Wir geben Verbänden und Kontingenten regelmäßig die Chance, aus ihrer Perspektive über ihre Aufgaben, ihre Ausrüstung und Neuerungen zu berichten. Dieses Mal: das Militärkommando Oberösterreich. Beim nächsten Mal könnte aber schon dein Verband hier Stellung beziehen. Interesse? Dann freuen wir uns über Nachricht: redaktion@militaeraktuell.at

@Fotokerschi.at
Brigadier Dieter Muhr löste im
vergangenen Sommer Generalmajor Kurt Raffetseder als oberster
Soldat Oberösterreichs
ab.

Was gehört alles zu unserem Verantwortungsbereich?
„Das Militärkommando Oberösterreich ist ein territoriales Kommando der mittleren Führung. Es bildet mit den örtlich gebunden Einrichtungen der Militärverwaltung, den territorialen Truppen und den Einsatztruppen die territoriale Organisation und es ist darüber hinaus eine Behörde 1. Instanz.“ So lautet der nüchterne Auftrag. Das Militärkommando Oberösterreich umfasst rund 300 Bedienstete und 200 Grundwehrdiener und gliedert sich in das Kommando mit Stab, eine Stabskompanie & Dienstbetrieb mit acht Betriebsstaffeln, zwei Baupionierzügen, die Militärmusik Oberösterreich, ein Regionallager, einen Forsttrupp und einen Kraftfahrlehrtrupp. Das Kommando betreut zehn Liegenschaften inklusive der Schieß- und Übungsplätze und führt im Einsatzfall (gem. Wehrgesetz lit. a, b und c) die im Bundesland eingesetzten Truppen.


Welche Aufgaben nehmen wir wahr?

Das Militärkommando ist die militärische Servicestelle und der Dienstleister im Bundesland. Es ist führendes Kommando für sämtliche Einsätze in Oberösterreich und ist Behörde mit der Ergänzungsabteilung und der Stellungskommission

@BMLV/Anton Mickla
Die Partner des „Netzwerks für Katastropheneinsatz in Oberösterreich” stellen bei Bedarf u.a. Fahrzeuge und Gerätschaften zur Verfügung.


Was unterscheidet uns von anderen Militärkommanden?

Spezifisch ist, dass sich mit Hörsching ein Militärflugplatz, einige Übungs- und Schießplätze, davon ein Truppenübungsplatz, Zentren für Logistik und Munition, die Heeresunteroffiziersakademie sowie zwei Brigadekommanden und eine ganze Reihe von namhaften Truppen im Befehlsbereich 4 befinden. Das Militärkommando Oberösterreich kann zudem auf das „Netzwerk für Katastropheneinsatz in Oberösterreich” zurückgreifen. Die Baufirmen Habau, Strabag und Swietelsky, der Transporteur Felbermayr, das Versicherungsunternehmen Uniqa, die Raiffeisenlandesbank, der Autohändler Pappas Mercedes Linz Wegscheid sowie die Brau Union Österreich stellen im Anlassfall rasch, unbürokratisch und unentgeltlich Mittel und Unterstützung bereit. Für den Covid-19-Einsatz beispielsweise wurden Alkohol für die Herstellung von Desinfektionsmittel, Desinfektionsmittel, neun vollkaskoversicherte Fahrzeuge und rund 400 Schutzbrillen zur Verfügung gestellt.


Wie sieht unsere Personal- und Ausrüstungssituation aus?

Das Militärkommando Oberösterreich ist personell wie auch materiell ähnlich ausgedünnt wie der Rest des Bundesheeres. Unsere Stärke ist das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter


Auf was sind wir besonders stolz?

Stolz können wir auf die Führungsleistung und den gezeigten Einsatz bei Covid-19 sein. Da haben wir gemeinsam mit Behörden, Exekutive und den ein­gesetzten Truppen ganz Besonderes geleistet. Wir haben bewiesen, dass mit uns zu rechnen ist.


Wie waren und stehen wir im Corona-Einsatz?
Das Coronavirus beschäftigt das Militärkommando seit Anfang März. Einige Soldaten im Befehlsbereich 4 waren mit dem Coronavirus infiziert. Es galt unverzüglich Vorkehrungen zum Schutz der Soldaten in den Kasernen zu treffen.

Mitte März begannen als Erstes die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heereslogistikzentrums Wels und der Heeresmunitionsanstalt in Stadl-Paura sowie Leistungssportlerinnen und Leistungssportler des Heeresleistungssportzentrums 4 in Linz die großen Lebensmittellogistiker bei der Bedarfsdeckung zu unterstützen. Bei dieser Unterstützungsleistung waren tageweise weit mehr als 100 Personen bei Spar, Hofer, Rewe und Unimarkt abgestellt.

@BMLV/Anton Mickla
Im Rahmen des Covid-19-Einsatzes unterstützten Soldaten auch in Oberösterreich die Exekutive beim Grenz- und Gesundheitsmanagement.

Am 18. März beschloss die Bundesregierung weitreichende Maßnahmen und das Land Oberösterreich ersuchte das Bundesheer um gesundheitspolizeiliche Assistenz. Auf Grund der Grenzschließung zu Deutschland wäre es Pendlern unmöglich gewesen, ihrer Arbeit im Nachbarland nachzugehen. Die Distanztemperaturmessung machte dies möglich und seit dem 22. März stand ein Kompaniekommando gestellt durch die Heeresunteroffiziersakademie mit der Militärmusik Oberösterreich anfänglich an Grenzübergängen zu Deutschland in einem gesundheitspolizeilichen Assistenzeinsatz.

