Das Sprachinstitut des Bundesheeres sorgt für die Fremdsprachenausbildung der Heeresangehörigen. In der Wiener Stiftskaserne wird aber auch übersetzt, dokumentiert und es werden internationale Kontakte gepflegt. Ein Besuch in Wien-Neubau.

Der dritte Stock der Wiener Stiftskaserne gibt sich für Militärverhältnisse ziemlich bunt. Hier reiht sich in den langen Korridoren Länderflagge an Länderflagge, als sei man bei der UNO oder beim Ländervoting des Eurovision Song Contests. Hier visualisieren die Fahnen aber die Kernkompetenz des Instituts. Jede hier gesprochene oder regelmäßig übersetzte Sprache ist mit einer entsprechenden Flagge ausgewiesen. „Wir haben etwa 20 Sprachen laufend in Verwendung, um sie zu unterrichten oder zu dolmetschen”, erklärt Oberst Josef Ernst, der stellvertretende Leiter des Sprachinstituts, „im Lauf der Jahre waren es sicher schon rund 40 verschiedene Sprachen.

@Bubu Dujmic
Sprachliche Vertiefung: Ziel ist nicht nur die prinzipielle Vermittlung von Fremdsprachen. Kurse wie das Tactical-English-Seminar oder die Air Operational Courses widmen sich der spezifischen militärischen Fachsprache verschiedener Aufgabengebiete.

Das Interesse des Bundesheeres an der multilingualen Kompetenz stehe in direktem Zusammenhang mit den regelmäßigen Auslandseinsätzen, erklärt Ernst den Hintergrund dieser Sprachenvielfalt. Naheliegend, dass auch die Sprachtrainer immer wieder an Auslandseinsätzen teilnehmen, wie Oberst Herwig Preining, Referatsleiter Taktisches Englisch erklärt: „Aufgabe der Sprachtrainer ist es, die militärische Fachsprache Englisch von Gruppen- bis Kompanieebene anzubringen und natürlich sind wir dahingehend immer wieder auch direkt an den Einsatzorten gefordert.” Ende der 1960er-Jahre wurde beim Bundes-heer damit begonnen, Offiziere zu akademisch geprüften Übersetzern, Dolmetschern und Fremdsprachenlehrern auszubilden. Seit dem 1. Mai des Jahres 1985 ist das Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) ein eigenständiges Organisationselement an der Landesverteidigungsakademie (damals noch als Institut für Militärisches Fremdsprachenwesen IMF bezeichnet). Die 50 Mitarbeiter des Instituts sind aufgrund der vielen Auslandsaufenthalte immer wieder aufs Neue gefordert. „Denn es geht nicht nur darum, die jeweilige Landessprache, sondern auch eine gewisse interkulturelle Kompetenz zu vermitteln”, beschreibt Ernst den Ansatz, der im Augenblick unter anderem bei den Vorbereitungskursen für die Aufstockung des Kontingents in Afghanistan auf zehn Offiziere praktiziert wird.

Da Erfahrungswerte aus früheren Afghanistan-Einsätzen fehlen, findet die Vorbereitung in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Orientalistik der Universität Wien statt. „Es ist auch Aufgabe des Sprachinstituts solche Kurse und entsprechendes Personal zu organisieren”, erklärt Ernst, dem insbesondere die Vorbereitungen für den Einsatz im Tschad in Erinnerung blieben. „Dort gibt es Dutzende Dialekte und Amtssprachen – wir haben das Problem mit einer visuellen Verständigungshilfe mit Piktogrammen, Bildern und Illustrationen gelöst, was sich in der Praxis als sehr tauglich herausgestellt hat.” Ein zentrales Thema am Institut ist auch die Vermittlung militärischer Fachterminologie, etwa in Kursen wie dem Tactical-English-Seminar – speziell Englisch im Flugwesen wurde zum wichtigen Aufgabengebiet. Spezielles Aviation English decken wie die Air Operational Courses dabei einen spezialisierten Bereich ab. Insbesondere das technische Bodenpersonal im Bereich der Eurofighter muss entsprechend geschult werden. „Für die Saab erfolgte noch eine Übersetzung ins Deutsche. Bei den Eurofightern sind alle Unterlagen englischsprachig geblieben”, erklärt Ernst den Schulungsbedarf. Seit 2013 ist das SIB auch als Language Assessment Body nach den Richtlinien der zivilen Luftfahrtorganisation ICAO und der Agentur für Flugsicherheit EASA zertifiziert.

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Geballte Kompetenz: Oberst Josef Ernst (links) ist stellvertretender Leiter des Instituts. Oberst Wolfang Zecha hat als Referatsleiter jedes Jahr um die 4.500 Prüflinge zu betreuen.

Englisch, Französisch und Russisch bilden die Hauptsprachen des Instituts. Doch die geopolitischen Veränderungen nach dem Jahr 1989 und die damit verbundene Ostöffnung übten massiven Einfluss auf die Kernaufgaben des Sprachinstituts aus. Alle Sprachen der österreichischen Nachbarländer werden intensiv abgedeckt – ebenso wie alle gängigen Sprachen am Balkan. Oberst Wolfang Zecha, Leiter des Referats für Prüfungswesen und Qualitätsmanagement: „Arabisch ist natürlich stark im Kommen und auch die Russischkurse haben großen Zulauf.” Gerade der Bereich Arabisch beschäftigte das Institut im vergangenen Jahr sehr intensiv. Eine eigene Übersetzungs-App für den Bereich der Flüchtlingshilfe ist eines der jüngsten Produkte des Instituts. Zecha: „Die App bietet auch Audiofiles der übersetzten Wörter und ist, wie die Erfahrungen mittlerweile zeigen, im Alltag für die Soldaten eine große Hilfe.”

Im Oktober 2015 hat das Sprachinstitut den Kulturpreis Deutsche Sprache verliehen bekommen. Der Preis geht jährlich an Personen und Institutionen, die sich um die Pflege und Weiterentwicklung der deutschen Sprache verdient machen.
Im Oktober 2015 hat das Sprachinstitut den Kulturpreis Deutsche
Sprache verliehen bekommen. Der Preis geht jährlich an Personen und Institutionen, die sich um die Pflege und Weiterentwicklung der deutschen Sprache verdient machen.

Das große Engagement um so viele Sprachaspekte führte im vergangenen Jahr zu einer ganz besonderen Auszeichnung: Das Sprachinstitut erhielt für die „Pflege und Weiterentwicklung der deutschen Sprache“ den renommierten Kulturpreis Deutsche Sprache, der jedes Jahr in Kassel verliehen wird. Die Jury würdigte insbesondere die Leistungen des Instituts im Zuge der Auslandseinsätze des Bundesheeres. In Zeiten multinationaler Einsätze sei dies vorbildlich, hieß es in Kassel. Klar, dass man darauf in der Stiftskaserne in Wien-Neubau auch jetzt noch ziemlich stolz ist.

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Quelle@Bubu Dujmic