Knapp 1.000 österreichische Soldaten stehen aktuell im Auslandseinsatz – eine Frau kennt sie fast alle: Margot Puschl, ärztliche Leiterin des Instituts für International Medical Support und Impfchefin des Bundesheers.

@Sebastian Freiler
Dr. Margot Puschl waltet ihres Amtes.

Auslandseinsatz! Das stellt für die meisten Soldaten eine Ausnahmesituation dar. Monatelang fern der Heimat den Dienst unter anderen klimatischen Bedingungen in einer Krisenregion zu versehen ist eine Herausforderung, die nicht unterschätzt werden sollte. Die Vorbereitungen dafür dauern daher meist auch mehrere Monate, schließen Übungen ebenso mit ein wie unterschiedliche Tests und Gesundheitsuntersuchungen. Bei letzteren gilt es drei verschiedene Komponenten zu testen: Psychologie, Sport und Medizin.

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Alltag im IMS: Ein Besuch beim Augenarzt und …

Während die beiden erstgenannten Bereiche anderswo abgeklärt werden, liegt alles medizinische in der Verantwortung von Dr. Margot Puschl, ärztliche Leiterin des Instituts für International Medical Support & Impfzentrum (kurz: IMS). Bei ihr im Wiener Heeresspital lassen sich jedes Jahr rund 3.600 Soldaten, aber auch Polizisten auf ihre Auslandstauglichkeit testen und gegen die gängigsten gesundheitlichen Gefahren schützen. Auf dem Programm stehen Laboruntersuchungen, Innere Medizin inklusive EKG, ein Besuch beim HNO-, Augen- und Zahnarzt, beim Urologen und Dermatologen.

„Die Eignung ist dann für drei Jahre gültig”, sagt Dr. Puschl im Gespräch mit Militär Aktuell. „Wir vergeben drei Kalküle: ,geeignet’, ,vorübergehend ungeeignet’ oder ,ungeeignet’. Bei ,vorübergehend ungeeignet’ handelt es sich um kleinere Mängel, die in der Regel leicht zu beheben sind. Der Proband braucht etwa eine neue Brille, muss einen Zahn plombieren oder einen Nierenstein entfernen lassen. Gänzlich ungeeignet sind nur weniger als ein Prozent aller, die zu uns kommen.“ Nicht nur bevorstehende mehrmonatige Einsätze fallen in Dr. Puschls Aufgabengebiet, sie führt auch täglich Kurzuntersuchungen durch. „Für Führungspersonal, das Konferenzen oder Kurse im Ausland besucht. Da reichen Anamneseerhebung, ein internistischer Status und ein EKG sowie die nötigen Impfungen.”

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… ein EKG sowie das Abhören der Lunge lassen darauf schließen, ob ein Soldat fit für einen Auslandseinsatz ist.

Auslandseinsatz ist nicht gleich Auslandseinsatz. Oft weiß man bei der medizinischen Testung noch nicht, in welches Gebiet es den Soldaten verschlagen wird. Gibt es also ein Basispaket, das man allen künftigen Auslandsgehern pro forma impfen kann? „Nein”, sagt Dr. Puschl. „Alle Soldaten des Bundesheers verfügen nämlich ohnehin über einen aufrechten Impfschutz für den mitteleuropäischen Raum. Der wird durch weitere Impfungen ergänzt, sobald das Zielland bekannt ist.” KIOP- Soldaten (Kräfte für internationale Operationen) haben stets einen aktuellen Impfstatus für alle Standardmissionen des Bundesheeres (im Kosovo, Libanon und in Bosnien) um bei Bedarf innerhalb weniger Tage in den Einsatzraum verlegt werden zu können. Noch besser geschützt sind die Kräfte des Jagdkommandos: Sie verfügen immer über einen weltweiten Impfschutz.

„Ausnahmslos alle Impfungen, die für einen weltweiten Impfstatus erforderlich sind, haben wir vorrätig”, erklärt Dr. Puschl. Das sind die Impfungen gegen Diphtherie-Tetanus-Polio-Pertussis, FSME, Hepatitis A & B, Masern-Mumps-Röteln, Meningokokken, Japan-Enzephalitis, Cholera, Tollwut, Typhus, HiB, Varizellen und Pneumokokken sowie die saisonale Influenzaimpfung. Auch die Gelbfieberimpfung, die nur an vom Gesundheitsministerium zertifizierten Stellen geimpft werden darf, erhalten die künftigen Auslandsgeher im Heeresspital. Fährt jemand etwa zu einem Auslandseinsatz nach Afrika, kommt er am IMS nicht vorbei. „Die Lebendimpfung gegen Gelbfieber gibt’s nur hier, sie darf in keiner anderen Truppenambulanz in ganz Österreich geimpft werden”, ergänzt Dr. Puschl.

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Dr. Margot Puschl und ihr Team, Offiziersstellvertreter Günther Schreiner (links) und Dr. Wolfgang Kroboth.

Egal, wohin die Soldaten geschickt werden, die Untersuchungen sind für alle gleich. „Lediglich die Impfungen und reisemedizinische Beratung sind individuell. In Ländern, in denen es Malaria und andere durch Mücken übertragbare Krankheiten gibt, ist es wichtig, nicht nur täglich die Malaria-Prophylaxe einzunehmen, sondern auch zu wissen, wie man sich schützt. Gegen Krankheiten wie Zika, Dengue oder Chikungunya gibt es keine Prophylaxe. Ganz wichtig ist es dann, Mückenschutz zu verwenden und zum Beispiel stehende Gewässer vor allem in der Dämmerung zu meiden”, warnt Dr. Puschl. Auch die Tollwut ist in vielen Einsatzgebieten, etwa am Balkan, noch ein großes Thema. Besonders freilaufende Hunde und Fledermäuse stellen ein Risiko dar, in den Tropen auch Affen. „Tollwut ist eine Erkrankung, die, wenn sie einmal ausgebrochen ist, zu hundert Prozent tödlich verläuft”, erklärt die ärztliche Leiterin. Kein Wunder also, dass die Impfung dagegen beim Bundesheer für Auslandseinsätze Standard ist.

Immer auf dem neuesten Stand ist das IMS übrigens beim Thema „Medical Intelligence”. Dafür sorgt ein österreichischer Verbindungsoffizier bei der Deutschen Bundeswehr in München. Alle Infos über weltweite gesundheitliche Bedrohungen und medizinische Infrastrukturen meldet er regelmäßig nach Wien. Damit unsere Soldaten im Ausland bestens geschützt sind.

Quelle@Sebastian Freiler
Conny Derdak ist freie Redakteurin bei Militär Aktuell. Sie liebt es, bei ihren Recherchen in andere Welten einzutauchen und verschiedenste Persönlichkeiten kennenzulernen. Am Österreichischen Bundesheer schätzt sie besonders dessen klare Strukturen und großen Abwechslungsreichtum.