Vizeleutnant Charles Eismayer von der Garde galt lange als harter Ausbilder. Später outete er sich und heiratete seinen ehemaligen Grundwehrdiener. Sein Leben ist nun als Film „Eismayer” im Kino zu sehen. Militär Aktuell hat mit dem pensionierten Soldaten gesprochen.

Herr Vizeleutnant, wie fühlt es sich an, wenn sein Leben verfilmt wird?
Scheiße! (lacht) Normalerweise wird nur die Geschichte von bekannten oder verstorbenen Persönlichkeiten verfilmt – und beides trifft bei mir nicht zu. Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, war ich schockiert wegen der vielen Kraftausdrücke. Aber meine Kameraden haben gesagt: „Das bist schon du!” Aber es freut mich trotzdem, denn der Film enthält die Kernbotschaft, das Bundesheer müsse sich beim Thema Homosexualität öffnen. Jungen Soldaten muss es heute möglich sein, sich in jedem Verband und jeder Kompanie problemlos zu outen.

Sie haben den Ruf, ein extrem strenger Ausbilder gewesen zu sein. Woran liegt das?
Ich war lange beim Jagdkommando, habe den Grundkurs absolviert sowie als Ausbilder gearbeitet. Dort genießt man trotz niedrigen Dienstgrades unter den Auszubildenden – unter denen ja sogar Offiziere sind – extrem viel Autorität. Ich habe die Einstellung „nur Leistung zählt” dann auch in meiner Zeit beim Landwehrstammregiment 21 sowie bei der Garde beibehalten. Mir war dabei immer egal, was die Väter der Rekruten waren, auch wenn darunter vielleicht ein General war.

Wie schwer ist Ihnen das Outing in der Kaserne gefallen?
Ich habe mich innerlich lange davor gewunden. Aber nachdem Mario (Anmerkung: Ehemann Major Falak) sich an der Militärakademie geoutet hat, bin ich natürlich nachgezogen.

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Was haben Ihre Kameraden dazu gesagt und darauf reagiert?
Was soll einem als Vizeleutnant schon passieren? Mir konnte niemand mehr ans Bein pinkeln. Das Outing war ein positiver Erfolg! Einige haben es ja bereits geahnt, aber niemand hat es ausgesprochen. Meinen Alltag und Dienst hat es jedenfalls enorm erleichtert, da ich etwa nicht mehr verstecken musste, wenn mich Mario abgeholt hat. Und ich musste daheim nichts wegräumen, wenn ich Besuch bekommen habe. Ich hätte mich viel früher outen sollen, denn man verschenkt mit dem ewigen Zuwarten viel zu viel Zeit.

Wie viel an der Handlung entspricht der Realität und wie viel ist erfunden?
Ich habe den Regisseur davor oft getroffen und wir haben viele Stunden geplaudert. Er meinte, 1:1 könne man die Geschichte nicht verfilmen, da die Zuschauer auch unterhalten werden wollen. Aber rund 80 Prozent des Films sind echt. Den Heiratsantrag im Wiener Riesenrad gab es nie, denn wir haben uns in Dubai verlobt. Aber das war im Film aus Budgetgründen nicht möglich. Auch den Sturz in den Bach auf der Seetaler Alpe gab es nicht. Mario hätte so nicht reagiert, denn er ist mutig. Und ich habe nie in der Kaserne onaniert.

„Eismayer” von Regisseur David Wagner, mit Gerhard Liebmann (als Charles Eismayer), Luka Dimic (Mario Falak) und Julia Koschitz (Christina Eismayer). Österreich 2022, 87 Minuten.

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Quelle@Karim Rahoma