Auf dem Brünner Messegelände ging in den vergangenen Tagen die 17. Ausgabe der Internationalen Messe für Verteidigungs- und Sicherheitstechnologien IDET über die Bühne. Mit dabei war neben 551 Ausstellern aus 29 Ländern auch Militär Aktuell. Ein Blick auf die Highlights.

Eröffnet wurde die Messe vom stellvertretenden tschechischen Verteidigungsminister Daniel Blažkovec, Verteidigungsministerin Jana Černochová weilte zu der Zeit in der USA. Zusammen auf der Bühne mit den Armeespitzen und der Landeshauptfrau des Bezirks Brünn und Branchenvorsitzenden der tschechischen Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie unterstrich er die Bedeutung und die Geschichte dieser in Tschechien auch als globaler Exportfaktor höchst etablierten Branche. Ebenso betonte er die Wichtigkeit der Nachrüstung angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine wie auch die weitere Unterstützung Kiews durch die Prager Regierung.

@Georg Mader
Eröffnung der IDET-Messe mit dem stellvertretenden Verteidigungsminister Daniel Blažkovec, Armee-, Politik- und Industriespitzen.

„Angesichts des Krieges in der Ukraine und der Veränderung des internationalen Sicherheitsumfelds ist es wichtiger denn je, die Modernisierung der Streitkräfte als auch den Ausbau der Kapazitäten der heimischen und europäischen Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie so weit wie möglich zu unterstützen”, so Blažkovec.

Zu sehen gab es auf dem Messegelände dann einiges – etwa von Tatra. Der in Kopřivnice beheimatete tschechische Fahrzeugbauer rückte einen Phoenix 8×8 und einen Titus sowie einen Force 4×4 und Force 6×6 ins Rampenlicht. Mit Blick auf den österreichischen Markt betonten Tatra-Österreich Repräsentant Anton Bucek und Defence Programmdirektor Tomáš Mynarčík neben der Listung der Fahrzeuge bei der Bundesbeschaffung (BBG) vor allem deren hohe Geländegängigkeit und Manövrierbarkeit. „Wir fahren dort, wo andere nicht mehr hinkommen”, so Bucek.

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Vertrag fixiert: Auf der IDET wurde das Government-to-Government-Geschäft der tschechischen und der schwedischen Regierung über den Kauf von insgesamt 246 CV 90-Schützenpanzern offiziell.

Am Stand von BAE Systems drehte sich hingegen alles um den Schützenpanzer CV 90, an dem Tschechien schon länger Interesse zeigte. Im vergangenen Sommer hatte die Regierung in Prag dann nach einem gescheiterten Beschaffungsprozess mit mehreren Herstellern Gespräche mit der schwedischen Regierung über ein Government-to-Government-Geschäft aufgenommen, am ersten Messetag wurde der Kaufvertrag offiziell unterschrieben. Die tschechische Armee erhält voraussichtlich ab 2026 insgesamt 246 Fahrzeuge des Typs in sieben Variationen. Der Kaufpreis liegt bei knapp 2,5 Milliarden Euro.

Auch bei Lockheed Martin stand ein Produkt im Mittelpunkt, das schon bald Teil der tschechischen Streitkräfte sein könnte: Der US-Rüstungskonzern präsentierte ein Modell eines F-35 mit tschechischen Hoheitsabzeichen. Die Regierung in Prag hatte im vergangenen Herbst beim Pentagon eine Angebotsanfrage über 24 Kampflugzeuge des Typs eingereicht. Diese sollen den aktuell und noch bis 2027 von Schweden geleasten 14 Saab Gripen nachfolgen.

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Die Passiv-Ortungsfirma ERA präsentierte ihr passives (nicht emittierendes) Luftraumüberwachungssystem VERA-NG, damit sind die Tschechen Weltmarktführer. Wie uns Sales Manager Jiří Kukla verriet, wird das neue ERA OTH-Radar (Over the Horizon) von der Troposphäre abstrahlen und damit auf bis zu 700 Kilometer Reichweite kommen. Bei Aero Vodochody konzentrierte sich alles auf den neuen Jet-Trainer L-39NG, den die Tschechen auch gerne als Saab 105-Nachfolger in Österreich platzieren möchten. Vor Ort konzentrierten sich die Firmenvertreter rund um Verkaufsleiter Zdenek Hlacik auf Gespräche mit einer slowakischen Delegation. Nach Ungarn, Vietnam und Tschechien könnte Bratislava der vierte L-39NG-Kunde werden.

