Ungewöhnlicher Schritt: Bis zur Einführung seiner neuen F-16-Flotte im Jahr 2025 legt die Slowakei ihre aktive Luftraumüberwachung in die Hände seiner NATO-Partner Polen und Tschechien.

@Archiv
Haben ausgedient: Die slowakische Luftwaffe hat ihre MiG-29-Flotte mit 1. September 2022 außer Dienst gestellt.

In Österreich stand eine ähnliche Lösung immer wieder in (medialer) Diskussion, die Slowakei hat den Schritt nun dank ihrer NATO-Mitgliedschaft gewagt: Die Luftwaffe unseres östlichen Nachbarlands hat mit 1. September 2022 ihre letzten elf MiG-29-Kampfjets ausgemustert und ihre aktive Luftraumüberwachung mit diesem Tag vorübergehend in fremde Hände gelegt. Bis zur Einführung der vor fünf Jahren um rund 1,5 Milliarden Euro bestellten 14 Stück F-16C/D Block-70 (zwölf Einsitzer und zwei Zweisitzer) übernehmen die polnische und tschechische Luftwaffe die luftpolizeilichen Aufgaben im slowakischen Luftraum.

Ungarn: Rheinmetall startet Lynx-Produktion

Ursprünglich hatte die Slowakei einen fließenden Übergang von ihren alten, 1993 nach der Teilung der CSFR übernommenen sowie später von Russland im Gegenzug für einen Schuldenerlass erhaltenen, MiG-29-Jets hin zu den neuen US-Kampfflugzeugen geplant. Der Ukraine-Krieg machte dem Vorhaben allerdings einen Strich durch die Rechnung. Die dadurch eingeschränkte Ersatzteile-Verfügbarkeit und der Abzug russischer Wartungstechniker machten eine beschleunigte Abstellung der neun Einsitzer und zwei Zweisitzer notwendig, die nun an die Ukraine übergeben werden sollen. Die Slowakei hatte die Maschinen in den frühen 2000er-Jahren mit NATO-Freund-Feind-Erkennung (IFF) und modernen Navigationssystemen (NavAids) zur Version MiG-29AS/UBS nachgerüstet und verfügte davor sogar über 22 Maschinen. Vier gingen in Abstürzen verloren, sieben weitere waren im Laufe der Jahre abgestellt worden. Insgesamt 52 slowakische Piloten wurden auf der Fulcrum ausgebildet, seit 1993 flogen sie 20.246 Flugstunden.

@Archiv
Die tschechische Verteidigungsministerin Jana Černochová gemeinsam mit ihren Amtskollegen Jaroslav Nad (Slowakei) und Mariusz Błaszczak (Polen).

Die gekauften F-16-Jets sollen ab Mitte 2024 eintreffen und ein Jahr später einsatzbereit sein. Bis dahin werden tschechische JAS-39C/D Gripen und polnische F-16C/D Block-52 den Luftraum über dem 49.000 Quadratkilometer großen Land (mit)sichern. Eine entsprechende Übereinkunft wurde von den Verteidigungsministern der drei Länder am Rande der 11. slowakischen Flugshow SIAF-22 in Kuchyna unterzeichnet. Die tschechische Ministerin Jana Černochová argumentierte die ungewöhnliche Zusammenarbeit auch mit dem gemeinsamen „Feind” im Osten. „All unsere Länder haben Nationalsozialismus und Kommunismus erfahren und wissen die 1989 gewonne Freiheit sehr zu schätzen. Mit dem gemeinsamen Schutz unseres Luftraums zeigen wir, wie stark nicht nur unser Bündnis innerhalb der NATO und der EU, sondern wie stark die Freundschaft, ja sogar die Brüderlichkeit, zwischen unseren Ländern ist. Ihr polnischer Amtskollege Mariusz Błaszczak sieht das Abkommen nicht nur als zivile Assistenzleistung: „Polen unterstützt seine Verbündeten. Wir teilen die Bedrohungen in unserem Teil Europas und wir reagieren darauf, indem wir unsere Streitkräfte verstärken und einen möglichen Angreifer auch in der Luft abschrecken.”

Die Maschinen aus Tschechien und Polen bleiben während dieser Zeit in ihren Ländern stationiert und greifen nur bei Bedarf in den slowakischen Luftraum ein. Dafür steht stets eine Alarmrotte bereit. Mit Blickrichtung auf eine mögliche Nacheile (grenzüberschreitende aktive Luftraum-Sicherung) gibt es damit nun neue Akteure an unserer Ostgrenze.

Quelle@Georg Mader, Archiv