Der japanische Vize-Verteidigungsminister Keitaro Ohno präsentierte mit dem zweistrahligen Militärtransportflugzeug Kawasaki C-2 auf der Dubai Air Show kürzlich erstmals ein japanisches Großprogramm international. Wir haben mit ihm über die Marktchancen des Lufttransporters, dessen Leistungsdaten und die neue politische Ausrichtung Japans gesprochen.

Herr Ohno, kann Japan nun dank der neuen Linie der Regierung Abe seine Rüstungsprodukte überallhin verkaufen und anbieten?
Das nicht, wir haben noch nicht im Einzelnen entschieden, wohin wir verkaufen dürfen und wohin nicht. Die Neuausrichtung erlaubt es uns nun aber, unsere Produkte zu präsentieren und an Ausschreibungen teilzunehmen. Wenn es in der Folge eine konkrete Anfrage aus einem Land gibt, kann die Regierung frei entscheiden, ob sie dorthin Militärgüter verkaufen will oder anhand unserer Sicherheitspolitik lieber darauf verzichtet.

Georg Mader
Keitaro Ohno ist Vize-Verteidigungsminister Japans.

Trotz Interesses und eines Anbots kann die Entscheidung also negativ ausfallen?
Natürlich. Die Erlaubnis ermöglicht den einschlägigen japanischen Herstellern anzubieten und zu liefern, wenn damit nach dem Prinzip des „proaktiven Pazifismus“ zu Frieden oder Stabilität beigetragen wird. Waffenexporte in Konfliktgebiete oder an Länder und Kunden, die eine Gefahr für die internationale Sicherheit darstellen, bleiben natürlich weiterhin untersagt.

Handelt es sich bei der Kawasaki C-2 um das erste international präsentierte Produkt?
Ja, da wir denken, dass es sich dabei um ein Produkt handelt, für das viele Länder Bedarf haben. Und es gibt auch bereits Interesse, von hier am Golf bis nach Neuseeland. Das Design erlaubt jedenfalls viel Potenzial für unterschiedlichste Szenarien bis hin zu humanitären Einsätzen.

Wie lange gibt es das Flugzeug schon? Und wie viele Stück wurden davon bereits gebaut?
Die C-2 wurde ab 2001 entwickelt, als Ersatz für den Vorgänger C-1, den die japanische Selbstverteidigungs-Luftwaffe (Anm.: JASDF) seit 40 Jahren nutzt. Ein Kriterium warum man sich gegen einen ausländischen Nachfolger entschied, war, dass beispielsweise die C-130 Hercules für viele unserer Einsätze um bis zu 50 Prozent zu klein ist, aber das doppelte Startgewicht der Boeing C-17 wiederum für viele Flugplätze speziell im pazifischen Raum zu hoch ist. Seit 2001 hat das Programm rund 260 Milliarden Yen (2,3 Milliarden Euro) gekostet. Der Erstflug fand 2010 statt, die Indienststellung erfolgte 2017 und aktuell sind elf Stück für die JASDF in Bau.

Und die Leistungsdaten …
… sind mit 4.500 Kilometer Reichweite bei 36 Tonnen Zuladung mit 0,82 Mach in bis über 13 Kilometer Höhe fast konkurrenzlos.

Interview & Fotos: Georg Mader

Der Autor ist Chefredakteur von Militär Aktuell. An militärischen Themen reizt ihn besonders die Melange aus Technik, Strategie und geomilitärischen Entwicklungen. „Und diese Mischung versuchen wir gut lesbar, mit einem ausgewogenen Verhältnis von Nähe und Distanz sowie Qualität in Text und Bild, für unsere Leser aufzubereiten.“