Mit dem neuen 120-Millimeter-Werferautomaten SRAMS sorgen Hirtenberger Defence Systems und ST-Engineering für eine schlagkräftige und zugleich rasch verlegbare Feuerunterstützung.

Schwere Granatwerfer sind für viele Armeen mittlerweile eine akzeptable Alternative zu klassischen Artilleriegeschützen, die immer öfter selbstfahrend aufgebaut werden und dadurch in der Beschaffung langwierig und im Ankauf teuer sind. Aktuelle Gefechtserfahrungen beispielsweise aus der Ukraine zeigen zudem den gestiegenen Nutzen kompakter Werfer, die flinke Stellungswechsel möglich machen, noch bevor der Gegner das Feuer erwidern kann. Auf der Land-Warfare-Rüstungsmesse Eurosatory in Paris präsentierte Hirtenberger Defence Systems (HDS) gemeisam mit ST-Engineering aus Singapur dahingend ein innovatives Nischenkonzept, das mit rot-weiß-roten Wirkmitteln eine schlagkräftige Feuerunterstützung erlaubt: den durchaus futuristisch anmutenden 120-Millimeter-Werferautomaten SRAMS (kurz für Super Rapid Advanced Mortar System).

Über HDS’ Niederlassung in Großbritannien soll im Rahmen einer Produktpartnerschaft der den Asiaten sonst schwer zugängliche europäische Markt eröffnet werden, wobei Feuerkontrollsystem und drei bereits in Europa zugelassene Munitionsarten von den Österreichern kommen. Darunter neben Rauch-, Leucht- oder IR-(Fallschirm-) Grananten auch die neue hochexplosive Version HE Confrag Mk. 3, mit 60 Prozent erhöhter Splitterwirkung. Confrag wird auch für die 60- und 81-mm-Werfer angeboten.

Kernidee hinter dem Kooperationskonzept ist, dass durch die ausgeklügelte Rückstoßdämpfung des SRAMS das Feuern aus diversen bereits am Markt erhältlichen und in Streitkräften eingeführten Rad- oder Kettenfahrzeugen möglich wird. Laut HDS-Marketingleiter Carsten Barth genügen dafür wie beispielsweise bei STs Erstexportkunden VAE (mit lokaler Munition) bereits 4×4-Plattformen wie RG31. Denkbar wäre die Verwendung laut Barth aber auch auf „Hägglund-artigen Fahrzeugen”, sowie auf sämtlichen 6×6- und 8×8-Mehrzweckrad- beziehungsweise Kettenfahrzeugen. Somit entfällt – anders als bei selbstfahrender Artillerie – der budgetäre und logistische Aufwand der Beschaffung eines eigenen oder zusätzlichen Fahrzeuges.

Das vollelektronische Feuerleitsystem mit Komponenten von Rockwell-Collins ermöglicht einen völlig autonomen Einsatz des Effektors und eröffnet mehrere Einsatzvarianten. Die computerunterstützte Feuerleitung richtet das Rohr automatisch auf die vom vorgeschobenen Beobachter – der mit seinem Handheld-Gerät im Gelände, auf einem anderen Fahrzeug oder künftig auch in einem Hubschrauber sein kann – markierten Ziele, bis zu einer Entfernung von 9.000 Metern. Das System inkludiert unter anderem eine Laserzielerfassung, ein GPS-Navigationssystem und eine digitale Landkarte.

Wie in Paris im Frühjahr angekündigt, fanden seither von HDS vermittelte Schussversuche sowie -nachweise statt, die für das ST-Team um Chef­ingenieur James Teow Soon Ng und General Manager Chor Kiat Tan sonst in Europa nur schwer zu organisieren gewesen wären. Ende September erhielt das Team auch die Möglichkeit zu einem „Live Fire” am Bundesheer-Schießplatz Felixdorf des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik. Dazu sagten sich auch Militärs und Behördenvertreter aus mehreren potenziellen Exportländern (Deutschland, Litauen, Estland oder Slowenien) an – auch Militär Aktuell war dabei.

Aufgrund der hohen Sicherheitsauflagen durfte in Felixdorf aber nur die (blaue) Trainingsmunition mit entsprechend kleiner Zielmarkierungsladung eingesetzt werden. Die kleinen grauen Wölkchen in – je nach Rohrwinkelstellung – verschiedener Entfernung waren leider kaum zu sehen. Eindrucksvoll hingegen die rasche Schussfolge von bis zu zehn Granaten pro Minute und die schlau konstruierte Ladeschlittenmechanik, welche die Munition in Sekunden über das samt doppeltem Mündungsdiffuser 2,1 Meter lange Rohr hebt und von vorne einsetzt.

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Quelle@Georg Mader