Während des Ersten Weltkriegs übernahm die österreichisch-ungarische Armee leichte Maschinengewehre vom Typ Madsen von der deutschen Armee und brachte sie in geringer Stückzahl im Gebirgskrieg gegen italienische Truppen zum Einsatz.

Ja, wenn er doch jetzt eine Muskete hätte, dann könnte er es sogar allein mit dem feindlichen Spähtrupp aufnehmen. So berichtete später der Protagonist in seinen Erinnerungen. Da er aber eben nicht über eine solche Muskete verfügte, besann er sich anders und unterließ ein Feuergefecht mit den italienischen Alpini.

So jedenfalls steht es in dem autobiographischen Kriegsroman „Sperrfort Rocca Alta”, geschrieben von keinem Geringeren als dem weltbekannten Bergsteiger und Regisseur Luis Trenker. Als junger Offiziersanwärter und später Leutnant hatte er den Gebirgskrieg zwischen Österreich-Ungarn und Italien im Ersten Weltkrieg miterlebt. Immerhin hatte er eine Vorstellung von den taktischen Möglichkeiten einer „Muskete”, die vorgesetzten Dienststellen in der k.u.k.-Armee schienen da wesentlich weniger orientiert.

Dabei war die Konstruktion gar nicht so neu. Schon 1883 arbeiteten Hauptmann Vilhelm Hermann Oluf Madsen von der dänischen Artillerie und Rustmester Julius A. Rasmussen vom Königlich dänischen Arsenal in Kopenhagen an einem Selbstladegewehr. Heraus kam das Forsøgsrekylgevær M.1888, eine Waffe, die zwar fortschrittlichster Konstruktion war, aber nicht so recht funktionieren wollte. Man verbesserte den Mechanismus und das überarbeitete Modell von 1896 wurde in einer geringen Stückzahl (50 bis 60 Exemplare) gefertigt. Die dänische Marine rüstete damit Besatzungsmitglieder ihrer Küstenforts aus.

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Deutsche Maschinengewehrgruppe mit Madsen-LMG.

Inzwischen hatten mehrere Investoren eine Firma gegründet, die Dansk Rekyl Riffel Syndikat A/S, die Madsen und Rasmussen die Patente abkaufte. Bei der Firma hatte Leutnant Jens Schouboe eine leitende Position. Er verbesserte den Mechanismus der Waffe laufend und meldete Patente an. Eines davon bezog sich auf ein leichtes Maschinengewehr, das die Konstruktionsmerkmale des ursprünglichen Selbstladegewehrs mit einigen Verbesserungen Schouboes vereinte. Trotz des ausgesprochen komplizierten Selbstladevorgangs, der entfernt an den Peabody-Martini-Blockverschluss erinnerte, funktionierte die Waffe mit der dänischen Standardmunition 8 x 58RD  und auch mit der dänisch-norwegischen Patrone 6,5 x 55 recht gut.

Im Jahre 1903 beschaffte die dänische Armee dann das leichte Maschinengewehr mit der Bezeichnung Madsen. Dänischer Kriegsminister war zu jener Zeit kein geringerer als Vilhelm Hermann Oluf Madsen, der für jedes produzierte Maschinengewehr Tantiemen erhielt. Insgesamt 1.250 Exemplare wurden ab 1902 auch an die russische Armee geliefert. Die Russen rüsteten damit ihre Kavallerie aus und setzten sie im Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 ein. Auch Belgien stattete in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg seine Carabiniers-Mitrailleurs mit einer kleinen Anzahl an Madsen-LMG aus.

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Belgische Carabiniers-Mitrailleurs mit Madsen-LMG (Aufnahme vor 1914).

In Großbritannien hatte die dänische Firma hingegen kaum eine Chance, ihre Waffe zu vermarkten, da das Empire im Lande produzierte Waffen präferierte. Also vergab man eine Lizenz an die Firma Rexer Company in London, die die Waffe im britischen Standardkaliber .303 fertigte. Ins Arsenal der britischen Truppen gelangte sie während der „Natal Rebellion” im Jahr 1906. Unzufriedene Zulus unter der Führung von Bambatha kaMancinza griffen damals – aufgebracht über hohe Steuern – zu den Waffen. Rund 4.300 Mann unter Colonel Duncan McKenzie schlugen den Aufstand nieder, darunter waren fast 3.000 Milizsoldaten. Eines der Milizregimenter, die Zululand Mounted Rifles, wurde von Colonel Friend Addison kommandiert, der acht Rexer LMG aus London mitbrachte. In London lebende Südafrikaner aus Natal hatten die Waffen für 80 Pfund das Stück erworben (bis in die 1930er-Jahre konnte man in Großbritannien Maschinengewehre frei erwerben, ohne dass es zu Chaos und Anarchie gekommen wäre). Da die Firma Rexer schon 1911 aufgrund patentrechtlicher und anderer Schwierigkeiten aufgelöst wurde, war ihr Verkaufserfolg insgesamt eher mager: 1906 hatte man genau die acht erwähnten Rexer LMG in .303 nach Natal verkauft, nebst 27 LMG im Kaliber 7 x 57 nach Mexiko. 50 Waffen waren noch am Lager.

