Am 31. Mai flog ein chinesischer Luftwaffenverband aus 16 vierstrahligen Transportmaschinen über dem Südchinesischen Meer durch mehrere Flug-Informationsregionen in Richtung Süden bis auf 60 Meilen an die malaysische Küste heran. Da die Maschinen nicht mit den Flugsicherungen kommunizierten, setzte Malaysia leichte Kampfflugzeuge – seltene einsitzige Versionen der BAE Hawk – auf den Großverband an.

Der Zwischenfall dokumentiert erneut die Problematik der Überlappung der Ansprüche mehrerer asiatischer Staaten über ihre sogenannten ausschließlich ökonomisch-maritimen Zonen. Dabei tut sich insbesondere China hervor, begründet das Reich der Mitte seine „historische Vorherrschaft“ in der Region doch mehr als 1.000 Kilometer über seine Küste hinaus (im konkreten Fall geht es um Chinas südlichsten Punkt Hainan) bis zur 90 Prozent des Seegebiets umfassenden „9-Punkte-Linie”.

@KoKin_FIR_MapLaut General Dato’ Sri Ackbal Bin Hj Abdul Samad, dem Kommandanten der Royal Malaysian Air Force (RMAF) wurde der chinesische Verband um 11.53 vormittags vom Luftverteidigungsradar in Sarawak erstmals erfasst. Seine um 13.33 Uhr in Labuan gestarteten Hawk-208-Piloten berichteten, dass der chinesische Verband aus Il-76 sowie dem neuen Typ Xi’an Y-20 bestand. Sie flogen aus der Fluginformationsregion (FIR) Singapur in jene von Kota Kinabalu ein, in einem Abstand von 60 Meilen hintereinander, in einer Höhe zwischen 23.000 und 27.000 Fuß und mit einer Geschwindigkeit von 290 Knoten. Und das alles ziemlich genau und bis auf 60 nautische Meilen (69 Landmeilen) auf die Riffe von Luconia (in Malaysia genannt Beting Petinggi Ali) und James zu, welche klar in der maritimen Wirtschaftszone Malaysias liegen, aber eben auch ganz unten innerhalb des von Peking beanspruchten Gebiets, das bis an Malaysia und Indonesien heranreicht. Kuala Lumpur hat natürlich diplomatisch protestiert – aber das tun die Philippinen oder Vietnam, angesichts der fast permanenten Präsenz von Schiffen der chinesischen Küstenwache oder seiner paramilitärischen Fischereiflotte auch schon seit Jahren – ohne viel Resonanz.

@Weibo
Bei der Y-20 handelt es sich einen um vor allem für die chinesischen Streitkräfte konzipierten Transporter von Hersteller Xi’an Aircraft.

Interessant ist dabei die Bereitschaft der chinesischen Befehlshaber, nun – nach Routineverlegungen von Jägern und Bombern auf die künstlich ausgebauten Inselbasen auf den Spratleys – auch strategische Transporter einzusetzen. 16 Stück davon könnten – so ein mögliches Signal – durchaus ein volles kombiniertes leichtes Luftlande-Bataillon befördern, inklusive einer Artillerie- sowie einer Raketenwerfer-Kompanie und zwölf bis 15 Luftlande-Radpanzer. Seit vorigem Jahr dürfte die neue Y-20 übrigens – ein fortgesetzter Schwachpunkt – chinesische Turbofan-Triebwerke WS-20 erhalten, anstatt der (wie an Il-76) Solowiew D30. Damit erweitert sich deren Kapazität und Wirtschaftlichkeit hinsichtlich Einsatzradius und Zuladung.

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@RoCAFUpdate 17. Juni 2021: Zwei Tage nachdem die Volksrepublik China wegen der Besorgnis der Staatschefs um die Spannungen in der „Taiwan Cross Strait” beim G7-Gipfel in Cornwall Eingang ins Schlussdokument fand, hat Peking dort seine Sicht der Dinge am Himmel klargemacht – siehe Bericht.

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Quelle@KoKin_FIR_Map, Georg Mader, Weibo, RoCAF
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.