Die Bundesheer-Delegation rund um Brigadier Georg Kollmann aus der Rüstungsdirektion interessierte sich unter anderem für den Leopard 2A7 und mögliche Ableitungen daraus für die anstehenden Obsoleszenzenbereinigung bei den rot-weiß-roten Leopard 2A4. Und auch österreichische Unternehmen waren rund um den Stand der Arge Sicherheit & Wirtschaft in der WKO präsent: Pik-As-Geschäftsführerin Christina Polster präsentierte das Portfolio des auf Leistungsrelais, Steckverbinder, Sonderschalter und LED-Leuchten spezialisierten burgenländischen Global Player, das Team rund um Drone Passion-Geschäftsführer Patrick Esser und Project Manager Simon Aulehle gab Einblicke in das Thema Drohnendetektion und Funkverbindungsstörung (Jammen) sowie Ausblicke auf das erste selbst entwickelte Anti-Drohnen-System, das man in den kommenden Monaten auf den Markt bringen möchte.

Ebenfalls präsent: Hirtenberger, Pewag, Hensoldt Analytics und Blackshark. Geht es nach Roman Rauch, dem österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Prag, dann sollen bei der nächsten IDET „schon alleine aufgrund der räumlichen Nähe zu Österreich” deutlich mehr rot-weiß-rote Firmen präsent sein.

@Georg Mader
Rheinmetalls AHEAD-Munition soll auch für die österreichischen 3,5-Zentimeter-Flugabwehrkanonen zulaufen.

Rheinmetall baute seinen Stand rund um einen Skyranger-Turm auf, der in Tschechien möglicherweise auf den neuen CV 90 und Pandur 8×8 aufgebaut werden könnte. Zuletzt hat sich Dänemark für das Luftverteidigungssystem entschieden, eine geplante leichtere Version des Turms könnte auch auf dem Pandur Evolution von General Dynamics European Land Systems-Steyr einsetzbar sein, womit die Rheinmetall-Lösung möglicherweise in den kommenden Jahren auf neuen Radpanzern (eine Beschaffung ist geplant) auch in Österreich eingeführt werden könnte. Bereits fix eingeplant beim rot-weiß-roten Heer ist die von Rheinmetall in Brünn ebenfalls gezeigte „tempierte” Zerleger-Munition Ahead für die 3,5-Zentimeter-Fliegerabwehrkanonen.

@Georg Mader
Sky Spotter von Rafael – ein Passivradar mit bis zu zehn Kilometern Reichweite.

Auch unverzichtbar bei einem geplanten Neuinvest in bodengebundene Luftraumüberwachung und Air Defence ist ein Eigenschutz-Passivsensor für die eigenen Anlagen, wie beispielsweise der von der israelischen Firma Rafael präsentierte Sky Spotter mit bis zu zehn Kilometern Reichweite. Eurospikes Sales Manager Florentin Ade gab einen Einblick in das Lenkwaffenportfolio (von Spike SR und LR2 bis ER2) des Joint Ventures von Diehl Defence, Rafael und Rheinmetall und auch am Stand von Saab drehte sich alles um Panzerabwehrwaffen. Ähnlich wie Lockheed hatten die Schweden ein Modell eines Gripen vor Ort.

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Was es sonst noch zu sehen gab? Der tschechische Anhänger-Hersteller Agados zeigte einen Trailer für den auch beim Bundesheer eingeführten Hägglunds von BAE Systems und der türkischer Rüstungskonzern Aseslan gab auf einem großen Stand gleich neben Rheinmetall einen breiten Einblick in sein Angebot. Von den großen internationalen Anbietern waren außerdem Elbit, Nexter, Diehl Defence, Patria, Northrop Grumman LITEF, MBDA, Israel Aerospace Industries (IAI) und Krauss-Maffei-Wegmann in Brünn.

Beim Eingang der Messehalle P präsentierte sich unter dem Motto „Alt gegen Neu” anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens auch die tschechische Armee. Dabei wurde alte Ausrüstung gezeigt, mit der die Armee im Jahr 1993 bewaffnet wurde, aber auch neues Gerät. So waren dort beispielsweise das alte Anti-Chemie-Fahrzeug BRDM-2 und dessen moderner Nachfolger Iveco LOV CBRN zu sehen, außer ein T-72 M4-Kampfpanzer und ein moderner Leopard 7 2A1. Weitere Exponate: Alte schultergestützte Boden-Luft-Raketen vom Typ Strela S2-M und ihre moderneren Nachfolger RBS-70NG von Saab, das Kommando- und Stabsfahrzeug R-5M Bečva auf einem BMP-1-Fahrgestell versus dem neuen Radpanzer Titus von Nexter.

@Georg Mader
Der mächtige Starkom-Störsender am Freigelände der IDET.

Zu den ausgestellten Neuanschaffungen gehören auch das 3D-Radar MADR und der mobile Störsender Starkom auf einem Tatra-Fahrgestell. Damit lassen sich nicht nur Telefonsignale, sondern auch WLAN, GPS und zahlreiche weitere Sender stören. Mächtig Eindruck machte dann knapp vor dem Ausgang noch die Doorgun beim ausgestellten Mi-17-Hubschrauber der Tschechen (siehe Fotogalerie oben).

Quelle@Georg Mader, Matthias Heigl