Schiebel-Chef Hans Georg Schiebel bestätigte kürzlich in einem Interview mit Militär Aktuell, dass der Camcopter S-100 einen großen Bruder bekommen wird. Auf der Marinemesse Euronaval in Paris wurde der S-300 nun erstmals öffentlich vorgestellt.

Der heimische Weltmarktführer für unbemannte Hubschrauber (VTOL Drehflügeldrohnen) reagiert mit dem deutlich größer als der S-100 ausgefallenen Neuling auf die wachsende UAV-Konkurrenz auch im Marinebereich – dem Kernsegment seiner erfolgreichen Präsenz mit dem S-100.

Zwar flossen bisher stets 80 Prozent der Anstrengungen in das gegenwärtige Produkt, aber Schiebel re-investiert auch rund 30 Prozent seines Jahresumsatzes in Forschung und Entwicklung. Zudem wurde Mitte 2020 die Produktionshalle in Wiener Neustadt von 2.300 auf 7.700 Quadratmeter und die Bürofläche von 1.600 auf 2.500 Quadratmeter vergrößert. Das Unternehmen hat zudem einen neuen Autoklaven mit einem Volumen von 24.000 Litern angeschafft, das Doppelte des vorherigen, was es ermöglicht, viel mehr Elemente gleichzeitig sowie größere Komponenten zu härten. Ebenfalls neu angeschafft wurde ein Titan-3D-Drucker. Weiters wurde Anfang 2020 ein sogenanntes Zentrum für additive Fertigung geschaffen, das nun seine volle Leistungsfähigkeit erreicht hat und bereit für die Serienproduktion ist. Dieses Hightech-Produktionssystem erlaubt die Fertigung von Komponenten deren Gewicht weniger als die Hälfte der Originalteile beträgt, während sie dank der Einführung von bionischer Strukturoptimierung viel stärker sind.

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Schiebel-Chef Hans Georg Schiebel (zweiter von links) bei der Präsentation des S-300 in Paris.

Die Anwendungen des S-300 werden im Grunde die gleichen sein wie die des S-100, also hauptsächlich ISR-Operationen mit diversen aber schwereren Sensorkits. Was die technischen Daten betrifft, so ist der größere Camcopter laut Schiebel 4,8 Meter lang, 1,9 Meter hoch und 0,9 Meter breit. Er kann mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 Knoten (Reisegeschwindigkeit 55 Knoten) fliegen. Abgesehen von der Größe ist der wahre Unterschied zum S-100-System die beträchtlich gesteigerte Nutzlastkapazität von bis zu 340 Kilogramm (einschließlich Treibstoff), mit einem maximalen Startgewicht von 660 Kilogramm. Das ist rund dreimal mehr als der S-100 tragen kann. Punkto Verweildauer soll der S-300 mit einer Nutzlast von 50 Kilogramm bis zu 24 Stunden fliegen können, oder bis zu vier Stunden mit 250 Kilogramm.

Neu ist ein Dreiblattrotor, der gefaltet werden kann und die Unterbringung von zwei S-300 UAVs und einer Bodenkontrollstation (GCS) in einem Standard-20-Fuß-Container erlaubt. Das Unternehmen hebt das wenige Zubehör hervor, das zum Starten oder Bergen eines solchen UAV erforderlich ist, und seine Fähigkeit, auf engstem Raum, einschließlich in Schiffshangars, verstaut und gewartet zu werden. Um es Kunden einfacher zu machen, hat Schiebel die gleiche Bodenkontrollstation wie beim S-100 beibehalten, so dass Benutzer ohne zusätzliche Bedienerschulung nahtlos auf die Operation des S-300 umsteigen können.

Noch wurde nicht bekannt gegeben, ob einer oder mehrere Prototypen noch Tests absolvieren müssen und ab wann der S-300 dann für internationale Beschaffungsprogramme verfügbar sein wird.

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Quelle@Schiebel