Informationsoffiziere präsentieren das Bundesheer an Schulen und bei Veranstaltungen. Militär Aktuell war bei einem Einsatz an einem oberösterreichischen Gymnasium dabei und so viel vorweg: Das Interesse der Schüler am Bundesheer war groß.

„Grüß euch, ich bin der Horst.” Mit diesem Satz beginnt Oberstleutnant Horst Dauerböck seine „Stunde” am Gymnasium in Rohrbach (Oberösterreich). Die rund 60 Schüler im Musiksaal können nun vom normalen Schulalltag etwas durchschnaufen. Ein Vortrag des Bundesheeres kommt für die beiden siebenten Klassen gerade recht. Aber Oberstleutnant Dauerböck, ein Informationsoffizier des Bundesheers, ist nicht alleine gekommen, und schon gar nicht will er die Mädels und Burschen zum Dienst beim Bundesheer auf Biegen und Brechen rekrutieren. Neben ihm steht „Kolonnenkommandant” (entspricht dem militärischen Dienstgrad Hauptmann) Dieter Fuchs vom Roten Kreuz. „Wir wollen die Schüler informieren und indem das Bundesheer gemeinsam mit dem Zivildienst auftritt, sind wir glaubwürdig”, fasst Dauerböck seine Mission zusammen.

„Wir wollen die Schüler informieren und indem das Bundesheer gemeinsam mit dem Zivildienst auftritt, sind wir glaubwürdig.“

Oberstleutnant Horst Dauerböck

Der Begriff „Informationsoffizier” (kurz: InfoO) ist eine Funktionsbezeichnung und hat nichts mit dem Dienstgrad zu tun, den man trägt. Vom Gefreiten bis zum General kann jeder diesen Nebenjob ausüben. Aktuell sind es rund 640 Personen aus dem Aktiv- und Milizstand des Bundesheeres, die Vorträge an Schulen halten, die Zivilbevölkerung auf Veranstaltungen wie der Airpower, dem Donauinselfest oder dem Nationalfeiertag am Wiener Heldenplatz informieren. Zum Aufgabenspektrum gehören aber auch Auftritte bei wehrpolitischen Vereinen zu sicherheitspolitischen Themen und neben Schulen sind InfoOs auch an Universitäten, Fachhochschulen und anderen Bildungseinrichtungen zu Gast.

@Sebastian Freiler
Angenehmes Gesprächsklima: Nach den Erklärungen der Informationsoffiziere ist das Interesse der Schüler groß.

Zurück nach Rohrbach. Nach kurzen Impulsvorträgen aus „beiden Lagern”, untermalt mit theatralischen sowie lustigen Videos, wird es ernst: Die Fragerunde ist eröffnet. Das Eis bricht ein Bursche, der wissen möchte, wie realistisch es ist, mit dem zuvor im Video präsentierten Panzer zu fahren, oder ob man doch eher im Küchendienst landet. Ein anderer möchte wissen, ob man als Gebirgsjäger Skifahren können muss. Dann meldet sich eine junge Dame zu Wort und fragt, welche körperliche Fitness frau beim Aufnahmetest des Bundesheeres mitbringen muss. Für solche Fragen hat Dauerböck zwei angehende weibliche InfoO-Anwärter mitgebracht, die aus ihrem Soldatenleben berichten.

Die Stimmung ist locker und die Schülerinnen und Schüler wirken interessiert. Verständlich, denn den Burschen winkt bald die Stellung. Viele Hände sind nach oben gestreckt und Dauerböck sowie Fuchs antworten routiniert, aber gleichzeitig mit Humor. Keine Spur von Konkurrenzkampf zwischen Wehr- und Zivildienst, sondern amikales Teamwork.

Drei Informationsoffiziere im Gespräch

Nach knapp zwei Stunden und zig Fragen endet die Show mit einem Buffet an Give-aways aus der roten sowie aus der olivgrünen „Küche”. Schuldirektor Nikolaus Stelzer bedankt sich bei den Vortragenden – kurze Kaffeerunde in der Direktion inklusive. „Ich sehe es als Service für meine Schüler, da sie Infos zum bevorstehenden Präsenz- oder Zivildienst aus erster Hand bekommen”, erzählt er über sein Motiv, solche Vorträge einmal pro Jahr in seinem Haus zu veranstalten.

So selbstverständlich wie in Rohrbach ist dies aber nicht überall. Von österreichweit rund 7.000 Schulen (sowie Universitäten und Fachhochschulen), werden rund 300 bis 400 von Informationsoffizieren regelmäßig betreut.

@Sebastian Freiler
Oberstleutnant Dauerböck muss viele Fragen der interessierten Schülerinnen und Schüler beantworten.

Warum nicht alle? Das hat mehrere Gründe: Während Kinder ab dem Kindergarten regelmäßig mit Einsatzorganisationen wie Polizei, Feuerwehr und Rettung in Berührung kommen, bleibt das Bundesheer dabei im Hintertreffen. „Der Auftrag des Bundesheeres ist kein angenehmer, da er natürlich auch mit Krieg und Tod verknüpft ist”, fasst es Oberst Michael Mayerböck zusammen. Er begleitet das InfoO-Wesen auf strategischer Ebene im Bundesministerium für Landesverteidigung. Im Jahr 2015 hat er über das Thema seine Dissertation geschrieben. So manchen Eltern und Lehrenden ist der Anblick von Soldaten suspekt und sie möchten daher die Streitkräfte von den Kindern fernhalten. „Doch seit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich das geändert und Landesverteidigung erlangt wieder mehr Akzeptanz in der Zivilbevölkerung”, so Mayerböck weiter.

Das erinnert an die 1990er-Jahre, wo vor allem nach dem Zerfall von Jugoslawien mit der Grenzraumsicherungsoperation des Bundesheeres das Thema Landesverteidigung einen deutlich höheren Stellenwert hatte. So auch der Zivilschutz, denkt man nur an Schulen und Wohnhausanlagen, die zu dieser Zeit häufig mit Bunkern im Keller gebaut wurden. Im Laufe der Zeit und mit anhaltendem Frieden in Europa geriet die geistige Landesverteidigung – die neben der wirtschaftlichen, zivilen und militärischen mit dem Überbegriff „Umfassende Landesverteidigung” (ULV) zusammengefasst wird – in Vergessenheit. Derzeit arbeitet man auf Ebene des Verteidigungsministeriums mit den Bildungsdirektionen zusammen. „Die geistige Landesverteidigung beginnt in der Schule und schärft das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer militärischen Landesverteidigung”, betont Mayerböck. Auch sicherheitspolitische Bildung gehört dazu und bald schon soll sich das Thema in den heimischen Lehrplänen wiederfinden.

„Die geistige Landesverteidigung beginnt in der Schule und schärft das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer militärischen Landesverteidigung.“

Oberst Michael Mayerböck

Mehr Kooperationen mit dem Bildungsbereich – das ist die aktuelle Hauptstoßrichtung des InfoO-Wesens. Geht es nach Mayerböck sollen künftig 1.000 InfoOs – darunter auch einige Hauptberufliche –, im Idealfall alle Bildungseinrichtungen des Landes betreuen. Und spätestens dann wären Auftritte wie der von Oberstleutnant Dauerböck in Rohrbach die Regel – und nicht mehr die Ausnahme.

Quelle@Sebastian Freiler