@BMLV/Anton Mickla
Aufschubpräsenzdiener der Heeresunteroffiziersakademie unterstützten zu Ostern die Entladung von Schutzausrüstung aus zwei Flugzeugen der AUA.

Nahezu zeitgleich langte der Behördenauftrag der Landespolizeidirektion Oberösterreich zur sicherheitspolizeilichen Assistenz an denselben Grenzübergängen zu Deutschland und zur Überwachung des Flughafens Linz in Hörsching ein. Für die Bewältigung dieser Aufgaben wurde dem Militärkommando Oberösterreich die Nachschub- und Transportkompanie des Stabsbataillons 3 aus Mautern und ein Zug des Kommandos Streitkräftebasis unterstellt. Zu Ostern unterstützten Aufschubpräsenzdiener der Heeresunteroffiziersakademie die Entladung von zwei AUA-Flugzeugen mit dringend für das Land Oberösterreich benötigter Schutzausrüstung aus China.

@BMLV/Anton Mickla
Insgesamt überwachten rund 430 Soldaten des Militärkommandos acht offene und 15 geschlossene Grenzübergänge.

Zwischenzeitig überwachte das Bundesheer in Oberösterreich mit drei Kompanien, der Nachschub- und Transportkompanie vom Stabsbataillon 3, der Führungsunterstützungskompanie vom Panzerstabsbataillon 4 aus Hörsching und der 1. Fliegerabwehrbatterie vom Fliegerabwehrbataillon 2 in Zeltweg, gegliedert in die Abschnitte Nord, Mitte und Süd die Grenze zu Deutschland und Tschechien sowie den Linz Airport. Insgesamt überwachten rund 430 Soldaten acht offene und 15 geschlossene Grenzübergänge. Sechs Patrouillen waren entlang der grünen Grenze unterwegs.

Mitte Mai begann Deutschland die Grenzen zu öffnen und das Bundesheer bekam die Vorgabe, ab Sonntag 17. Mai nur noch an drei Grenzübergängen und mit fünf motorisierten Streifen, die Einreisebestimmungen stichprobenartig zu überprüfen. Die Überwachung des Linz Airport blieb weiter aufrecht. Auf Grund der geänderten Vorgaben verringerte sich der Personalbedarf und das Militärkommando Oberösterreich plante in Richtung der geänderten Gegebenheiten um.

@BMLV/Anton Mickla
Ende Mai löste die Miliz die bisher im Einsatz stehenden Kompanien ab. Diese wurden von Militärkommandant Brigadier Dieter Muhr anschließend verabschiedet.

Die Milizkameraden rückten am 4. Mai am Fliegerhorst Vogler ein und wurden sofort einer Corona-Testung unterzogen. Die Ausbildung der Milizsoldaten fand dann beim Panzergrenadierbataillon 13 in Ried im Innkreis und durch Einsatztrainer der Landespolizeidirektion Oberösterreich statt. Am 21. Mai löste die 1. Jägerkompanie Jägerbataillon OÖ (Miliz) unter Kommando von Hauptmann Lukas K. die drei Kompanien ab. Die bisher eingesetzten Kompanien wurden am Fliegerhorst Vogler von Militärkommandant Brigadier Dieter Muhr verabschiedet und den Soldaten wurden Einsatzmedaillen verliehen, bevor sie die Heimreise antraten. Da auch Tschechien den Grenzverkehr in der Zwischenzeit wieder lockert, werden zusätzlich drei Grenzübergänge zumindest temporär überwacht. Die Bezirkshauptmannschaft Braunau hat um eine gesundheitspolizeiliche Assistenz in Reisezügen von Deutschland nach Österreich ersucht. Dabei wird stichproben­artig bei Fahrgästen die Körpertemperatur gemessen.


Welche Themen beschäftigen uns aktuell außerdem sonst noch?

Vor allem Bau und Infrastruktur, gilt es doch sämtliche in die Jahre gekommenen Kasernen zu sanieren. An der Heeresunteroffiziersakademie Enns wird gerade ein neues, zeitgemäßes Wachgebäude fertiggestellt. In das Amtsgebäude Garnisonstraße in Linz wird die Abteilung D des Heerespersonalamtes einziehen und die Stellungsstraße sollte attraktiviert werden. Die General-Zehner-Kaserne wird in den kommenden Jahren generalsaniert. Es gibt keine Liegenschaft, in der nichts zu tun wäre. Somit wird uns beim Militärkommando Oberösterreich in der nächsten Zeit nicht langweilig.


Was gibt es bei uns Neues in den kommenden Monaten?

Wir rechnen damit, dass es zu weiteren Assistenzen im Rahmen des Covid-Einsatzes kommen wird, die das Militärkommando führen wird. Auswirkungen aus der Corona-Krise werden uns betreffen hinsichtlich der Weiterentwicklung des Bundesheeres, insbesondere auch beim Budge.

Quelle@BMLV/Anton Mickla, Fotokerschi.at