Bei einem Testflug ist gestern nahe Moskau ein Prototyp des russischen Großflugzeugherstellers Iljuschin abgestürzt. Alle drei Besatzungsmitglieder kamen beim Verlust der zweimotorigen Il-112W ums Leben – ein Video (siehe hier) und etliche private und auf russischen sozialen Medien kursierende Fotos zeigen den Absturz. Es könnte ein Absturz mit Folgen werden.

@ArchivDenn er könnte einen Rückschlag für die Pläne der russischen Luftwaffe (VKS) bedeuten. Der knapp 25 Meter lange Hochdecker für bis zu fünf Tonnen Nutzlast sollte als erste eigene russische Entwicklung eines leichteren Transporters nach dem Ende der UdSSR ab 2023 eine absehbare Alternative und Ablöse für die veralteten und abgeflogenen Zweimot-Turboproptransporter des nunmehr ukrainischen Herstellers Antonov werden, den mehr als 40 Jahre alten An-24, -26 und -32. Über 200 Maschinen davon fliegen noch in Russland und in den UdSSR-Nachfolgestaaten.

Triebwerksbrand
Auf einem der Videos ist zu sehen, wie kurz vor dem Absturz – warum wird die Untersuchung sicher klären – das rechte der beiden Turboproptriebwerke in der Luft hell brannte, dadurch kam es dann offenbar zum Kontrollverlust und der Unsteuerbarkeit. Der fatale Unfall bei Schukowski wurde bereits vom russischen Flugzeugbau-Konglomerat United Aircraft Corporation (UAC) bestätigt. Zu den Opfern soll auch der langgediente Iljuschin-Testpilot Nikolai Kuimow gehören, der das Muster auch bei seinem Erstflug im März 2020 steuerte.

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Testpilot Nikolai Kuimow war an Bord der abgestürzten IL-112 und kam beim Absturz ebenso wie zwei andere Besatzungsmitglieder ums Leben.

Längere Historie
Von dem Modell IL-112 sind zunächst die gegenständliche Militärversion (IL-112W) und später auch eine zivile Frachtversion (IL-112T) geplant. Ilyushin und UAC sehen dafür Exportchancen in Staaten der ehemaligen Sowjetunion, Lateinamerika, Asien oder Afrika. Ende der 1990er-Jahre war das Design als Modell noch als gemeinsames Projekt mit Indien geplant, aber noch 2010 – vor der Ukraine-Krise – wurde das Projekt wieder fallengelassen und Antonow-Maschinen bevorzugt. Diese sind numehr aber „No Go” und erst voriges Jahr flog die neuaufgelegte Il-112 erstmals, zwei Prototypen wurden gefertigt. Auf der gerade zu Ende gegangenen MAKC-Flugshow hieß es, dass die VKS 62 Maschinen einzuführen beabsichtigt.

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Chefdesigner Andrej Jurasow verstarb vor wenigen Tagen nach schwerer Krankheit.

Weiterer Verlust für Iljuschin
Am 16. August hatte die Iljuschin-Mannschaft einen weiteren Verlust zu beklagen: Der Chefdesigner der weltweit bekannten vierstahligen Transporter der Serie Il-76 und der Tanker Il-78, Andrej Jurasow verstarb nach schwerer Krankheit, zwei Monate vor seinem 60. Geburtstag. Geboren 1961, verbrachte Andrej Wladimirowitsch nach dem Moskauer Luftfahrtinstitut ab 1981 sein gesamtes Berufsleben bei Iljuschin. Anfangs als Techniker bei der Flugtestabteilung an Il-76, Il-114, Il-103 und Il-76 und später als Leiter der Entwicklung und Zulassungstests der späteren mit PS-90 Triebwerken modernisierten Varianten Il-76MF, Il-76TD-90VD, Il-76MD-90A und Il-78M-90A.

Quelle@Archiv, Iljuschin, UAC