Lange hat es gedauert, nun dürfte ein Entscheid über die Nachfolge der altersschwachen Alouette III-Hubschrauber des Bundesheeres (Militär Aktuell berichtete) gefallen sein: Laut einem aktuellen Bericht der Kronen Zeitung hat sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner für Gespräche mit der italienischen Regierung und dem italienischen Militär bezüglich einer möglichen gemeinsamen Beschaffung des italienischen Mehrzweckhubschraubers AW169 von Leonardo und damit gegen die Konkurrenz von Airbus Helicopters und Bell entschieden.

Nachdem zuletzt vor allem Bell und Airbus Helicopters ordentlich die Werbetrommel gerührt hatten (siehe Links zu unseren Berichten am Textende), fiel die Wahl nun auf den größten der drei potentiellen Alouette III-Nachfolger. Das Beschaffungsvolumen der insgesamt 18 Hubschrauber liege laut Katastrophenschutzpaket aus 2018 und laut heutiger Krone bei rund 300 Millionen Euro, wie geplant sollen zwölf Hubschrauber in Aigen stationiert werden und dort als reine Einsatzmaschinen Verwendung finden und die anderen sechs Stück zur Ausbildung neuer Piloten eingesetzt werden. Gegenüber dem Autor wurde dazu stets betont, dass diese Maschinen – abhängig von der Anzahl der Pilotenanwärter – durch die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule in Langenlebarn rotieren sollen, die Ausstattung soll daher „baugleich” sein.

@Leonardo
Der AW169 von Leonardo ist der größte der drei in Frage gekommenen Hubschrauber, allerdings auch der leistungsfähigste

Aufgrund der Größe des Basisentwurfs des AW169 (4,6 Tonnen, bis zu zehn Personen können transportiert werden) kann die Beschaffung – nicht wegen der Qualität des Geräts aber hinsichtlich der Lebenszykluskosten – durchaus auch kritisch gesehen werden. Denn zwar können mit dem großen Ladevolumen alle Aufgabenstellungen (Transport, Löscheinsätze, …) mehr als nur erfüllt werden, im Vergleich zum Bell 429 und dem Airbus H-145M fallen aber deutlich höhere Betriebskosten an. Das scheint – angesichts einer auch in Hinkunft nicht zu erwartenden massiv positiveren Budgetentwicklung – gerade im Ausbildungsbereich suboptimal.

Möglich aber auch, dass man beim Heer mit der Beschaffung bereits in die Zukunft blickt, wenn man spätestens 2030 auch einen Nachfolger für die AB-212 haben sollte (Militär Aktuell berichtete). Denkbar, dass der AW169 nun sowohl als Alouette III-Nachfolger, als auch als AB-212-Nachfolger eingeplant ist. Wenn man aber die gesamte Transport(raum)kapazität ALLER Muster NACH einem Ausscheiden von AB-212 und OH-58B beispielsweise in „Lifts” rechnet, müsste man jetzt wohl deutlich mehr als 18 Exemplare des italienischen 5-Tonners ins Auge fassen.

Im Gespräch mit Leonardo-Manager Cesare Caccia

Laut Informationen der Kronen Zeitung soll der erste italienische Hubschrauber bereits Mitte 2022 in Österreich landen. Zwei Drittel der 300 Millionen Euro seien für den Ankauf der Drehflügler eingeplant, der Rest für Technik, Logistik, die Ausbildung neuer Piloten sowie die neue Infrastruktur. Selbstverständlich kann diese Summe – aber das wäre bei jeder Type so – gemäß der internationalen Regel von Beschaffung zu Betriebskosten im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel keinesfalls die Lebenszykluskosten abbilden. Und dabei hätten wir die wohl an einem Teil der Zellen sehr wohl geplanten Bewaffnung noch gar nicht thematisiert – das Gerät wird schließlich trotz zivilem Basis-Design zur militärischen Verwendung beschafft.

Weiterführende Informationen: Interview mit Leonardo-Manager Cesare Caccia, Interview mit H-145M-Programmchef Mark Henning und Interview mit Bell Europa-Geschäftsführer Duncan van de Velde.

Hier geht es außerdem zu weiteren Meldungen rund um Leonardo, hier zu weiteren Meldungen rund um Hubschrauber-Hersteller Bell und hier zu weiteren Meldungen rund um Airbus Helicopters.

Quelle@Leonardo
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.