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Deutsche Soldaten mit erbeutetem Lewis LMG und Madsen LMG.

Die Waffen der Natal-Miliz kamen später bei Lieutenant J. Arnotts Machine Gun Section, 1st Battalion, Cape Corps, in Deutsch-Südwestafrika, dann in Deutsch-Ostafrika gegen die deutsche Schutztruppe zum Einsatz. Das war schon im Ersten Weltkrieg, der den Einsatz der Madsen LMG an vielen Fronten sah. Großbritannien orderte 200 Madsen in Dänemark, es war sogar an eine Lizenzfertigung bei Rolls-Royce gedacht. Weil die zur Produktion notwendigen Unterlagen aber zu ungenau waren, wurde der Plan 1916 oder 1917 fallengelassen. Die Russen bestellten weitere Maschinengewehre, die sie auch zur Ausrüstung ihrer (kleinen) Fliegertruppe nutzten. Das deutsche Kaiserreich verschaffte sich Madsen LMG, diese Waffen – Quellen sprechen von 500 Stück – wurden erprobt und an der Front eingesetzt. Vermutlich gelangten die leichten Maschinengewehre durch einen Tarnkauf in deutsche Hände. Es waren mehrere Hundert Madsen aus Brasilien zum Hersteller zur Überarbeitung zurückgesendet worden. 660 Stück lagerten bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Kopenhagen, die französischen Regierung wollte den Posten übernehmen, trat dann aber zurück und das (noch) neutrale Bulgarien sprang ein und kaufte die Waffen, von denen nur wenige zur Bewaffnung der bulgarischen Truppen dienen sollten. Die meisten kamen in deutsche Hände, von denen sie auf 8 x 57 umgerohrt wurden. Im Sommer 1915 konnte die Gewehr-Prüfungskommission (G.P.K.) dem Kriegsministerium melden, dass die Madsen-Gewehre zur Kriegsverwendung bereit ständen. Als Verschleierungsmaßnahme erging am 1. Juli 1915 an die G.P.K. die kriegsministerielle Verfügung: „Es liegt Veranlassung vor, die Madsen-Gewehre künftig ,Musketen’ zu nennen.” Am 10. August 1915 wurde das erste „Musketen-Bataillon” gebildet, später kam noch ein weiteres hinzu. Pro Kompanie waren 30 Madsen-LMG zugeteilt, die ersten – noch zu Übungszwecken – ausgegebenen Madsen-LMG waren russische Beutewaffen. Am 10. März 1916 erfolgte die erste Umbenennung: Die beiden Musketen-Bataillone erhielten die offizielle Bezeichnung IV. beziehungsweise V. Bataillon Infanterie-Leibregiment Großherzogin (3. Großherzogl. Hessisches) Nr.117.

Die drei Kompanien vom Musketenbataillon 1 bildete die 15., 16. und 17. Kompanie, die beiden Kompanien des Musketenbataillons 2 die 18. und 19. Kompanie. Nachdem die Madsen-LMG aufgebraucht worden waren, bekamen beide Musketen-Bataillone erbeutete Lewis-Maschinengewehre. Allerdings wurde dann das MG 08/15 das Standard-LMG der deutschen Armee, wobei LMG bei einem Waffengewicht von annähernd 20 Kilogramm ungeladen wohl eine Verharmlosung darstellt. Dagegen wog das Madsen-LMG in seiner Ursprungsversion weniger als die Hälfte, und so kam es, dass Deutschlands Verbündeter Österreich-Ungarn Interesse an dem LMG zeigte. Man erprobte die Waffe und war sichtlich überzeugt. Die Waffen der Österreicher waren übrigens auf die deutsche Patrone 8 x 57IS eingerichtet.

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Österreichische Truppen am Kleinen Lagazuoi mit Muskete (Madsen-LMG).

