Im Jahr 1938 schrieb das britische War Office einen Auftrag nach einem Scout Car aus. Die Firmen Alvis, BSA und Morris stellten ihre Entwicklungen vor, man wählte schließlich den Entwurf von BSA aus, insgesamt 172 Fahrzeuge wurden bestellt.

Der zur BSA-Gruppe zählende Autohersteller Daimler begann mit der Produktion des Daimler Scout Car, der kurz „Dingo” genannt wurde. Er hat mit dem späteren, namensgleichen und auch beim Bundesheer verwendeten Allschutz-Transport-Fahrzeug von Krauss-Maffei Wegmann nichts zu tun. In dem Fahrzeug steckte jedenfalls auch viel österreichische Ingenieurskunst. Austro-Daimler hatte zusammen mit Steyr einen kleinen Spähwagen entwickelt, von dem Steyr vier Prototypen nach England lieferte. Dort sollte in Zusammenarbeit mit dem Automobilhersteller Morris und unter Verwendung eines Morris-Motors an der eingangs beschriebenen Ausschreibung teilgenommen werden. Weil Morris erhebliche Probleme mit dem Motor hatte, bekam letztlich Daimler den Zuschlag mit einem Prototypen, der dem österreichischen Projekt sehr ähnelte.

Der Daimler Scout Car war ein kleiner Scout Car für zwei Mann Besatzung und einer Bewaffnung, die normalerweise aus einem leichten Maschinengewehr bestand. Das Gewicht betrug rund drei Tonnen, der im Heck untergebrachte Sechs-Zylinder-Benzinmotor erbrachte bei 2,5 Litern Hubraum eine Leistung von rund 55 PS. Damit erreichte das allradgetriebene Fahrzeug (4×4) eine Geschwindigkeit von knapp 90 km/h.

Die Stärke der Frontpanzerung betrug erstaunliche 30 Millimeter. Einige Details machten den Einsatzwert des Fahrzeugs aus: Die Reifen waren beinahe aus Vollgummi und kaum kaputtzukriegen, das Getriebe hatte fünf Vorwärts- und fünf Rückwärtsgänge. Der leise Motor und eine niedrige Silhouette trugen zur Überlebensfähigkeit des Fahrzeugs bei. Der Beifahrer saß auf einem Drehstuhl, was es ihm ermöglichte, schnell von der Bedienung des Maschinengewehrs zum Funkgerät und umgekehrt zu wechseln. Im Frankreichfeldzug 1940 war der Daimler Scout Car der am meisten vertretene Spähwagen auf britischer Seite, was eine Schattenseite hatte: über 100 Stück gingen während der Kämpfe verloren.

Für den italienischen Kriegsschauplatz (1943 bis 1945) war der Daimler Scout Car das ideale Spähfahrzeug: seine hervorragende Geländegängigkeit ließ ihn auch katastrophale Straßen- und Geländeverhältnisse bewältigen, seine kompakte Bauweise mit relativ geringen Abmessungen war gut geeignet für die schmalen Straßen italienischer Bergdörfer. So spielte er eine große Rolle bei den Angriffen der alliierten Verbände (hauptsächlich der britischen 8th Army) auf die Gustav-Linie im April und Mai 1944.

Ein ähnliches Fahrzeug, der Lynx Scout Car, wurde in Kanada bei Ford produziert. Der Daimler Scout Car diente in der britischen Armee nicht nur als Panzerwagen für Aufklärungszwecke, sondern auch als gepanzertes Verbindungsfahr­zeug, zur Konvoisicherung, als Wagen für die vorgeschobenen Beobachter der Artillerie und dergleichen. Im Koreakrieg verwendeten die britischen Truppen das Fahrzeug, so in der „Battle of the Imjin River” (April/Mai 1951). In den unmittelbaren Nachkriegsjahren liefen Daimler Scout Cars und Daimler Armoured Cars in gemischten Spähtrupps der britischen Panzeraufklärer – eine sehr erfolgreiche Kombination, die später mit den Ferret- und Saladin-Spähpanzern dann fortgeführt wurde. 1952 wurde mit dem „Ferret” ein Nachfolger bei der britischen Armee eingeführt.

Die Daimler Scout Cars blieben trotzdem noch einige Jahre im Dienst der British Army. Den Schwachpunkten des Daimler Scout Cars versuchte man durch Konversionen zu begegnen.

Während der Unruhen in der Kolonie Malaya wurden etliche Daimler Scout Cars eingesetzt, auf den schmalen Dschungelpisten erwies sich aber der oben offene Kampfraum als gravierender Nachteil. So wurden bei vielen Daimler Scout Cars die Panzerwannen erhöht und oben durch ein Panzerblech (mit einer Einstiegsluke) verschlossen. Einige Fahrzeuge erhielten einen runden Drehturm (nicht unähnlich dem der Humber LRCs des Zweiten Weltkriegs mit einem Bren-MG). Im Jargon der Tommies hieß dieses Fahrzeug etwas spöttisch „Dingo Dustbin”.

Neben diesen Varianten gab es in einer Stückzahl von rund 20 Fahrzeugen Daimler Scout Cars mit oben geschlossenem Kampfraum und aufgesetztem Drehturm des Saracen APC (mit Kal. .30 Browning-MG). Die Umbauten wurden im Jahre 1956 bei E.C. McCann im südenglischen Poole durchgeführt. Eingesetzt wurden diese Fahrzeuge hauptsächlich zur Konvoisicherung. Einige liefen mit australischen Besatzungen, einige gehörten zu den im Malaya-Feldzug recht zahlreich eingesetzten Gurkha-Verbänden. Daimler Scout Cars, mit und ohne Drehtürme, bildeten den Grundstock der Federation of Malaya Reconnaissance Regiments und einige gingen nach ihrer Dienstzeit dort zur Polizei Malaysias.

Auch vom kanadischen Lynx Scout Car, der dem Daimler Scout Car bis auf Details äußerlich glich, gab es Varianten mit aufgesetztem Drehturm.

Der Autor dankt recht herzlich Herrn Simon Hamon für die zur Verfügung gestellten Fotos.

Quelle@Archiv, Simon Hamon
Hagen Seehase (Jahrgang 1965) absolvierte nach seinem Wehrdienst bei der deutschen Bundeswehr ein Studium der Germanistik und Geschichte. Heute ist er Lehrer im staatlichen Schuldienst und kann auf bislang 24 Buchveröffentlichungen zu historischen und militärhistorischen Themen zurückblicken. Hagen Seehase ist verheiratet, zwei Kinder, Jäger und Sportschütze, Segelflieger und Modellbauer.