Natürlich nicht operationell, aber laut der NATO Support and Procurement Agency (NSPA) ist kürzlich die erste C-130K-Hercules-Transportmaschine der österreichischen Luftstreitkräfte für einen sogenannten „C-Check” in die Instandhaltung auf Depotebene im NSPA-Vertragswerk OGMA in Portugal eingetroffen.

Den NSPA-Informationen zufolge wird die NSPA (1.200 Mitarbeiter am Hauptsitz im luxemburgischen Capellen sowie in Frankreich, Italien und Ungarn) in den nächsten fünf Jahren dort auch die weiteren „C-Checks” für die anderen Maschinen der österreichischen C-130-Flotte durchführen. Österreich ist eine der drei Nationen der „Fixed Wing Aircraft Support Partnership” der NSPO, die am „C-130 Aircraft Depot Level Maintenance-Projekt” teilnehmen. Die Nationen profitieren von einem umfangreichen Angebot an Dienstleistungen und Fähigkeiten für ihre C-130-Flugzeugflotten, die von der NSPA im Rahmen bestehender Verträge verwaltet werden. Dies umfasst die Wartung (Überholung, Reparatur und Aufrüstung) des Luftfahrzeugs und seiner mechanischen, elektrischen und avionischen Komponenten. Neben dem österreichischen Flugzeug befinden sich derzeit weitere vier C-130-Flugzeuge in der portugiesischen Vertragswerkstatt der NSPA (siehe Bild unten).

@OGMADer „C-Check” bezeichnet eine umfassende Prüfung einzelner Systeme und Komponenten auf Gebrauchstauglichkeit und Funktionsfähigkeit. Diese Aktivitäten dauern normalerweise zwischen sechs und 18 Monaten. Noch unklar ist, ob der offenbar aus Kostengründen und Zeitüberschreitungen resultierende Wechsel von der „Marshall Aerospace and Defence Group” (Marshall ADG) zu NSPO/OGMA nach Portugal eine völlige Abkehr vom bisherigen britischen Wartungs-/Upgrade-Provider bedeutet, oder weiterhin auch dort etwaige Upgrade-Leistungen (wie zuvor seit 2017 Nachtsichttauglichkeit, Flugmanagementsystem, Cockpit-Displays, Selbstschutz) erbracht werden. Bis dato war eigentlich fast immer eine der drei „Hörsching-Heavies” dort. Zumindest für wiederkehrende Routinechecks scheint dieses Prozedere jetzt erst einmal beendet.

@OGMA
OGMA wurde bereits 1918 gegründet und zählt aktuell bei einem Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro 1.800 Mitarbeiter

OGMA – Indústria Aeronáutica de Portugal SA (Oficinas Gerais de Material Aeronáutico = Allgemeine Werkstätten für Luftfahrtmaterial) ist ein bereits 1918 gegründetes portugiesisches Luft- und Raumfahrtunternehmen, das Wartungsdienste und die Herstellung von Flugzeugstrukturen beziehungsweise -komponenten anbietet. Das Grundkapital wird seit der Privatisierung 2004 vom Airholding SGPS-Konsortium (der brasilianische Flugzeughersteller Embraer beziehungsweise – damals – EADS) gehört, zu 65 Prozent einbehalten. Die restlichen 35 Prozent gehören EMPORDEF, das von der portugiesischen Regierung einbehalten wird. OGMA befindet sich in Alverca, 15 Kilometer nordöstlich vom Lissabon International Airport und hat eine eigene 3.000 Meter lange Landebahn. OGMA ist auch ein von Lockheed Martin (LM) zertifiziertes P-3 Orion- und C-130-Service Center mit Wartungs- und Änderungs-Services für Betreiber in der ganzen Welt. LM Aero und OGMA arbeiten seit mehr als 25 Jahren an verschiedenen P-3- und C-130-Projekten sowie bei Überholungen der portugiesischen F-16 (auch beispielsweise vor der Weitergabe an Rumänien) zusammen. Darüber hinaus ist OGMA für die Wartung von Embraer R-99, Embraer EMB-314 Super Tucano, Airbus (CASA) C-295 und Leonardo- Agusta-Westland EH101 zertifiziert. Im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr wurden mit 1.800 Mitarbeitern rund 200 Millionen Euro generiert.

@OGMA
Bei OGMA in Portugal werden auch für zahlreiche andere Typen und Hersteller Wartungsaufgaben durchgeführt.

