Am Dienstagabend warten Fähnrich Peter T. und die Männer und Frauen seiner Gruppe nur noch darauf, dass die Sonne untergeht. Kaum ist es finster, werden sie in der Nähe der ehemaligen Kaserne in Baden abgesetzt. Sie aktivieren ihre Nachtsichtgeräte, nähern sich den Gebäuden, dringen ein und errichten in einem der Zimmer eine geheime Beobachtungsstelle.

Der Grund für die Aktion: Peter T. und sein Team sind Aufklärer, unter Aufsicht der Heerestruppenschule lernen sie, wie man einen Gegner unerkannt beobachtet. Ab den frühen Morgenstunden fotografieren und melden sie aus ihrem Versteck alles, was ihnen verdächtig erscheint. Gemeinsam mit Drohnen-Aufnahmen und elektromagnetischen Daten erhält die Übungsleitung damit ein Gesamtbild von den gegnerischen Kräften.

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Fähnrich Peter T. bespricht sich mit den Soldaten seiner Gruppe.

Am nächsten Morgen zieht Fähnrich T. eine erste Zwischenbilanz: „Der heikelste Moment war gleich zu Beginn, als wir in das Zielobjekt eingedrungen sind. Denn was wir nicht wissen ist, wie sich unser Gegenüber verhält. Die Übungsgegner kommen vom Gebirgskampfzentrum in Saalfelden. Es gibt kein Drehbuch, wir haben also keine Ahnung, was sie vorhaben.”

Zwei Nächte und einen Tag lang harren T. und seine Soldaten in dem Zimmer aus. „Da gibt es eine Menge zu bedenken. Das beginnt beim Wasser, jeder von uns hat sechs Liter mitgebracht.” Gegessen werden Fertiggerichte, sogenannte „Combat Rations”, die Körperhygiene wird vorübergehend auf das nötige Mindestmaß reduziert. Spuren hinterlassen die Aufklärer keine.

Geleitet wird die Übung „Urban Hermes” von Oberleutnant Michael S. vom Institut Aufklärung an der Heerestruppenschule. Er hat das Training im Überblick: „Hier üben drei Gruppen von Soldaten: Fähnriche der Militärakademie, Kaderanwärter und Umschuler, also erfahrene Unteroffizere, die jetzt das Handwerk der Aufklärungstruppe erlernen. Die Teilnehmer kommen aus fast allen Bundesländern und von verschiedensten Verbänden des Bundesheeres. Bei dieser Übung lernen sie, wie man in einem urbanen Umfeld, also in Siedlungen oder Städten, aufklärt.”

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Ziel ist es, ein möglichst detailliertes und übersichtliches Lagebild zu erstellen, um den Einsatz der eigenen Kräfte so gut wie möglich koordinieren zu können.

Oberleutnant S. weiter: „Die Aufklärer übermitteln ihre Beobachtungen mithilfe von verschlüsselten Spezial-Laptops. Ihre Ergebnisse werden dann mit den Daten anderer Sensoren zusammengeführt. Wir haben unter anderem ein Bodenradar oder auch Peil- und Störsysteme der elektronischen Kampfführung im Einsatz. Auch Aufnahmen von Drohnen stehen uns zur Verfügung. Insgesamt ergibt das ein Gesamtbild, auf dem wir sehen, was der Gegner vorhat. Das Spannende ist, all diese Informationen zu verbinden.”

Aufklärer-Soldaten gibt es in den drei Aufklärungs- und Artilleriebataillonen des Bundesheeres, aber auch in Jäger- und Panzergrenadierbataillonen. Sie liefern wertvolle Informationen über Gegner und die generelle Situation in einem Einsatzgebiet. Die Heerestruppenschule spielt dabei eine wichtige Rolle in der Ausbildung dieser spezialisierten Soldaten.

Hier geht es zu einem Fotoalbum der Übung.

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