Königin Elizabeth II., mit einer Regentschaft von 70 Jahren Großbritanniens am längsten regierende Monarchin, ist am Abend des 8. September am Sommersitz im schottischen Balmoral im Alter von 96 Jahren verstorben.

Vielleicht größter Verdienst der Queen bleibt es, dass sie die mehr als 1.000 Jahre alte Monarchie auf der Insel behutsam „entstaubt”, die Tore der diversen Paläste und Sitze für frischen Wind sowie die Medien geöffnet und so das – mit Steuergeldern finanzierte – Haus Windsor in die Moderne gerettet hat. Noch immer befürworten zwei Drittel der Briten die parlamentarische beziehungsweise konstitutionelle Monarchie, vielleicht auch weil die Queen im wechselhaften öffentlichen Leben des Königreichs für die Illusion einer heilen Welt sowie vergangener Weltmacht-Größe stand. Jedenfalls sind jene Briten, welche sich noch an ihren Vater König Georg VI. am Thron erinnern können, allesamt aus der Kriegsgeneration und nun zumindest in ihren 80er Jahren.

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Ein Herzstück der Regentschaft Elizabeths war ihre enge Beziehung zu den britischen Streitkräften. Ein Band, das mit ihrem – wenn auch kurzen – Dienst in der Armee in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs geknüpft wurde und das seither im Zentrum ihrer Funktion als militärische Oberbefehlshaberin stand. Sie war das einzige Staatsoberhaupt, dass im Zweiten Weltkrieg diente, als sie sich noch als Prinzessin – einige Monate vor Kriegsende mit 18 Jahren freiwillig zum Militärdienst meldete, obwohl sie die designierte Thronfolgerin und ihr Vater dagegen war. Für sie war dieser Schritt logisch, sie wollte es damit den vielen anderen Briten gleichtun, die es als ihre Pflicht ansahen, ihr Heimatland während des Kriegs zu verteidigen. Ihren Dienst leistete Prinzessin Elizabeth als sogenannte „Second Subaltern” bei der 1938 gebildeten Frauenabteilung des britischen Heeres, dem Auxiliary Territorial Service.

Die Frauen beim A.T.S. waren beispielsweise als Köchinnen, Schreibkräfte, Lagerverwalterinnen, Telefonistinnen, Krankenpflegerinnen, Postmitarbeiterinnen oder Munitionsprüferinnen tätig. Die junge Frau ließ sich zur Mechanikerin und Kraftfahrerin auf Lkw und Sanitätsfahrzeugen ausbilden. Nach einigen Monaten erreichte sie den Dienstgrad des Junior Commander.

Nach ihrer Krönung wachte sie dann 70 Jahre lang (sie selbst spracht von „Dienst”) über die drei britischen Teilstreitkräfte und alle die darin dienten. Bis zuletzt beim Besuch auf dem ersten – nach ihre benannten – neuen Flugzeugträger der Royal Navy oder dem F-35-Trainingszentrum auf RAF-Marham. Und den Soldaten, Fliegern und Matrosen war es sichtlich auch eine Ehre, ihre Königin zu treffen. Hier eine komplette Übersicht über alle militärischen Ehrenkommanden welche die, Queen (teilweise bis zuletzt) innehatte.

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Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte ist eine Position, die mit der Position eines britischen Monarchen verbunden ist, der als Souverän und Staatsoberhaupt auch „Oberhaupt der Streitkräfte” ist. Während de facto der Premierminister und der Verteidigungsminister die operative und strukturelle Arbeit machen, bleibt bei wichtigen Entscheidungen über den Einsatz der Streitkräfte der König oder die Königin jedoch die „ultimative Autorität” des Militärs, wobei Offiziere und Personal nur auf den regierenden Monarchen die Treue schwören.

Nachfolger auf dem Thron und als Staatsoberhaupt (auch noch immer von 14 Nationen) ist nun ihr Sohn, der bisherige „Prince of Wales”, nunmehr König Charles III. Er absolvierte zwischen 1971 und 1976 eine Militärausbildung bei der Royal Navy und trägt heute drei militärische Ränge: Admiral der Royal Navy, General der British Army und Air Chief Marshal der Royal Air Force. Trotz des – ungewohnten – „Long live the King” ändert sich wenigst an dem Kürzel im Namen der britischen Kriegsschiffe nichts: „His Majestys Ship” passt auch.

Quelle@Archiv, RAF News, Twitter, RAF Regimental Heritage Centre
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.