Vor einigen Tagen vermeldeten die Social Media-Kanäle von „Made in Russia”, dass der staatliche russissche Flugzeugbaukonzern OAK (im Technologie-Konglomerat ROSTEC) bereits Ende November das erste in Serie produzierte Kampfflugzeug der 5. Generation vom Typ Su-57 (NATO-Rufname „Felon”) an ein Regiment der russischen Luftwaffe (VKS) im südlichen Militärbezirk geliefert habe.

Bislang stand das Testprogramm hauptsächlich unter der Ägide des Herstellers OAK beziehungsweise unter der langjährigen Leitung von Suchoj-Cheftestpilot Sergej Bogdan, der Autor traf ihn 2017 in Dubai. Nach der sich üblich anschließenden Routine für neue Flugzeug-Baumuster des taktischen Segments, dürfte es sich bei jenem künftigen Erst-Standort um Akhtubinsk handeln. Dort finden beim sogenannten 929. Staatlichen Flugtestzentrum (Gosudarstvennyy Tsentr Letnykh Ispytaniy nach V. P. Tschkalow) üblicherweise die Truppen(einführungs)tests der Luftwaffe statt. Auch die Nachrichtenagentur TASS berichtete vergangenen Monat darüber – hier erfolgte auch die Behauptung, dass jene erste Testphase bereits im Zusammenhang mit nicht näher definierten Hyperschallwaffen stehen soll.

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Breiter Waffenmix – Integrationsstand unklar
Wie Militär Aktuell letztes Jahr – betreffend „Putin’s Wunderwaffen” – berichtete, ist zurzeit für taktische Flugzeuge nur die Hyperschall-Abstandswaffe Kinzhal (russ: Dolch) bekannt, die aber als Ableitung der Boden-Bodenwaffe Iskander nur unter der massiven und dafür speziell umgerüsteten MiG-31K befördert wird. Wo jene oder etwas Vergleichbares in oder anstatt der beiden zentralen Waffenschächte der Su-57 Platz finden soll, ist zurzeit nicht ersichtlich. Zudem muß MiG-31K im Gegensatz zur Su-57 keine Rücksicht auf äußerliche Schwer-Erkennbarkeit (Stealth) nehmen, sie verfügt – und noch mehr mit Kinzhal – über eine recht üppige Radarquerschnittsfläche.

@Georg Mader
Militär Aktuell Autor Georg Mader mit Su-57-Testpilot Sergej Bogdan.

Somit ist jener Halbsatz sozusagen die Breaking News, denn bislang waren für Su-57 und deren beiden Mittellinien-Waffenschächte bis zu vier aktive radargesteuerte K-77M-Mittelstreckenraketen (auch als RVV-SD) bekannt, für Einsätze außerhalb der Sichtweite. Dazu zwei K-74M2 (RVV-SD) mit kurzer Infrarot-Reichweite in Seitenschächten in den Unterflügelverkleidungen. Im Jahr 2018 wurde ferner kolportiert, dass auch die Langstrecken-Luft-Luft-Rakete K-37M (RVV-BD) eingesetzt werden kann, womit Hochwert-Ziele (AWACS, Tanker, ELINT-Flugzeuge) in einer Entfernung von bis zu 200 Kilometer attackiert werden können. In den Innenschächten zwischen den Triebwerken sollen Anti-Schiffs-Flugkörper Kh-31AD und Kh-35U sowie bis zu 1.500 Kilogramm große Präzisions-Lenkbomben mit Laser-, TV- und Satellitenleitung der KAB- beziehungsweise der K0-Serien untergebracht werden können. Ebenso die Langstrecken-Anti-Radar-Rakete Kh-58UShK mit maximal 245 Kilometern Reichweite. Wenn Stealth nicht vordringlich ist, kann „Felon” bis zu 5.000 Kilogramm Außenlasten auf mindestens vier Unterflügelstationen tragen. Im Frühjahr 2016 wurde der 2. Prototyp T-50-2- bei aerodynamischen Flugtests mit sechs altmodischen OFAB-250-270-Freifallbomben gesichtet. Laut Boris Obnosov als Generaldirektor der „Tactical Missiles Corporation” arbeitet man auch an Lenkbomben kleinsten Durchmessers mit 50 beziehungsweise 100 Kilogramm. Zudem las man von ODAB-500PMV mit thermobarischem Sprengkopf. Was aber von all jenen projektierten Waffen bereits ins Waffensystem integriert ist, bleibt vorerst unbekannt. Jedenfalls sollte all das in Akhtubinsk „abgearbeitet” werden.

76 Stück Su-57 bis 2028
Eigentlich ist jene erste Serienmaschine für Akhtubinsk bereits T-50S-2, nachdem die ursprüngliche T-50S-1 Ende 2019 durch einen Fehler in der Leitwerkskontrolle – als einzige Su-57 seit dem Erstsflug 2010 – abgestürzt ist. Im nächsten Jahr 2021 sollen jedenfalls weitere vier Su-57 dort zulaufen und am 7. Dezember teilte ROSTEC-CEO Sergej Tschemezow (siehe auch Interview in der neuen Ausgabe von Militär Aktuell) mit, dass Ende 2020 das neue und endgültige Triebwerk Aggregat 30 von NPO-Saturn-Ljulka in den Truppentestdienst gehe und der erste Jet mit allen beiden solcher digital gesteuerter Supercruise-Antrieben mit 107kN Trockenschub und 166.77kN in Forsazh, wie Nachbrenner auf russisch heisst. Ab 2017 war eine solche neue Turbine links im 2. Prototyp eingebaut. Bislang wurden alle Prototypen vom AL-41F-1 angetrieben, einer Variante des 117S aus der Su-35 mit 93 kN beziehungsweise 147 kN. Laut Verteidigungsminister Sergej Schoigu sollen bis Ende 2024 insgesamt 22 Su-57 zur Verfügung stehen und gemäß einem 2019 geschlossenen Vertrag sollen bis Ende 2028 76 Stück bereitgestellt werden.

@VKSLetzte relevante Berichte: Der italienische Kollege David Cenciotti beschäftigt sich auf seiner hochwertigen Internetseite „The Aviationist” dieser Tage in diesem Eintrag mit neu aufgetauchten Spekulationen, wonach neue sogenannte „Radarblocker-Grills” in den Lufteinläufen der Su-57 etwaige Radar-Reflektionen der vordersten Kompressorstufen minimieren oder hintanhalten sollen und damit einen nochmals geringeren Radarquerschnitt (von vorne) erzeugen sollen.

Wie groß jener dann ist und um wieviel Dezimalstufen besser (kleiner) jener von F-22, F-35 oder J-20 trotzdem sei, darüber laufen in einem Dutzend Fachforen (etwa hier) durchaus leidenschaftliche Diskussionen.

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Quelle@VKS, Georg Mader