Vom gepanzerten Personenträger M113 wurden zahlreiche Versionen geschaffen – vom Infanterieträger bis hin zum Nuklearraketenträger. In unserem Beitrag geht es um den Carrier, Fire Support, Full Track M113A1 (FS), der mit der Kanone 76 mm L5A1 ausgerüstet war.

1962 und 1963 führte die australische Armee Vergleichstests mit zwei gepanzerten Mannschaftstransportern durch: dem britischen FV 432 und dem amerikanischen M113 (mit dem Benzinmotor von Chrysler). Der M113 ging als Sieger hervor und wurde ausgewählt, eine Reihe von gepanzerten Radfahrzeugen zu ersetzen: den Ferret Scout Car, den Saracen Armoured Personnel Carrier und den Saladin Armoured Car. Die Auslieferung der Variante M113A1 (mit einem Detroit-Dieselmotor) begann 1964.

1965 schickte die australische Armee zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs eine gepanzerte Einheit nach Übersee (Vietnam). Es waren acht M113A1, später kamen weitere Fahrzeuge dazu.

@Archiv Seehase
Ein M113A1 FSV in Vietnam.

1966 gab es eine Anfrage nach einem „Air Portable Armoured Fighting Vehicle (APAFV)” und zwei leichte Panzer vom Typ  M551 General Sheridan aus den USA wurden 1967 und 1968 gestestet. Schon während der Testphase war bekannt, dass die Sheridans nicht in größerer Anzahl zur Verfügung standen, also suchte man nach einer Interimslösung als APAFV.

Das Army Design Establishment (ADE) (später Army Technology and Engineering Agency), präsentierte einen Entwurf mit dem Turm eines Saladin Armoured Car (mit 76-mm-Kanone) auf der Wanne eines M113A1. ADE arbeitete dabei mit dem Hersteller des M113, der Food Machinery Corporation aus San Jose, Kalifornien, zusammen. Die Firma hatte ähnliche Konzepte schon 1964 und 1966 entwickelt. Mitte 1967 stellte die Ordnance Factory in Maribyrnong, Victoria einen Prototypen vor. Das Fahrzeug hieß von nun an M113A1 (FS) – FS steht für Fire Support.

Der Turm kam, wie gesagt, von den auszumusternden Saladin-Spähpanzern. Zur Aufnahme des relativ schweren Turmes musste das Wannendach des M133A1 stark modifiziert werden. Die elektrischen Syteme des Saladin und des M113 passten nicht zueinander und es mussten Anpassungen vorgenommen werden. Anstelle der Sitze für die aufgesessenen Schützen wurden Munitionshalterungen eingebaut.

Am Ende war das Fahrzeug rund zwei Tonnen schwerer als der originale M113A1. Das Fahrverhalten litt etwas unter der Topplastigkeit. Besonders beeinträchtigt war aber die Schwimmfähigkeit. Das Freibord betrug nur noch rund 15 Zentimeter, schwimmend konnte man die Kanone nur in selbstmörderischer Absicht abfeuern.

Der legendäre Daimler Scout Car

Ein erster australischer fire support troop in Vietnam wurde 1967 gebildet, als die Australier von den Amerikanern zwei überzählige Panzerhaubitzen M108 für die Basisverteidigung von Nui Dat ausliehen. Die Fahrzeuge sollten nicht außerhalb des Perimeters eingesetzt werden, die australischen Besatzungen machten das dann aber doch. Es zeigte sich, dafür waren die großen M108 nicht agil genug.

@Col Filtness
Die Kanone des M113A1 FSV war gegen Infanterie sehr wirkungsvoll.

1968 begannen Truppenversuche mit dem Prototypen des M113A1 FS bei der A Squadron 2nd Cavalry Regiment, Holsworthy in New South Wales. Es gab eine Reihe von kleineren Modifikationen, Mitte 1970 empfahl der damalige Director of Armour, Colonel J.M. Maxwell, das Fahrzeug für den Feldeinsatz.

Weitere 14 Stück M113A1 (Baujahr 1969) wurden bei der 4 Base Workshop RAEME in Bandiana in den jahren 1970 und 1971 umgerüstet. Man hatte sogar noch größeren Bedarf, aber es gab nicht soviele taugliche Saladin-Türme. Die Abkürzung FSV (für fire support vehicle) bürgerte sich ein.

Im Juli und August 1971 kamen die ersten vier Fahrzeuge in Vietnam an. Sie bildeten den Fire Support Troop der A Squadron 3rd Cavalry Regiment und standen unter dem Befehl von Lieutenant Ross McCormack. Der hatte zunächst Zweifel, was bei einem Gefechtskontakt passieren würde: „I think it was policy not to get the vehicles involved in situations where they might sustain damage. Those vehicles were not tanks and with the amount of ammo that was carried they probably would have gone off with a bang if hit with an RPG.”

@Col Filtness
Munitionshalterungen im M113A1 FSV.

Die Fahrzeuge dienten der Verteidigung der Basen, sie fuhren Konvoieskorte und leisteten der Infanterie Feuerunterstützung. Für aggressivere Einsatzszenarien verließ man sich lieber auf die dickgepanzerten Centurion-Kampfpanzer. Im Herbst des Jahres 1971 kamen zwei weitere FSV zur A Squadron. Drei Aufklärerzüge wurden formiert, mit jeweils zwei FSVs und zwei oder drei „normalen” M113A1. Die FSVs wurden aber schon kurz vor Jahresende 1971 aus Vietnam abgezogen.

Sie liefen bei dem 2nd Cavalry Regiment) und der australischen Panzertruppenschule bis 1979. Danach kamen sie zu Reserveeinheiten und blieben dort, liebevoll von den Soldaten „Beasts” genannt, bis 1986 im Einsatz. Sechs der Fahrzeuge wurden zu „normalen” M113A1 zurückgebaut und an die neuseeländische Armee verkauft.

Die Australier waren aber vom Konzept des FSV so überzeugt, dass ein anderes Fahrzeug die Rolle beim Royal Australian Armoured Corps übernahm: der M113A1 mit dem Turm des Scorpion-Spähpanzers (im Einsatz bis 1996).

M 113A1 Fire Support Vehicle; technische Daten:

Höhe 278,8 Zentimeter
Gewicht 11.939 Kilogramm
Höchstgeschwindigkeit (Straße) 68 km/h
Fahrbereich/Reichweite 483 Kilometer
Steigleistung 60 Prozent
Freibord 15 Zentimeter
Hauptwaffe Kanone 76 mm L5A1
Sekundärbewaffnung Zwei Maschinengewehre
Munitionsvorrat
für Hauptwaffe 55 Schuss
für MGs 5.500 Schuss
Besatzung Drei Mann

 

Quelle@Nick Dowling, Archiv Seehase, Col Filtness