Der unter schwarzen Planen versteckte neue russische einstrahlige Stealth-Jäger Suchoi LTS (vermutlich T-75), der morgen Dienstag auf der MAKC-Show in Moskau enthüllt werden soll, wurde schon vor Tagen von russischen Spottern erspäht. Unklar ist vorerst, welche Rolle der LTS ausfüllen soll und wie er realisiert werden könnte.

ROSTEC und UAC bereiten in Moskau jedenfalls in einem eigenen Hangar eine große Multimedia-Show vor, haben das Ding aber nun – sichtlich ein Design-Mock-Up und noch kein Prototyp – über das Wochenende den Bühnenaufbau-Elektrikern und einem privaten Sicherheitsdienst „überlassen”. Wenig überraschend tauchten schon kurz darauf Handyfotos und ein erstes Video in diversen Defence Foren auf – oder aber jenes „Leaken” in Häppchen gehört zum PR-Konzept zur Maximierung der Publicity.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die ist vielleicht auch deshalb nötig, weil es sich beim LTS – zumindest vorerst – sichtlich um kein Projekt für das russische Verteidigungsministerium handeln dürfte. ROSTEC und UAC (sie haben 65 Delegationen zur MAKC eingeladen) dürften damit vielmehr auf der Suche nach anderen Ländern sein, die in die Finanzierung des (geschätzt) 18-Tonnen schweren Jets einsteigen.

Studien eines solchen LFI (Lightweight Fighter) oder LMFS (Light Multi-Function Frontal Aircraft) gehen schon auf die Zeit vor dem Zerfall der UdSSR zurück. Anschließend gab es für eine Verwirklichung aber 15 Jahre lang keine (staatlichen) Mittel. Die damaligen Konzepte waren alle von MiG, gedacht als Nachfolger der MiG-29-Familie. Nun aber stammt der mutmaßliche T-75 aus dem Hause Suchoi (mit MiG im UAC-Konglomerat, das wiederum zum vom Putin-Weggefährten Sergej Tschemezow – siehe Interview – geleiteten staatlichen Technologiekonzern ROSTEC gehört) und die Kampagne um den „Anti-F-35” läuft unter dem Namen „Checkmate”, also „Schachmatt” und hat eine Rössel-Schachfigur als Logo. RSK-MiG scheint hingegen weiter marginalisiert.

Optisch auffällig ist der große und stark nach vorne gepfeilte und innen geteilte Kinn-Lufteinlauf, der unten herum bis jeweils zur von der Radarnase bis zum Flügel sich ziehenden Abrisskante reicht und auf einen offenbar nötigen größeren Luftdurchsatz für ein wohl relativ starkes Turbofan-Triebwerk hindeutet. Jenes könnte durchaus das bereits in zweistrahligen Su-57 getestete und dafür geplante Aggregat 30 von SATURN (118 bis 168 kN) sein – ob allerdings mit Schubvektor-Steuerung ist noch nicht zu sehen gewesen. Ebenfalls auffällig sind die sich von weit vorne nach hinten vertiefenden seitlichen Waffenschächte des Deltaflüglers ohne Höhenleitwerk. Vor dem Cockpit wird sichtlich ein Infrarot-Sicht- beziehungsweise Zielverfolgungsgerät (IRST) sitzen.

@Archiv
Von einem Prototyp ist das auf den Bildern zu sehende Design-Mock-Up noch weit entfernt.

Sollte sich in den nächsten Jahren ein oder mehrere ausländische Partner für den Jet finden, könnte er eine Nische für einen leichten und wohl günstige(re)n Fighter der 5. Generation besetzen, vor allem in Ländern, die sich größere und teure (zweistrahlige) Muster nicht leisten können – oder solche, die schlicht keine westliche Hochtechnologie erhalten. Jedenfalls dürfte es sich dabei wieder um einen Artikel handeln, der zu einem Subjekt der CAATSA-Sanktionen der USA werden könnte (siehe die dadurch verhinderten Su-35 für Indonesien), obwohl jene ja eigentlich in erster Linie gegen US-Alliierte oder mit den USA befreundete Staaten gerichtet sind, welche auf solche russischen Ideen kämen. Länder ohne militärisch/wirtschaftliche Beziehungen zu den USA wären daher wohl erste Zielgruppe. Im theoretischen und allerglücklichsten Fall könnte das Design (in voraussichtlich zumindest zehn Jahren) so etwas wie die seit den 1960er-Jahren weltweit populäre MiG-21 des 21. Jahrhunderts werden.

Die russische Luftwaffe ist bis 2028 mit der Einführung von 76 Su-57 beschäftigt, auf jene werden wohl – wie beim FC-31 als zweiter kleiner Stealth-Typ in China – die Bemühungen von ROSTEC und  UAC vorderhand also nicht abzielen. Sonst wäre wohl auch das „Sichten” des LTS oder T-75 anders verlaufen. Und es hätte auch kein Video des Herstellers gegeben, in der diverse Piloten aus UAE, Indien, Vietnam oder Argentinien eine Handy-Nachricht mit „It is coming” erhalten und – kurioserweise inklusive eines Amerikaners – dann auf eine Startbahn eilen und die Maschine anstarren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Viele weitere Fotos, Videos und Informationen werden jedenfalls wohl ab Dienstag zur Verfügung stehen. Eine erste Grafik des japanischen Konzept-Künstler „Zephyr164” gibt es aber schon jetzt (siehe Aufmacherbild ganz oben).

Hier geht es zu weiteren Suchoi-Meldungen.

Quelle@Zephyr164, Archiv, Suchoi
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.