Kontext zum C-390 Jet-Transporter
In die noch groben Überlegungen hinsichtlich des zwischen 2025 und maximal 2030 anstehenden Ersatzes der heimischen ex-britischen C-130K (Baujahre 1967/68), hat in der 2021 eingerichteten Arbeitsgruppe in der Abteilung Strukturplanung des BMLV auch der zweistrahlige Hochdecker-Jet-Transporter C-390 Millenium von Embraer Eingang gefunden. Und ebenjene OGMA in Alverca ist seit 2013 (so wie auch beispielsweise die tschechische Aero Vodochody) als Partner am Entwicklungsprogramm des als KC-390 begonnenen Programms des als vielseitigstes seiner Kategorie beworbenen Flugzeugs (Nutzlast 23 metrische Tonnen) beteiligt. Brasilien hat 28 Stück bestellt. Der portugiesische Anteil sind die Herstellung des zentralen Rumpfes und der Fahrwerksverkleidungen aus Metalllegierungen, Verbundwerkstoffen und die Höhenruder. In der Partnerschaft mit Embraer investierte das Unternehmen rund 35 Millionen Euro und schuf 180 Arbeitsplätze.

@Georg Mader
Der KC-390-Transporter von Embraer ist einer von mehreren potenziellen Hercules-Nachfolgekandidaten beim Bundesheer.

OGMA war auch verantwortlich für die Entwicklung und Verwaltung einer wettbewerbsfähigen und flexiblen Lieferkette, die hauptsächlich auf portugiesischen Unternehmen basiert. Und 2019 bestellte Lissabon für seine Luftwaffe fünf C-390 (und einen Flugsimulator) um 827 Millionen Euro. Die erste Maschine soll im Frühjahr 2023 übergeben werden. Militär Aktuell hat sich die C-390 im vergangenen November in Dubai ausgiebig ansehen können (ebenso wie österreichische Fachoffiziere – in Zivil) und dabei erfahren, dass auf jenem Simulator in Portugal auch die ungarischen Crews ausgebildet werden sollen, für jene zwei KC-390 (Tanker-Version) die Budapest im November 2020 (laut Shephard Defence Insight um rund 80 Millionen Euro pro Stück) bestellt hat. Ein Jahr später wurde in Gavião Peixoto mit deren Produktion begonnen und 2024 wird die erste Maschine an die Magyar Légierő übergeben. Für Europa zuständige Embraer-Leute haben in Dubai ähnliche Konstrukte auch bezüglich etwaiger österreichischer Überlegungen erwähnt.

@OGMA
Die sogenannten „C-Checks” dauern im Regelfall sechs bis 18 Monate.

Was ist die NSPO?
Die NATO Support and Procurement Organisation (NSPO) ist ein vom Nordatlantikrat (NAC) eingerichtetes Nebenorgan im Rahmen der NATO. Am 1. Juli 2012 wurde die Organisation zunächst als NATO Support Organisation (NSPO) als Ergebnis der Reforminitiative der NATO-Agenturen und nach der Fusion von drei ehemaligen NATO-Gremien gegründet. Im April 2015 wurde sie anschließend von der NAC beauftragt, eine Akquisitionsrolle zu übernehmen, und wurde in NATO Support and Procurement Organisation (NSPO) umbenannt. Die Aufgabe der NSPO besteht darin, den Bündnispartnern, den NATO-Militärbehörden und den Partnernationen in Friedens-, Krisen- und Kriegszeiten einzeln und gemeinsam eine reaktionsschnelle, wirksame und kosteneffiziente Beschaffung, einschließlich der Beschaffung von Rüstungsgütern, Logistik, Operativer und Systemunterstützung und Dienstleistungen, zur Verfügung zu stellen, um die Fähigkeit und Flexibilität ihrer Streitkräfte, Kontingente und anderer einschlägiger Organisationen zu maximieren. im Rahmen der von der NAC bereitgestellten Leitlinien zur Erfüllung ihrer Kernaufgaben. Eine Besonderheit ist die „Stützstruktur” der NSPO Support Partnerships (SP). Diese Unterstützungspartnerschaften werden auf Initiative von mindestens zwei NATO-Mitgliedstaaten eingerichtet, die eine gemeinsame logistische Unterstützung für ein einzelnes Waffensystem oder eine Familie von Waffensystemen oder für Spezialausrüstung oder einen bestimmten Dienst organisieren möchten. NATO-PfP-Partnerstaaten können sich als assoziierte Staaten an einer solchen Unterstützungspartnerschaft beteiligen. Die jeweiligen nationalen Anforderungen können auf der Ebene der Unterstützungspartnerschaft konsolidiert werden. Für ein Waffensystem kann das Anforderungsspektrum Wartung, Service-Upgrades, Lieferungen, Studien und technische Darstellung umfassen und das gesamte Lebenszyklusmanagement von der Beschaffung bis zur Entsorgung abdecken. NSPA arbeitet auf kundenfinanzierter Basis, und alle Aufgaben (operativ und administrativ), die im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Unterstützungspartnerschaft ausgeführt werden, werden von den teilnehmenden Nationen finanziert.

Quelle@Georg Mader, OGMA