelevant” abgetan. Australien werde nun im Konfliktfall – so die Warnung, bei der man sich eins mit Russland wähnt – „nicht mehr als unschuldiger Dritter wahrgenommen” und könnte somit „Ziel von Atomschlägen” werden.

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian sprach angesichts des „völlig überraschenden Schritts” von einem „Dolchstoß in den Rücken” und sah die Zukunft der NATO in Gefahr. Er warf Australien, den USA und Großbritannien „Lüge” und „Doppelzüngigkeit” vor und berief die französischen Botschafter aus Canberra und Washington ab. Der Sturm der Entrüstung wird wohl spätestens mit der Einigung Australiens mit der Naval-Werft auf eine milliarschenschwere Pönale abebben. Für das erst kürzlich nach dem Afghanistan-Abzugsdesaster aufs Neue vielstimmig geäußerte Bestreben der Europäer, globale strategische Autonomie zu erreichen, um als sicherheitspolitischer Player ernst(er) genommen zu werden, ist Aukus samt dessen „Fußabdruck” auf die Marinerüstung aber in jedem Fall ein enormer Rückschlag. Und als wäre das nicht genug, musste die EU kürzlich – medial unbeachtet – auf US-Druck zustimmen, dass künftig auch US-Rüstungskonzerne vom neuen EU-Verteidigungsfonds profitieren können.

Quelle@LA(Phot) Paul Halliwell/MOD