Man hatte über die taktischen Verwendungsmöglichkeiten allerdings wohl keine klaren Vorstellungen. Es wurden „Musketen-Patrouillen” (man hatte neben den Waffen auch ihre deutsche Tarnbezeichnung übernommen) aufgestellt, die im Gebirgskrieg das Vorhandensein schwerer MG vortäuschen sollten. In den Dienstvorschriften wurde dringend empfohlen, nur schnelles Einzelfeuer zu schießen. Man stattete Scharfschützen mit dem Madsen, pardon der Muskete aus. Das größte Manko war aber die Tatsache, dass man so wenig Strück davon hatte. Auch Leutnant Trenker hätte gerne eine gehabt.

Einige Madsen-LMG gelangten schon im Ersten Weltkrieg nach Bulgarien, in den 1920er-Jahren wurden weitere hinzugekauft. Im Zweiten Weltkrieg dienten sie zur Bewaffnung der bulgarischen Kavallerie.

In Frankreich war das Madsen ausgiebig getestet worden und obwohl wie erwähnt aus der Übernahme der ex-brasilianischen Waffen nichts wurde, orderte man 1915 Madsen-LMG für die Fliegertruppe und die Infanterie, Anfang 1918 waren noch 381 in den französischen Beständen. Nach 1920 bestellte man 300 neue Waffen, mit denen die Fremdenlegion nebst Einheiten der Kolonialinfanterie für den Einsatz in Marokko und dem Libanon ausgerüstet wurde. Auch das Königreich Jugoslawien orderte Madsen-LMG in kleiner Anzahl, aufgrund des relativ hohen Preises entschied man sich aber für ein tschechisches MG-Modell zur ordonnanzmäßigen Bewaffnung der Truppe.

In Lateinamerika fand das Madsen große Verbreitung, neben Mexiko verwendete auch Brasilien die Waffe (jeweils in 7 x 57). Paraguay und Bolivien setzten Madsen-LMG gegeneinander im Chaco-Krieg ein (7,65 x 53) und Argentinien nutzte die Waffe im gleichen Kaliber.

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Musketenabteilung des II. Baons der k.u.k.Armee mit Madsen-LMG.

1915 entschied sich die Führung der Königlich-niederländischen-Indienarmee (KNIL) für die Einführung des Madsen. Verschiedenen Varianten im niederländischen Armeekaliber 6,5 x 53 liefen über die Jahre zu. 1925 kam eine verbesserte Ausführung, der M.25 Karabijnmitrailleur, zur Einführung. Die verbesserte Waffe hatte einen kürzeren Lauf und ein sehr hohes Zweibein. 1942 wurde die KNIL durch die japanischen Invasionstruppen auf dem Territorium des heutigen Indonesien vernichtend geschlagen. Es gab nur noch kleinere KNIL-Verbände, die sich hatten nach Australien retten können, dazu KNIL-Besatzungen auf den niederländischen Antillen und in Surinam. Als man den Waffenbestand der KNIL auf den Antillen im Jahre 1942 inventarisierte, zählten die Verantwortlichen gerade noch vier Madsen-LMG.

Nach dem Ende der japanischen Besatzungszeit in Niederländisch-Ostindien tauchten etliche Madsen wieder auf, man übernahm sie kurzerhand wieder ins Inventar, das dank britischer und amerikanischer Hilfslieferungen sehr buntscheckig aussah. Bei einer Inventur 1950 fand man bei der KNIL in Ostindien noch 126 Stück. Die meisten Maschinengewehre der KNIL waren da schon auf .303 und .30-06 eingerichtet.

Die Norweger nutzten das LMG als Standardbewaffnung. 278 Stück vom Modell Madsen M/14 hatte man in Dänemark gekauft, 179 für das Heer, 99 für die Marine. Insgesamt 704 Stück fertigte man bei Kongsberg in Lizenz. 1922 kam das Nachfolgemodell M/22 in Produktion, das bis 1932 produziert wurde. Die Waffe wurde im norwegischen Armeekaliber 6,5 x 55 ebenfalls bei Kongsberg in einer Stückzahl von 2.595 Exemplaren gefertigt und galt als zuverlässig. Norwegische Infanteriedivision hatten 192 oder 288 LMG Madsen, je nachdem, ob die Division aus zwei oder drei Regimentern bestand.

Die Dänen hatten eine offiziell 8mm Madsen Rekylgevær M/24 genannte Version. Eine dänische Infanteriedivision (von denen es zwei gab) verfügte über die beeindruckende Zahl von 1.248 Madsen-LMG. Sowohl Norweger als auch Dänen nutzten die Madsen-LMG gegen einmarschierende deutsche Truppen 1940, danach gingen viele Waffen in den Bestand der Wehrmacht über. Die Madsen-Maschinengewehre wurden auch unter deutscher Besetzung in Dänemark weitergefertigt, spielten eine Rolle bei den deutschen Besatzungstruppen in den nordischen Ländern. Die dänischen Madsens firmierten unter den Bezeichnungen 8mm MG 158 (d) und 8mm MG 159 (d), die norwegischen unter 6,5mm MG 102 (n) und 6,5mm MG 103 (n).

