Nach monatelanger Vorbereitung und diversen Einsatzübungen war am 1. Mai „Tag der Arbeit” für die Royal Navy. Eine britische Flotte rund um den neuen Flugzeugträger R08 „HMS Queen Elizabeth” (kurz QE2) lief öffentlichkeitswirksam aus Portsmouth und anderen englischen Häfen zu einer Einsatzfahrt von sieben Monaten und 26.000 Seemeilen bis nach Japan aus.

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Neben der Einsatzerprobung von einer Menge neuer Technik zur See und in der Luft, ist das primäre Ziel dieser Einsatzfahrt wohl die Demonstration eigener Stärke. In der Phase des „Post Brexit” möchte Großbritannien der Welt damit signalisieren, dass man zurück im „Trägergeschäft” ist, samt Jets der eigenen Marineluftwaffe. Am Weg ins Einsatzgebiet (siehe Karte) wird der Verband vor der schottischen Küste – zusammen mit 31 Kriegsschiffen und 150 Flugzeugen aus zehn NATO-Ländern – in die Übung „Strike Warrior 21” eingebunden sein. Das Schwesterschiff der QE2, die „HMS Prince of Wales” ist nach 14 Monaten Liegezeit in Portsmouth am 30. April ausgelaufen und wird bei „Strike Warrior” auch dabei sein, nicht aber im Verband unter Kommodore Steve Moorehouse um die halbe Welt mitgehen. Zu diesem gehört hingegenen (mindestens) ein Astute-U-Boot, ganz so wie bei einem Trägerverband der US Navy im Einsatz. Es ist bereits am 22. April aus Clyde ausgelaufen.

@Royal NavyUmfangreicher Airwing
Die kritischen Luftkomponenten der „UK Strike Group” setzen sich aus mehreren Elementen zusammen: Obwohl die QE2 schon mit eigenen F-35B Lightning-II der RAF geübt hat – die Briten planen die projektiert bis zu 138 Stück F-35 gemeinsam mit RAF und Royal Navy zu betreiben – setzen sich die diesmal „mitfahrenden” Maschinen aus nur acht Stück der 617th Squadron „Dambusters” und zehn Maschinen des US Marinekoprs der VMFA-211 („Wake Island Avengers”, siehe Informationen zur Schlacht um Wake) zusammen. Letztere haben im Vorfeld über den Atlantik nach RAF Lakenheath verlegt und deshalb sind auch 180 USMC-Angehörige an Bord, sowie 18 Bewaffnungsspezialisten (Armourer) der US-Marine die man sich von der CVN-74 „USS John C. Stennis” „ausgeborgt” hat. Sieben Merlin-Hubschrauber der 820th Naval Air Squadron – darunter zwei mit Frühwarnradar Crownsnest – landeten bereits am 27. April auf der QE2 und vier Wildcat-Bordhubschrauber der 815th Naval Air Squadron flogen von RNAS Yeovilton auf je eines der Begleitschiffe, darunter die Luft- und Raketenabwehr-Zerstörer „HMS Diamond” und „HMS Defender”. Sie können übrigens mit je 20 leichten Luft-Boden-Flugkörpern Martlet bewaffnet werden (siehe Bericht). Die QE2 hat im März in Glen Mallan übrigens bereits diverse Munition gefaßt.

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Was für den Airwing und die bisher zahlenmäßig stärkste Besatzung der QE2 an Logistik für sieben Monate nötig ist, wird illustriert durch 924 Paletten Nahrungsmittel, 55 Standardcontainer mit anderen Verbrauchsgütern sowie beispielsweise zwei F-135 Ersatztriebwerken für die F-35 im Wert von je 20 Millionen Pfund (rund 23 Millionen Euro). All das wurde einen Monat lang mit 400 Kranladungen an Bord gebracht. Daneben dient der Einsatz auch als Test für die Ausdauer der Technik sowie der Logistikketten bis zurück in die Heimat.

Heikle Routenwahl
Die Pressemitteilung zur ersten Einsatzfahrt der QE2 und der „Strike Group” enthält anfangs viele übliche Formulierungen zur auf der Mission angestrebten Vertiefung von Partnerschaften und multi-nationalen Marineübungen, unter anderen mit Italien, Griechenland, Frankreich, Indien, Malaysia, Australien, Neuseeland, Singapur, Japan und der US-Navy. Man betont im weiteren Verlauf, dass aus Sicherheitsgründen nur wenige Involvierte wüssten, wie der Kurs genau geplant wäre und dass Hafenbesuche erst 48 Stunden im Voraus fixiert werden würden. Auch ist interessant, dass man sich – nach langen Abwägungen mit den USA und Japan – „aus Gründen der angespannt-volatilen Situation um Taiwan” dagegen entschieden habe, „auf der provokativen Route durch die Taiwan-Straße zwischen China und Taiwan zu laufen” (was von britischen Medien kritisiert wurde). Sehr wohl aber wird man quer etwa Nordnordost durch das – ebenfalls volatile – Südchinesische Meer laufen und dort Operationen der „Freiheit der Navigation” durchführen. Ob mit den eigenen Flugzeugen wird nicht erwähnt, jedenfalls aber wird das Geschwader umfassende Aktivitäten chinesischer Schiffe und Fluzeuge auslösen und die diversen künstlichen Militärinseln, die China in der Region errichtet hat, in Alarm versetzen.

@Royal Navy
Zu den vielen Begleitschiffen der QE2 gehört auch der Luft- und Raketenabwehr-Zerstörer „HMS Defender”.

Im Pressetext wird ausdrücklich bedauert, dass wegen Covid-19-Restriktionen diverse Landgänge der Crew bei Hafenbesuchen ebenso eingeschränkt und kontrolliert sein werden wie es das An-Bord-kommen von Gästen und Medienvertreten der diversen Länder, die auf der Besuchsliste stehen.

Hier geht es zu weiterführenden Informationen.

Quelle@Royal Navy
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.