Experten des Verteidigungsministeriums und der Landesverteidigungsakademie führten im Mai in Accra den ersten Political Advisors Kurs Afrikas durch.

Am Kofi Annan Peacekeeping Training Center (KAIPTC) der ghanaischen Hauptstadt Accra wurden im Mai Stabsoffiziere und hohe Zivilbeamte aus zwölf afrikanischen Staaten zu politischen Beratern für Friedensmissionen (sogenannte Political Advisors) ausgebildet. „Was haben unsere Leute in Afrika verloren und warum werden diese Kurse vom Verteidigungsministerium unterstützt?“. Hier ist die Antwort:

Superintendent Benjamin Agordzo, der Einsatzleiter der ghanaischen Polizei, bringt in seinem Vortrag vor den angehenden Politikberatern auf den Punkt, warum Österreich Experten nach Afrika schickt: „Die jungen Leute in den afrikanischen Bürgerkriegs- ländern haben genau drei Möglichkeiten: Kriminalisierung, Radikalisierung oder Migration in den Norden.“ Es geht darum, diese Migrationsursachen zu bekämpfen und den Menschen lebenswerte Bedingungen zu ermöglichen. Und dazu braucht es nicht nur gut ausgebildete Soldaten sondern auch fähige Politik- berater, sagt sein Landsmann, Brigadegeneral Benjamin Kusi: „Eine militärische Intervention kann höchstens die Gewalt eindämmen. Einen dauerhaften Frieden und damit die Möglichkeit zur Entwicklung kann aber nur die Politik bringen. Und deshalb ist der Political Advisor so wichtig.“

Political Advisor Kurs 2017: Mediencoach Oberstleutnant Kurt Arbeiter mit Kursteilnehmern aus Mosambik, Ghana, Niger, Kamerun und Österreich.
Political Advisor Kurs 2017: Mediencoach Oberstleutnant Kurt Arbeiter mit Kursteilnehmern aus Mosambik, Ghana, Niger, Kamerun und Österreich.

Kusi war stellvertretender Kommandant der Mission UNOCI, die 2011 dazu beigetragen hat, den Bürgerkrieg an der Elfenbeinküste zu beenden. Er gehört neben Agordzo zu den erfahrensten Kommandanten, die bei dem Kurs unterrichten. Außerdem an Bord: ehemalige Botschafter, Politikwissenschaftler und Experten für Öffentlichkeitsarbeit. Denn der Politikberater sollte ein wahrer Tausendsassa sein. Er ist das Bindeglied zwischen dem Missionschef und den politischen Akteuren: Diplomat, Netzwerker, Mediator, Berichterstatter. Ein Gutteil der Erfahrungen kommt auch von den zweiundzwanzig Kursteilnehmern selber, die von Somalia bis zum Senegal angereist sind, Veteranen Dutzender Friedensmissionen. „Ich habe selten einen derart interaktiven Kurs erlebt“, sagt Oberstleutnant Ortwin Gammer, seit drei Jahren Kursdirektor am KAIPTC. „Dieser Kurs war eigentlich als Probelauf gedacht, aber das Feedback von Teilnehmern und Vortragenden ist so begeistert, dass wir die Ausbildung fix ins Programm des Trainings- Centers aufnehmen werden.“

Fix ist auch, dass sowohl Teilnehmer als auch Vortragende zum Teil erstaunliche Erkenntnisse aus diesen zwei Wochen mitnehmen werden. Zum Beispiel, dass es zwischen Afrika und Europa nicht nur Gegensätze gibt, sondern durchaus auch Parallelen. Als etwa Dr. Thomas Widrich, österreichischer Political Advisor bei EUFOR Althea, die Situation in Bosnien und Herzegowina vorträgt, analysiert ein Teilnehmer aus dem Niger staubtrocken: „Das sind also verfeindete Stämme, die nach einer langen Kolonialherrschaft aufeinander losgehen.“ – Touché!

Text: Oberstleutnant Kurt Arbeiter, Foto: Dr. Gerald Hainzl