Wie bereits in einem ausführlichen Beitrag nach der Dubai-Airshow 2022 angekündigt, haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nun tatsächlich zwölf Strahltrainer Hongdu L-15B (in Chinas Luftwaffe als JL-10 bezeichnet) bestellt.

@Georg MaderDas chinesische Luftfahrtkonglomerat AVIC (Aviation Industry Corporation of China) bestätigte gegenüber Militär Aktuell, dass man wärend der IDEX-Rüstungsmesse in Abu Dhabi Mitte Februar einen entsprechenden Vertrag mit einer Option auf weitere 36 Maschinen unterschrieben habe. Laut einem AVIC-Offiziellen, sollen die zwölf Maschinen in den nächsten zwei Jahren für die VAE gebaut und nach Al Ain (dort ist die VAE-AF-Akademie) geliefert werden. Weitere Maschinen wären eine Option, auf eine spätere Stückzahl wollte er sich allerdings nicht festlegen. Er bezeichnete die Version als L-15B, sie werde auch Luftbetankungssonde und Waffenrechner haben.

@Georg Mader„Wir sagen niemandem, was er haben darf und was nicht”
Ob die chinesische Industrie diesen Deal nun als Zeichen für die wachsende Unabhängigkeit von bei wichtigen Entscheidungen sonst westlich gerüsteten Nutzerländern sehe und sich dadurch ein steigendes Potenzial ergebe? Antwort: „Ich kann nicht für den ganzen Markt oder das ganze Spektrum sprechen. Aber wir sagen Staaten eben nicht, was sie haben dürfen und was nicht. Wir unterstützen vielmehr ihre Anforderungen, mit dem was von uns am besten dazu passen könnte. Und Sie sehen, hier hat es funktioniert. Und das wird Beispielwirkung haben, nicht jetzt nur bezogen auf L-15, sondern insgesamt. Das ist vielleicht das eigentliche Potenzial.”

@Georg MaderTriebwerksfrage blieb offen
Im Gegensatz zu den bis auf die Heckpartie sehr ähnlichen italienischen M-346 von Leonardo oder der russischen Jak-130 ist der L-15 überschallfähig. Allerdings: Bislang wurden in dem Jet ukrainische Iwtschenko-Progress AI-322F-Triebwerke von Motor-Sich aus Saporoschje verwendet. Möglich, dass diese angesichts des Ukraine-Krieges durch das chinesische Triebwerk WS-17 Mishin ersetzt werden, einen Kommentar dazu gab es von dem AVIC-Offiziellen nicht. Er sagte nur, dass seit 2016 einige Hundert (!) AI-322F-Triebwerke an China geliefert worden wären, AVIC also einen ausreichenden Vorrat habe.

Quelle@Georg Mader
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.