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Norwegisches Madsen M22.

Die Armeen der baltischen Republiken nutzten Madsen- beziehungsweise Rexer-Maschinengewehre in .303, die zusammen mit P-14-Gewehren und Ross-Gewehren aus Großbritannien geliefert wurden. Estland kaufte 1937 von Finnland 612 Madsen-LMG Modell M/20, Kaliber 7,62 x 53R. Finnland hatte 1920 die ersten Madsen erhalten: 162 Stück. Im Jahre 1928 besaß man dann 729 Stück der Waffe, war aber nie so recht glücklich damit. Im Zweiten Weltkrieg kamen die Restbestände nicht mehr zum Einsatz, 1960 verkaufte man sie an Interarmco. Finnland war auch auf Umwegen in den Besitz einer gewissen Anzahl eines weiteren Madsen-Modells gekommen: 1914 hatte Schweden für seine Kavallerie das Modell kulsprutegevär m/1914 eingeführt, ein Madsen-Modell umgeändert auf Kaliber 6,5 x 55. Viele wurden während des Winterkrieges 1939/40 an Finnland weitergegeben, die Finnen nutzten die Waffen bei der Küstenverteidigung und zur Fliegerabwehr.

Ungarn führte 1924 das Madsen als Madsen Könnyü Géppuska 24.M ein. 1931 wurden sie bei der Truppe durch eine modernere Waffe ersetzt, 1943 kamen sie nach den exorbitanten Verlusten der ungarischen Armee an der Ostfront wieder zur kämpfenden Truppe.

Exemplare der Modellvarianten M1908 und M1916 wurden zusammen mit Rexer-Varianten aus britischer Fertigung nach China geliefert und sahen verbreiteten Einsatz.

Eine Variante, die für Gurtzuführung eingerichtet war, wurde im Kaliber 8 x 57 gefertigt und war zur Bewaffnung von Panzerfahrzeugen vorgesehen. Auch die Panzerwagenschwadronen der portugiesischen „Guarda Nacional Republicana” verwendeten diese Waffe. Ein paar Dutzend Madsen-MG in .303 waren zudem bei der irischen Armee als Fahrzeugbewaffnung im Einsatz, bevor die Waffen in den 1950er-Jahren durch Browning-MG ersetzt wurden.

In demselben Jahrzehnt ersetzte auch das Königreich Dänemark seine letzten Madsens, 1955 wurde der Waffentyp offiziell ausgeschieden, obwohl man in der Form der Modelle M/46 (von Chile verwendet) und M/50 schon eine funktionierende, auf das verbreitete Kaliber .30-06 eingerichtete Variante der Waffe in Produktion hatte (später wurden Waffen dieser Baureihen auch auf die NATO-Standardpatrone 7,62 x 51 aptiert).

Da nahm die Karriere des leichten Maschinengewehrs in den Überseegebieten Portugals noch einmal Fahrt auf: Madsen in .303 gehörten seit 1930 zum Bestand der portugiesischen Afrikaarmee (portugiesische Modellbezeichnung: m/930), 1940 kaufte man in Deutschland Waffen in 8 x 57 (Modell m/940). Auf das deutsche Kaliber rüstete man 1941 viele der Waffen vom Typ m/930 um, es entstand das Modell m/930-41. Immerhin hatte man jetzt Kalibergleichheit mit einem anderen Veteranen: die portugiesische Armee verwendete auch noch das MG Dreyse (MG 13). Nach dem Ende des portugiesischen Kolonialreiches in Afrika 1974 verschwanden die letzten Madsen aus dem Arsenal der portugiesischen Armee. In einem anderen portugiesischsprachigen Land wollten man sich von ihnen aber noch nicht trennen: die Polícia Militar do Estado do Rio de Janeiro, die paramilitärische Polizei des Bundestaates Rio de Janeiro, setzte gegen Drogenbanden bis ins 21. Jahrhundert die betagten dänischen Veteranen ein. Ursprünglich im Kaliber 7 x 57 wurden die Waffen von IMBEL (Indústria de Material Bélico do Brasil) auf .308 umgerohrt.

Quelle@Archiv, K.u.k-Kriegspressequartier, Manxruler