Das zuletzt gesteigerte Budget des Bundesheeres erlaubt laut Verteidigungsministerin Klaudia Tanner auch für 2021 die Fortführung des Erneuerungskurses. Ziel sei es, den jahrzehntelangen Investitionsstau mit dem Entwicklungsprogramm „Unser Heer” sukzessive abzubauen und das Heer zur Bewältigung der sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts „zukunftsfit” zu machen, wie Tanner am 12. Februar im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte.

„Die Soldatinnen und Soldaten unseres Heeres leisten Tag für Tag Unglaubliches – sei es im Inland oder im Ausland. Unsere Aufgabe ist es nun den Investitionsrückstau der vergangenen Jahre abzubauen, damit sie ihre Aufgabe — den Schutz der Republik und seiner Bevölkerung — auch weiterhin erfüllen können. Mit dem nun eingeschlagenen Budgetpfad können wir das”, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.

Für uneingeschränkte Hilfe aus der Luft wurde im September 2020 der Kauf von 18 Hubschraubern des Typs Leonardo AW169M entschieden (Militär Aktuell berichtete); der erste wird ab 2022 erwartet, die Beschaffungskosten betragen 300 Millionen Euro. Die bewährten Hubschrauber S-70 Black Hawk werden modernisiert; der erste Hubschrauber wird in Kürze wieder in den Flugdienst gestellt. Die Flotte wird ab 2021 um ein und 2022 um weitere zwei Stück auf insgesamt zwölf Stück aufwachsen.

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General Robert Brieger, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Generalmajor Bruno Hofbauer.

Darüber hinaus wird laut Ministerin Tanner auch die Ausrüstung der Soldaten laufend verbessert. Der Tarnanzug wird in den nächsten Jahren mit rund 4.000 Stück pro Jahr verstärkt zulaufen und den bisherigen Kampfanzug ersetzen; 18.000 neue Helme werden vor allem zur Ausstattung der Miliz verwendet. Knapp 5.000 Stück des Sturmgewehrs 77 werden durch neue Optiken zeitgemäß modernisiert; eine weitere Erhöhung der Stückzahl ist beabsichtigt. Zusätzlich befinden sich rund 2.000 Nachtsichtbrillen in der Auslieferung; die Digitalisierung der Ausbildung durch den Einsatz moderner Simulator-Systeme schreitet weiter voran.

Für bessere Mobilität und den Schutz der Soldaten wurde die Ausrüstung mit 30 neuen Radpanzern Pandur Evolution (Zulauf ab 2022, siehe Bericht) sowie 16 Allschutztransportfahrzeugen Dingo 2 für den logistischen Dienst in Auftrag gegeben. Weiters beginnt 2021 die überfällige Modernisierung der Kampfpanzer Leopard 2A4 und der Schützenpanzer Ulan. Für 2021 ist die Lieferung von 200 Lkw für die Miliz vorgesehen; 200 Funktionsfahrzeuge vom Typ eines militarisierten Pick-up werden Ende 2021/2022 folgen. Dadurch werden erstmals Teile der Miliz wieder eine originäre Beweglichkeit erhalten. Die Übernahme der Universalgeländefahrzeuge Hägglunds und das Upgrade bei den Mannschaftstransportpanzern der Pandur 1-Flotte konnte abgeschlossen werden.

Zur Unterstützung der Panzertruppe werden ab 2021 alle drei modernen 70 Tonnen-Tiefladesysteme bei der Truppe zum Einsatz kommen. Eine erste Tranche von 55 Fahrzeugen für den Ersatz von Pinzgauern wurde in Auftrag gegeben; zusätzlich werden in den nächsten Jahren zwischen 250 und 350 Heeresfahrzeuge durch neue handelsübliche (Golf, Transporter T6, Passat, Alhambra, Kodiaq, …) Kraftfahrzeuge ersetzt. Die ersten 30 Elektrofahrzeuge werden 2021 für eine umweltfreundliche Fortbewegung der Soldaten sorgen. Die Flotte der neuen MAN Reisebusse für die Truppe wird 2021 von sechs auf zwölf Fahrzeuge anwachsen.

Neue Herausforderungen für das Bundesheer

Alle 55.000 Soldaten erhalten darüber hinaus neue ABC-Schutzmasken sowie Schutzbekleidung. Zusätzlich werden fünf neue Löschfahrzeuge für die Übungsplätze und militärische Flughäfen sowie zwei fernlenkbare Löschroboter beschafft und damit das Fähigkeitsspektrum der ABC-Abwehrtruppe deutlich erweitert. Im Sanitätsbereich werden 40 handelsübliche und 21 geschützte Sanitäts- und Notarzt-/Notfall-Transportfahrzeuge für die Truppe beschafft.

Bereits 2020 beschafft und der Truppe übergeben wurden neue Tauchgeräte, Radlader und Anhänger (vier JCB-15 Tonnen-Radlader, über 30 Boots-, Tieflade- und Seitenkippanhänger, über 200 Minensuch- und Pioniertauchgeräte sowie ein weiterer Infanteriesteg). 2021 werden die Investitionen in die Pioniertruppe fortgeführt. Die LKW-Flotte wird durch neue 72 leichte und 24 mittlere leistungsfähige Bergefahrzeuge sowie 35 Abschubsysteme ergänzt. Kernpunkt im Landbereich ist die Beschaffung von vorerst vier leistungsfähigen Pionier-/Bergepanzern. Die Wasserbeweglichkeit des Bundesheers wird durch die Modernisierung der restlichen 14 M-Boote zum Fährenbau unterstützt.

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Auch im Bereich Cyber und im IKT-Bereich werden die Maßnahmen deutlich erhöht. Neben dem Schutz der eigenen Systeme und dem Schaffen einer Unterstützungsmöglichkeit für Angriffe im Cyber-Raum erfolgt das Herstellen einer weitgehenden Autarkie, um auch im Krisenfall die Kommunikation zu ermöglichen. Die Einführung des neuen „Tactical Communication Networks” sowie die Modernisierung des bundesheereigenen Richtfunknetzes sind Beispiele dafür. Ergänzt werden diese Aufwendungen um Führungsmittel wie Funkgeräte und moderne IKT-Geräte.

Die Abwehr von Drohnen stellt hier ein Schwergewicht dar, umfassende Erprobungen mehrerer verschiedener Systeme werden 2021 verstärkt fortgeführt und Beschaffungsverfahren von „Micro UAV”, „Mini UAV” und „taktische UAV”-Systemen eingeleitet.

Quelle@Bundesheer/Trippolt, Bundesheer/Pusch