Nach der Tötung des Kernphysikers Mohsen Fakhrisadeh Ende November geht Israel von einem iranischen Angriff aus. Diese werde aber wohl nicht direkt erfolgen, wahrscheinlicher seien vielmehr Attacken der Teheran nahe stehenden Terrororganisationen Hamas und Hisbollah.

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Israels Premier Benjamin Netanjahu präsentierte 2018 ein Geheimarchiv zum iranischen Atomprogramm und erwähnte dabei auch die wichtige Rolle von Mohsen Fakhrisadeh. „Merken Sie sich diesen Namen”, sagte Netanjahu damals.

Am 27. November ist Mohsen Fakhrisadeh in Ab-Sard, einem östlichen Vorort der iranischen Hauptstadt Teheran, in seinem Auto angeschossen und so schwer verletzt worden, dass er kurz darauf in einem Krankenhaus starb. Der Kernphysiker (Pseudonym Dr. Hassan Mohseni) war Gründer und langjährige Direktor des 2003 offiziell ad acta gelegten illegalen iranischen Atomwaffenprogramms und zudem auch Brigadegeneral der Revolutionsgarden (IRGC) sowie Experte in deren teils von Nordkorea unterstütztem Programm ballistischer Raketen von Reichweiten bis zu (offiziell) 2.000 Kilometer. Zuletzt leitete er die Forschungsabteilung im Teheraner Verteidigungsministerium.

Die Tötung erinnert an die Ausschaltung des ehemaligen Kommandeurs der Quds Force (dem Auslandsarm des IRGC), Qasem Soleimani, der im Januar in Bagdad einem US-Drohnenangriff zum Opfer fiel. Auch jetzt wird im Iran der „Märtyrertod” ausgerufen und werden öffentliche Trauerfeiern abgehalten. Für die iranische Führung ist klar, dass Israel hinter dem Anschlag steckt, weil Fakhrisadeh schon seit Jahren auf der „schwarzen Liste Jerusalems” gestanden habe. Zudem profitiere nur der Erzfeind Isreal vom Tod des Atomphysikers.

„Ich sehe die Zukunft sehr pessimistisch!”

Bei dem Attentat kam einem iranischen Fernsehbericht zufolge eine „ferngesteuerte israelische Waffe zum Einsatz”, es seien laut IRGC „keine Terroristen vor Ort” gewesen. „Via Satellit und mittels KI wurden ein Maschinengewehr und eine fortschrittliche Kamera auf einem Nissan-Pickup ferngesteuert und gezielt 13 Schüsse auf Fakhrisadeh’s Gesicht abgegeben. Seine direkt neben ihm sitzende Frau wurde nicht getroffen, der Nissan ist kurz nach dem Attantat explodiert.”

Israel gab – wie bei derartigen Ereignissen üblich – kein Statement zur Tötung von Fakhrisadeh und den iranischen Anschuldigungen ab. Allerdings scheint man auch in Europa und den USA von der Täterschaft Israels überzeugt, die Tötung eines Beamten eines souveränen Staates in Friedenszeiten wurde jedenfalls scharf kritisiert.

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Israel selbst geht nun von einem iranischen Angriff oder Vergeltungsschlag aus, der allerdings kaum direkt erfolgen wird, sondern wohl eher über iranische „Seitenfronten” wie die Hamas oder die Hisbollah. Dabei sieht man offenbar speziell den Norden des kleinen Landes gefährdet. In zwei – auch über die eigenen Fähigkeiten und Vorbereitungen recht offenen – Talk-Interviews mit israelischen Analytikern (siehe Youtube-Videos) gibt man sich jedenfalls keinen Illusionen hin. Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Zarif hatte zuletzt auch Staaten in der Region gewarnt, welche sich jüngst auf Vermittlung von US-Präsident Donald Trump Israel diplomatisch angenähert hatten. Apropos US-Präsident: In Joe Biden’s „Transition-Team” sind auch einige „engagierte Walküren” (Selbstdefinition), die sich wieder deutlich mehr den Palästinensern zuneigen, als es die vergangenen vier Jahre im State Department opportun war. Diesen Faktor werden die politischen und militärischen Befehlshaber in der Region bei ihren nächsten Schritten durchaus auf dem Radar haben und möglicherweise die noch verbleibende Zeit bis zur Amtsübergabe an Joe Biden für ihre nächsten Schritte nützen wollen.

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Es empfiehlt sich übrigens in der nächsten Zeit ab und zu nach den Diskussionen auf TV7 Ausschau zu halten. Egal wie man zu Israel und seiner Politik steht, sitzen dort beim gut informierten Moderator Jonathan Hessen durchwegs Diskussionsgäst mit großem Fachwissen, die aktuelle Entwicklungen rasch auf den Punkt bringen.

Quelle@TV7