Zurück zur Entwicklung des Tejas: Der Erstflug der zweiten Serie (SP2) mit IOC-Konfiguration ging dann am 22. März 2016 über die Bühne. Seitdem konnten mehr als 3.000 Flüge mit 2.000 Flugstunden ohne Unfall geflogen werden, was den Designern, Technikern, Facharbeitern und der Testmannschaft zu verdanken ist, wie von indischer Seite gerne betont wird.

@Georg Mader
Potenzieller Exportschlager? Bei Hersteller HAL registrierte man deutlich das Interesse anderer Länder am Tejas, ein erster Exportauftrag soll demnächst vorliegen. Dabei soll es sich um Malaysia, Sri Lanka oder einen anderen Regional-Nachbarn handeln.

Die IAF hat inzwischen 32 der ersten 40 Mk.1 (IOC + FOC) erhalten, zurzeit werden die acht TMk.1 Zweisitzer gebaut. Laut ADA-Chef Balaji gegenüber dem Autor plant die IAF mit der Einführung der weiteren 83 Mk.1A ab 2024/25. Dazu wird HAL seine Produktion – am 2. Februar wurde in Bangalore dazu eine dritte Fertigungsstrasse eingeweiht – von acht auf 16 Maschinen pro Jahr hochfahren.

„Make in India – for the world”
Damit will HAL auch potenzielle Exporte abdecken. Gemäß jenem nun erweiterten Slogan erwähnte HAL-Chef Madhavan gegenüber dem „Press Trust India”, dass eine Reihe von Ländern bereits deutlich ihr Interesse an der Beschaffung der Tejas-Flugzeuge zeige und dass voraussichtlich auch bald der erste Exportauftrag eingehen werde. In der indischen Massenzeitung „Deccan Herald” schreibt Air Marshal M Matheswaran (früher unter anderem stellvertretender Stabschef des vereinigten indischen HQ): „Die numehr festgelegte Serienentwicklungsstrategie von Mk.1 zu Mk.1A zu Mk.2 und weiter zur zweimotorigen Marineversion (TEDBF – das einstrahlige Design ist für den „Ski Jump” der indischen Träger zu schubschwach und wurde von der indischen Navy abgelehnt) ist der richtige Weg, um das gesamte Qualifikationsniveau und vor allem die Indigenisierung zu konsolidieren und zu stabilisieren. Anschließend sollte Tejas auch den Dreh- und Angelpunkt unserer Exportstrategie bilden. Wenn das Flugzeug in Bezug auf Kosten, pünktliche Lieferung und Produktunterstützung richtig aufgestellt ist, kann es zu einem hervorragenden Exportschlager werden, obwohl der globale Wettbewerb am Kampfflugzeugmarkt rücksichtslos und für Neueinsteiger außerordentlich schwierig ist. Dies erfordert integrierte Anstrengungen, um Außenpolitik und Militärdiplomatie sowie aggressives Marketing und Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich miteinander zu verbinden. Da der Mk.1/1.A wichtige ausländische Ausrüstungsgruppen enthält (beispielsweise das GE-Triebwerk), ist es äußerst sinnvoll mit diesen Unternehmen Partnerschaften zur Risikoteilung einzugehen, um erfolgreiche Exporte sicherzustellen. Während die Mk.1 und Mk.1A das günstigste Hochleistungsflugzeug und das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, hat Tejas selbst als Trainer ein immenses Potenzial. Der Tejas-Doppelsitzer ist ein ideales Flugzeug für LIFT (Lead-In Fighter Trainer) in allen Luftstreitkräften. Damit sollte dieses Flugzeug der 4./4,5.-Generation für viele Länder in Asien, Afrika, Lateinamerika und auch Europa das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.”

„Der tejas sollte für viele Länder in Asien, Afrika, Lateinamerika und auch Europa das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.“

@Georg Mader
Militär Aktuell-Autor Georg Mader im GEspräch mit Tejas-Testpilot Commodore Jaideep Maolankar.

Auch Europa? Das hieße weitergedacht, der Tejas könnte im Falle eines tatsächlichen frühzeitigen Eurofighter-Ausscheidens aus dem Bundesheer als potenzieller Nachfolger in Frage kommen? Theoretisch in jedem Fall, zumindest ist Europa ein ebenso berechtigter Adressat wie all jene Länder, an die – wie man neuerdings hört, in auch Airbus nicht abholder Intensivierung der indonesischen „Bemühungen” – wieder um 15 + 3 (was aber für 365/7/24 zu wenig ist) neu oder gebraucht rundgefragt wurde. Natürlich müsste man davor – ein Ersatz der Eurofighter wäre hierzulande ja nicht über Nacht möglich – die nächsten Entwicklungsschritte abwarten und die erwähnten „byzantinischen” Abläufe dahinter wären eine echte Herausforderung. Aber wenn man sich sowieso bereits mit Ländern aus der Ecke beschäftigt (die mit „Ind” anfangen), sollte man die indische Eigenproduktion und deren Preis-Leistungs-Verhältnis jedenfalls auf dem Radar haben. Aus Sicht seiner Zulieferer (beispielsweise Triebwerk) wäre Österreich wohl kein Problem – ein entsprechender Radarkontakt ist auf Anfrage gerne verfügbar.

Dazu Luftexperte Martin Rosenkranz, bis 2015 Webmaster beziehungsweise Herausgeber der viel besuchten und – bis ins Parlament –  thematisierten Website www.airpower.at: „Ja, Indien ist komplex, aber auch eine echte ,Aviation Nation’ und bald das bevölkerungsreichste Land der Erde, mit großen Forschungs- und Entwicklungsbemühungen. Und auch wenn man das Wort Gegengeschäfte nicht mehr in den Mund nehmen will, es wartet da heute schon ein riesiger, wachsender und für den Außenhandel sicher interessanter Markt. Dazu kommt: Nach Indien gibt es keinen ‚Lobbyisten-Trampelpfad’ wie zu vielen anderen Herstellern und diesen will man ja auf gar keinen Fall mehr beschreiten. Und was unsere ,klassische Mission‘ betrifft, einmal BVR, einmal WVR, ein Tank und ein IR-Pod und fertig ist die Geschichte – das kann er allemal. Es wäre daher durchaus überlegenswert ein kleines Fact-Finding Team auch nach Karnataka zu schicken und sich dort – ganz a lá Gov-to-Gov – selbst ein Bild von dem Quereinsteiger und seinem Umfeld zu machen.”

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Quelle@Georg Mader, HAL, AI-2021