Chinas steigender Einfluss in afrikanischen Staaten ist hinlänglich bekannt, ebenso die Präsenz der USA sowie der Europäischen Union, Großbritanniens und Frankreichs. Afrika hat nicht nur ein unglaubliches Reservoir an begehrten Rohstoffen, es gilt auch als Hoffnungsmarkt der Zukunft. Da kann doch Russland nicht fehlen! Denn wer den Anspruch erhebt, ein globaler Akteur zu sein, muss an den entscheidenden Orten präsent sein.

Die Zielsetzungen des russischen Engagements sind daher sowohl im geopo­litischen wie auch im ökonomischen Bereich zu sehen. Gerade die Rüstungsindustrie sowie der Atom- und Energiesektor bieten Russland Möglichkeiten, verstärkt in den Markt einzutreten. Sein konsequentes Engagement in Syrien als „verlässlicher Partner in schwierigen Zeiten” mag dabei in manchen Hauptstädten einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen.

Der erste Russland-Afrika Gipfel Ende Oktober in Sotschi war daher keine Überraschung, sondern eine strategische Notwendigkeit, nachdem sowohl China als auch die Europäische Union solche Gipfeltreffen schon seit Jahren abhalten. Moskau hat dabei den Vorteil, auf alte Netzwerke und Beziehungen aus der Zeit des Kalten Krieges zurückgreifen zu können. Auch in den Jahren danach war Russland immer präsent, wie beispielsweise zuletzt das Engagement in Libyen zeigte.

Die verstärkte Konkurrenz mit anderen Großmächten wird aber in Zukunft sehr konkrete Maßnahmen und Ergebnisse erfordern, um im direkten Wettbewerb bestehen zu können. Dabei wird sich zeigen, ob Moskau seine eigenen Ziele erreichen und die Erwartungen der afrikanischen Partner erfüllen kann. Im negativen Fall wäre das ein klassisches Beispiel für eine strategische Überdehnung.

Lesen Sie dazu auch die aktuelle Analyse „Russlands Rückkehr nach Afrika” von IFK-Experte Gerald Hainzl. Hier geht es außerdem zu weiteren Beiträgen von IFK-Leiter Brigadier Walter Feichtinger.

Der Autor ist seit 2002 Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) an der Landesverteidigungsakademie.