Der siebte Platz bei der Europameisterschaft in Breslau sicherte Sportschützin Stabswachtmeister Sylvia Steiner vom Führungsunterstützungsbataillon 2 einen Platz bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio. Die Heeressportlerin stammt ursprünglich aus dem Pongau und hat schon so manchen Erfolg am Konto.

Frau Steiner, können Sie jetzt schon etwas über mögliche Platzierungschancen bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio sagen?
Nicht wirklich. Bei uns gibt es ungefähr 20 Sportlerinnen, die gute Chancen haben, sich den Sieg zu holen. Weil die Dichte so groß ist, sind bei uns oft Kleinigkeiten entscheidend.

Welche Kleinigkeiten sind das?
Es kommt zum Beispiel darauf an, komplett ruhig zu sein. Ist man das nicht, kann aus einem Zehner schnell ein Neuner werden und aus einem möglichen großen Erfolg eine durchschnittliche Leistung.

Gibt es im Schießsport Nationen, die tendenziell besser abschneiden als andere?
Man merkt, dass die Athleten und Athletinnen aus China und Korea häufig schon in der Schule zu trainieren beginnen. Die Dichte ist in diesen Ländern unglaublich groß.

Sie treten sowohl in 25-Meter-Sportpistole als auch in 10-Meter-Luftpistole an. In welcher Disziplin stehen Ihre Chancen besser?
Inzwischen kann ich es mir in beiden Disziplinen gut vorstellen. Manchmal ist das eine ein bisschen besser, dann wieder das andere. Bei der Sportpistole ist unser Programm ja zweigeteilt. Im ersten Teil geht es um Präzision, da ist die Scheibe zwar etwas größer, aber der Ablauf im Grunde derselbe wie bei der Luftpistole. Im zweiten Teil geht es um Schnellfeuer. Das bedeutet, dass man pro Schuss nur drei Sekunden Zeit hat. Das liegt mir sehr. Wenn es also bei der Präzision gut läuft, dann habe ich auch bei der Sportpistole Chancen auf ein gutes Ergebnis.

@Bundesheer/Stuchlik
Sylvia Steiner wurde in St. Johann im Pongau geboren. Sie ist Soldatin beim Führungsunterstützungsbataillon 2 und Sportlerin in Zweitfunktion. Zu ihren größten Erfolgen gehören unter anderem EM-Silber 2002 und Weltcup-Gold 2017.

Es ist vermutlich einfacher wenn auch Wettbewerbe Teil der Vorbereitung sind. Da hat sich in den vergangenen Monaten aber leider nicht viel getan, richtig?
Der letzte Wettbewerb fand im Februar des vergangenen Jahres statt. Mit Ausnahme der Heeresmeisterschaft im Oktober war das also mein letzter Wettkampf. Aber ich habe zwei Online-Wettkämpfe mitgeschossen.

Wow, das ist für jemanden wie mich schwer vorstellbar. Wie schießt man denn online?
Über Zoom (lacht). Wir stehen am Schießstand, schalten Zoom ein, die Jury gibt Kommandos und alle Teilnehmer schießen zur gleichen Zeit. Durch die fehlende Routine mit diesem Format dauerte das Finale allerdings dreimal so lange wie ein normales Finale.

Sprechen wir kurz über das Training. Was macht den Hauptbestandteil aus?
Schießen, schießen, schießen. Natürlich spielt körperliche Fitness ebenfalls eine Rolle, aber daran kann ich ja glücklicherweise während der Dienstzeit arbeiten. Außerdem kommt es darauf an, immer wieder zu analysieren, ob man sich einen Fehler eingelernt hat. Ich habe das Glück, dass ich hauptsächlich von meinem Papa (Anmerkung: Vizeleutnant i. R. Franz Steiner) trainiert werde und er sofort sieht, wenn ich einen Fehler mache. Dadurch kann ich schnell reagieren. Sieht man nur einmal im Monat einen Trainer, können sich schnell Fehler einschleichen.

Gibt es auch Trainings innerhalb des Bundesheeres?
Es gibt den Heereskader, mit dem ich mittrainieren kann. Da habe ich die Chance mich mit anderen guten Schützen zu messen. Einmal im Monat wird ein Trainingskurs abgehalten und wir trainieren miteinander. Wir haben einige sehr erfolgreiche Schützen im Kader, dementsprechend hoch ist das Niveau. Und es kommen auch immer wieder junge Sportler und Sportlerinnen nach.

Inwieweit können Sie beim Bundesheer Wissen und Know-how weitergeben?
Wenn ich mit den Grundwehrdienern mitfahre, kann ich ihnen schon etwas mitgeben. Zum Beispiel, dass es zu einem großen Teil darum geht, wie gut man abzieht.

Wenn nicht gerade eine Pandemie wild um sich greift, sind Sie ja häufig auf Wettbewerben unterwegs. Waren die Kameraden und Kommandanten von Anfang an verständnisvoll?
Es ist mir schon wichtig, mich immer wieder bei meiner Einheit zu bedanken, weil sie doch einiges an Verständnis aufbringen müssen. In normalen Zeiten bin ich nämlich tatsächlich ziemlich viel unterwegs. Es ist klar, dass sich das erst einpendeln musste, schließlich wirkt sich das schon aufs Gesamtgefüge aus, wenn jemand in der Hochzeit ein halbes Jahr nicht da ist. Dass mein Bataillonskommandant selbst auch Sportler ist, hat mit Sicherheit geholfen.

Quelle@Bundesheer/Stuchlik, Bundesheer/Gottlieber