Cesare Caccia ist Senior Vice President Military and Government International Campaigns bei Leonardo. Wir haben mit dem Manager über die AW169 des Bundesheeres gesprochen, über Gemeinsamkeiten rund um das in Österreich und Italien eingeführte Modell und den Zulauf der nächsten Lions bei den rot-weiß-roten Streitkräften.

Herr Caccia, der AW169 soll in Österreich die Alouette III und den OH-58 ablösen. Italien will mit dem gleichen Modell ebenfalls seine Flotte bereinigen, oder?
Ja. Der Rationalisierungsprozess der italienischen Armee sieht bei mehr Einsatzflexibilitäten und moderneren Geräten eine kleinere Typenvielfalt vor. Neben dem großen CH-47 Chinook und dem Kampfhubschrauber AW269 soll der AW169 – in Italien als UH-169D bezeichnet – die bereits abgestellte AW109 ersetzen, aber auch die alten „205er”, „206er”, „212er” und „412er” Huey-Serien. Im Armeebericht 2020 sind 50 Maschinen vorgesehen, von denen wir bereits 17 Maschinen geliefert haben. Österreich bekommt damit ein bereits erprobtes Modell, die Militärversion des AW169 ist seit Anfang 2021 auch schon bei der Guardia di Finanza im Einsatz. Dort wurden für die geplanten 22 „169er” sowohl Hochgebirgs- als auch maritime Missionen definiert.

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Die italienische Finanzwacht betreibt ein militärisches Modell?
Die Guardia di Finanza ist bei uns militärisch organisiert. Sie deckt im Frieden die maritime Sicherheit ab, übernimmt im Verteidigungsfall im Rahmen der Streitkräfte aber auch Grenzsicherungsaufgaben. Der AW169 wird im Rahmen einer Typenbereinigung zudem auch bei anderen italienischen Behörden zum Einsatz kommen. Damit sollen mit Blick auf Interoperabilität, Wartung und Training vielfältige Synergien geschaffen werden.

An Österreich wurden bis jetzt drei Hubschrauber übergeben, in der Schlüsselbox befanden sich aber vier Schlüssel. Ist daher bald mit weiteren Maschinen zu rechnen?
Ja, sehr bald. Wie sie wissen, handelt es sich bei dem Verkauf an Österreich aber um ein Regierungsgeschäft, bei dem Italien bei uns die Hubschrauber beschafft und an Österreich verkauft. Dementsprechend ist Österreich für uns fast so etwas wie eine weitere italienische Behörde.

„Österreich ist für uns fast so etwas wie eine weitere
italienische Behörde.“

Neben den Maschinen enthält der Vertrag auch Vereinbarungen zur Ausbildung und zur Bewaffnung, oder? Laut österreichischem Verteidigungsministerium werden Einrüstpakete mit MGs, 70-Millimeter- Raketen und Raketen mit Endphasen-Lasersteuerung beschafft. Diese Pakete sollen ab 2028 voll operationell sein – ist das realistisch?
Wir können das wie gesagt nicht im Detail kommentieren. Aber was immer im Government-to-Government-Vertrag vereinbart ist, werden wir auch erfüllen. Das betrifft auch das mit Österreich vereinbarte schlüsselfertige Volltrainings-Paket mit Basis- und Fortgeschrittenen-Training, Simulationen …

… und auch den in Österreich geplanten Aufbau der Ausbildungseinrichtungen, um ab 2025 neue Piloten selbst ausbilden zu können?
Diverse Trainingseinrichtungen sind ebenfalls Teil des Pakets. Damit 2025 die eigene Ausbildung zu beginnen, ist aus heutiger Sicht durchaus realistisch.

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Quelle@Militär Aktuell