Die polnischen Pläne zum Kauf koreanischer KF-21-Kampfjets sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass polnische MiG-29 für die damit gut vertraute ukrainische Luftwaffe ein Thema sind. Eine Übergabe der Jets stand bereits vor rund einem Jahr erstmals zur Diskussion, damals kam es aber zu keiner Lieferung, weil die USA und die NATO Bedenken hatten, dass der Kreml den Transfer der Flugzeuge als westliche Kriegsbeteiligung interpretieren könnte. Diese Bedenken dürften inzwischen beiseite geschoben worden sein, jedenfalls berichten zahlreiche Quellen, dass die US-Regierung dem erneuten polnischen – und auch slowakischen – Plan zur Überlassung von MiG-29-Abfangjägern an die ukrainische Luftwaffe nicht mehr im Wege steht.

@Georg Mader
Polen verfügt über eine Flotte von 28 MiG-29-Kampfjets, von denen nun bis zu 19 Maschinen an die Ukraine gehen könnten.

In der ersten Stufe sollen schon in den nächsten Tagen die ersten einsatzbereiten MiG-29A/UB (UB = Zweisitzer ohne Radar) in die Ukraine überführt werden. Polen sei angeblich bereit, auch den Rest seiner MiG-29-Flotte zu übergeben, als Teil einer internationalen „MiG-29-Koalition” aus den ehemaligen Flotten der polnische, bulgarischen und slowakischen Luftwaffen. Sie sollen – so eine Aussage – „jedenfalls nicht als Denkmal enden, sondern die Verteidigung des Lebens der Menschen in der Ukraine unterstützen”. Wieder andere Quellen behaupten, polnische MiG-29 hätten – als „Ersatzteile” tituliert – längst ihren Weg in den Abwehrkampf des Nachbarlandes gefunden.

Nun hat ganz aktuell sogar der polnische Präsident Andrzej Duda bestätigt, dass die ersten vier Exemplare „innerhalb der nächsten Tage” an Kiew übergeben werden. Danach sollen weitere MiGs in die Ukraine verlegt werden, und er fügte hinzu: „Sie sind aus den 1990er-Jahren und in ihren letzten Betriebsjahren, aber noch in einem gut funktionierenden Zustand. Auch der Rest wird gewartet und vorbereitet.” Polen hat seine MiG-29 mehrfach modernisiert und auch mit westlicher Technik NATO-kompatibel gemacht. Ob diese für den Transfer nun ausgebaut wurde, das wurde freilich nicht dazugesagt. Was die Lieferung angeht, scheint eine teilweise Demontage mit anschließender Verlegung auf der Schiene oder der Straße am wahrscheinlichsten.

Polen: Erste Koreaner-Jets gesichtet

Pistorius und Wallace nicht ganz sattelfest
Laut einem Bericht von CNN von liegt die Gesamtzahl der von Polen nun verfügbar gemachten MiGs zwischen elf und 19, die gesamte Flotte von 28 Flugzeugen will man bis zur Operationsbereitschaft der koreanischen FA-50 aber offenbar nicht abgeben. Mit diesen Entwicklungen konfrontiert, meinte der neue deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius, er wisse nicht konkret welche MiGs das wären, beziehungsweise ob Deutschland einer Übergabe nicht zustimmen müsse, weil sie eventuell ehemalige DDR-Maschinen wären. Diese sind nach der Wende als MiG-29G beim Jagdgeschwader 73 geflogen und wurden 2004 „gratis” an Polenabgegeben.

Deutsche Medien haben das Dauerthema „Kampfjets für die Ukraine” in Moderationen und Talk-Shows immer auf deutsche Maschinen bezogen, obwohl das sowohl mit Blick auf die Eurofighter als auch alter Tornados nie zur Debatte stand. Dem Ressortchef hätten aber schon die TV-Bilder eine Antwort geben können, hat Duda seine Ankündigung doch bei einem Treffen mit dem neuen tschechischen Präsidenten, ex-General Petr Pavel, gemacht. Und Tschechien hat schon 1996 zehn MiG-29 – sie stammten aus der Teilung der CSSR-Luftwaffe mit der Slowakei 1992 – gegen elf polnische PZL W-3 Sokół Helikopter getauscht. Und die Polen fliegen schon seit 1989 auch zwölf ältere MiG-29, die noch direkt aus sowjetischer Produktion stammen.

