Auch die anderen Arktis-Anrainer und -Interessenten sind nicht untätig: Kanada beispielsweise hinterlegte 2004 das bis dato größte Militärmanöver seiner Streitkräfte mit einem arktischen Szenario und Norwegen hat seine Streitkräfte ebenso wie Dänemark mit Blick auf den hohen Norden sensibilisiert. Die USA stellten 2013 eine erste Arktisstrategie vor, erst im Vorjahr schien man aber den vollen Ernst der Lage erkannt zu haben, als US-Außenminister Mike Pompeo beim Arktischen Rat „ein neues Zeitalter des strategischen Engagements der USA in der Arktis” verkündete. Neben dem Aufbau eines umfassenden Überwachungssystems für die Region (um eine ausreichende Kenntnis über die Lage zu erhalten) wollen die USA aktuell vor allem die Einsatzpräsenz und -fähigkeit ihrer Kräfte in vor Ort ausbauen. Führende Militärs wie General Terrence O’Shaughnessy, Befehlshaber des für Nordamerika zuständigen, TSK-gemeinsamen Northern Commands, haben in der Region allerdings „die erste Verteidigungslinie” der USA erkannt und fordern mehr Engagement. „Unser Territorium ist nicht länger unantastbar.”

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Die US-Army unterhält aktuell trotzdem nur eine einzige Infanteriebrigade, die vollständig für Einsätze unter arktischen Bedingungen ausgerichtet ist. Immerhin wurden zuletzt die in Alaska stationierten Einheiten mit Jagdhubschraubern, bewaffneten UAV und luftbeweglichen Elementen aufgewertet, die Klatwetterausbildung wird verstärkt und das US Marine Corps für den Einsatz im Hohen Norden vorbereitet. In Alaska sind aktuell vier Staffeln mit F-22 und F-35 stationiert, an eine fixe Verlegung von Marineeinheiten und den Ausbau der Hafeninfrastruktur ist hingegen vorerst nicht gedacht.

@Royal Navy
Immer mehr Länder trainieren arktische Szenarien: Das britische 539 Assault Squadron 2016 bei einem Manöver in in Harstad in Norwegen.

Wie sich die Lage weiter entwickeln wird? Carlo Masala: „Momentan sind sehr starke kooperative Elemente vorherrschend, aber wenn man die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre betrachtet, nehmen die konfrontativen Elemente definitiv zu. Wohin das führen wird, kann momentan allerdings keiner sagen.” Verteidigungs- und Sicherheitsexperte Thomas Wiegold blickte in der Podcast-Diskussion eher skeptisch in die Zukunft: „Während im Arktischen Rat noch diskutiert und verhandelt wird, werden militärisch bereits Pflöcke eingeschlagen. Für mich deuten derzeit alle Zeichen darauf hin, dass die Region eine sicherheitspolitische Bedeutung bekommt, die sie über Jahre nicht hatte.”

„Während im Arktischen Rat noch diskutiert und verhandelt wird, werden militärisch bereits Pflöcke eingeschlagen.“

Sollte es tatsächlich irgendwann zu einem (völkerrechtlich allerdings höchst unwahrscheinlichen) Verkauf Grönlands an die USA kommen, wäre das übrigens nicht der erste große Landeinkauf der Vereinigten Staaten. Im Jahr 1917 kaufte Washington um 25 Millionen Dollar (nach heutigem Wert rund 422 Millionen Euro) von Dänemark die heutigen amerikanischen Jungferninseln um einen Militärstützpunkt in der Region aufbauen zu können und bereits 1803 erwarben die USA von Napoleon um 15 Millionen Dollar die französische Kolonie Louisiana, die weit größer war, als das Gebiet des gleichnamigen heutigen US-Bundesstaats. Ihren wohl größten Land-Deal perfektionierten die Amerikaner aber 1867, als sie um 7,2 Millionen Dollar (heute 110 Millionen Euro) Alaska von Russland kauften. Von den später dort gefundenen Bodenschätzen (Gold und Erdöl) ahnte damals freilich noch niemand etwas, in den US-Medien wurde der Kauf sogar als „große Dummheit”, „Verschwendung von Steuergeldern” und „Witz” bezeichnet. Und spätenstens damit wären wir wohl wieder bei Donald Trumps Grönland-Plänen.

Lesen Sie dazu auch diese im Center for Strategic Analysis (CSA) erschienene Zusammenfassung von Doris Vogl und Hans-Georg Heinrich.

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Quelle@Willian Justen de Vasconcellos on Unsplash, Annie Spratt on Unsplash, Association of Russian Polar Explorers, Russian Army, Royal Navy