Stets hieß es seitens der involvierten Länder, man wolle keine Alleingänge und würde das „MiG-Vehikel” nur mit anderen gemeinsam übergeben. Und prompt folgt auf die polnische Entscheidung am 17. März die Ankündigung der slowakischen Regierung, den Plan gebilligt zu haben, der Ukraine ihre Flotte von 13 MiG-29 (die zweite Hälfte der ex-CSSR Maschinen, die wegen dem Bruch der russischen Versorgung seit vorigem Sommer abgestellt wurden) abzugeben. Ministerpräsident Eduard Heger sagte während einer Pressekonferenz, in der er die Entscheidung verkündete, dass seine Regierung damit „auf der richtigen Seite der Geschichte” stehe. Die Slowakei erhält 200 Millionen Euro von der EU als Entschädigung und nicht näher bezeichnete Waffen von den USA im Wert von 700 Millionen Euro, im Austausch für die Übergabe ihrer MiG-29-Flotte an die Ukraine, ergänzte Verteidigungsminister Jaroslav Nad. Die wenigen bulgarischen MiG-29 sind nahezu am Ende und fliegen teils mit Triebwerken aus Polen. Und die ungarischen MiGs sind schon lange in Kecskemet abgestellt, die ungarische Führung liefert aber keine Waffen in die Ukraine.

@Georg Mader
Der Kreml sieht die Übergabe der MiG-29-Jets an die Ukraine (naturgemäß) kritisch. Am Kriegsverlauf werde sich damit aber nichts ändern, heißt es aus Moskau. Das wäre bei der ebenfalls diskutierten Übergabe von F-16-Jets (Bild) wohl anders – bis dahin dürfte es aber wohl noch etwas dauern.

Flugzeug-Ringtausch?
In weiterer Folge will – Stichwort „Ringtausch” – Großbritannien Eurofighter Typhoon-Kampfflugzeuge in die europäischen Länder verlegen, die ihre MiG-29 an die Ukraine abgeben. Oder doch vielleicht dorthin liefern? Denn der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte zu „Times Radio” Ende Februar, man wolle „im Ausgleich Kampfjets an mittel- und osteuropäische Partnerländer liefern, wenn diese im Gegenzug ihre Maschinen sowjetischer Bauart wie MiG-29 und Su-24 an die Ukraine abgäben. Die „nächsten” Su-24 (NATO: „Fencer”, ein dem Tornado ähnlicher Schwenkflügel-Jagdbomber aus den 1970er- und 1980er-Jahren) fliegen allerdings – neben der Ukraine und Russland – in Algerien, Syrien und eventuell noch in Libyen. Das sind aber eher keine „Partnerländer”.

Kreml warnt wieder
Natürlich reagierte auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bereits: „Die versprochenen Flugzeuge sind ein weiteres Beispiel dafür, dass NATO-Mitglieder das Niveau ihrer direkten Beteiligung an dem Konflikt erhöhen. Die Ausrüstungslieferungen werden natürlich keinen Einfluss auf das Ergebnis der militärischen Sonderoperation haben, aber sie könnten der Ukraine und dem ukrainischen Volk mehr Unglück bringen.” Die russische Luftwaffe hat zwar noch immer keine generelle Luftüberlegenheit erlangt, die Ukrainer fliegen noch immer Einsätze. Die Russen versuchen allerdings in Wellen von zehn bis 14 Tagen, aus dem russischen Luftraum – mit einigem Erfolg – die Infrastruktur der Ukraine mit Abstandswaffen zu zerstören. Sollte die Ukraine nach der Schlammperiode aber eine Offensive nach Süden zum Meer entwickeln, wird die russische Luftwaffe versuchen müssen, die ukrainischen Bodenkräfte „abzunutzen”.

@Georg Mader
Die Slowakei plant nun ebenso wie Tschechien die Beschaffung des AH-1Z-Helikopters.

Update 22. März 2023: Das sagt Generalstabchef Daniel Zmeko zu der slowakischen Entscheidung. Und schon am Tag davor hat der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad in einem Facebook-Eintrag verlautbart, dass die Slowakei für die Überlassung ihrer MiGs sowie als Kompensation für die Verzögerung der Lieferung der neuen F-16/70 bis 2024, nun zwölf neue Kampfhubschrauber Bell AH-1Z (wie auch von Nachbar Tschechien beschafft) sowie 500 Hellfire PAL erhalten soll. Dank US-Militärhilfe sowie Mittel aus der EU-Friedensfaszilität wären jene „praktisch umsonst” (siehe Bericht).

Quelle@Georg Mader