Auch in anderen Streitkräften erfreuen sich nicht-atomare U-Boote wieder steigender Beliebtheit. Was ist dafür ausschlaggebend?
U-Boote sind die einzige Waffe im Marinearsenal, die zwar taktisch ist, aber auch entscheidend strategisch wirken kann. Das liegt einerseits an ihrem Abschreckungspotenzial, andererseits aber auch an ihrem Potenzial als verdecktes Signal- und Kommunikations-Überwachungs- sowie Aufklärungsinstrument.

@Georg Mader
Investitionspläne: Mit dem zusätzlichen Geld werden neben zwei U-Booten auch 60 Kampfflugzeuge vom Typ Saab Gripen-E angeschafft.

Mit welcher Bewaffnung werden die Boote ausgestattet?
Als Waffenträger kann man heute zwischen Langstrecken-Marschflugkörpern, Seezielflugkörpern gegen Schiffe oder – wie in unserem Fall – schweren drahtgelenkten Torpedos wählen. Ich werde Ihnen nichts zu deren Reichweite sagen, nur so viel: Sie können leicht eine halbe Stunde unterwegs sein. Es gibt zudem leichte und wendige Torpedos für den Einsatz gegen andere U-Boote. Unabhängig von der Bewaffnung sollen moderne U-Boote heute immer weniger autonom und isoliert wirken, sondern vermehrt als Teil eines Datenlink-Bildes und -Netzwerks. Man muss den Einsatz von U-Booten daher heute völlig neu andenken.

Aber ein U-Boot zeichnet sich doch durch seine „Unsichtbarkeit” aus? Durch die Kommunikation mit anderen, eigenen Kräften in einem Datenlink-Verbund steigt doch die Gefahr, entdeckt zu werden?
Exakt, und das ist auch die große Herausforderung. Ziel muss es sein, ein Lagebild weiterzugeben und trotzdem unentdeckt zu bleiben. Und dabei geht es um das aktive Einbringen von Erkenntnissen ebenso wie um das Empfangen von Informationen. Moderne Boote verfügen über entsprechende Mittel, etwa in Form von modularen Aufsätzen auf den Masten oder konformen Sensoren.

@Georg Mader
Gemeinsame Übung: Immer wieder übt die schwedische Marine auch gemeinsam mit den Streitkräften anderer Länder. Hier im Bild die HMS Gotland und im Hintergrund der US-Flugzeugträger USS Ronald Reagan 2007 in San Diego.

Bleibt das Problem, dass U-Boote – zumindest laut den Aussagen der Crews von U-Bootabwehr-Hubschraubern und Marinepatrouillenflugzeugen – gegen heutige Ortungsmittel und die stetig steigende Signalverarbeitung kaum noch eine Chance hätten?
Das gibt es viele Variablen, so generell lässt sich das nicht sagen. In unserem sogenannten „brown water”-Umfeld hier in der Ostsee sind die Voraussetzungen etwa ganz andere als im Ozean. Das haben wir 2006 deutlich gemerkt, als ich als Kommandant der HMS Gotland im Pazifik mit der US-Navy trainiert habe und US-Flugzeugträger ins Sehrohr bekam. Unabhängig davon sollte man natürlich nichts aus dem Wasser stecken, wenn ein Marinepatrouillenflugzeug in der Nähe ist. Und mit den modernen Algorithmen der Signalverarbeitung und dem Millimeterwellen-Radar ist – seegangabhängig – auch der Mastkopf rasch erfasst. In so einem Fall ist Geduld eine Tugend.

Sie sitzen die Situation einfach aus?
Genau. Wir können viel länger als ein Suchhubschrauber warten und das „Ping“ seines Tauchsonars können wir meilenweit hören. Je nach Salzgehalt und der Temperatur diverser Wasserschichten kann man sogar unter einem Sonar durchtauchen, ohne bemerkt zu werden. Auch in Küstengewässern tun sich die Suchenden schwer, weil dort meist viel Schiffsverkehr und damit auch Lärm ist. Außerdem kann auch die Topografie des Seebodens ein Schutzfaktor sein. In Summe geben wir uns daher ganz gute Chancen, schließlich bleibt auch bei uns die Technologie nicht stehen.

Als entscheidend für das Comeback der diesel-elektrischen U-Boote gilt auch deren neuartiger Außenluft-unabhängiger Antrieb (AIP). Schweden setzt dabei auf den sogenannten Stirling-Motor, der Sauerstoff als Arbeitsgas braucht …
… und damit unser operationelles Konzept geändert und zu einer revolutionären Erweiterung des Missionsprofiles geführt hat. Statt alle zwei bis drei Tage aufzutauchen, um aufzuladen, kann man nun Wochen tauchen, und das noch dazu sehr leise. Man ist jetzt eigentlich nur noch durch den Sauerstoffvorrat und die Menge der Verpflegung limitiert. Auch deshalb haben diese U-Boot-Typen in den vergangenen Jahren wieder extrem
an Wert gewonnen.

Das gilt für China, das mit entsprechenden Booten der Seeherrschaft der USA etwas entgegensetzen möchte, ebenso wie für die schwedische Marine, die sich damit vor allem gegen eine mögliche Aggression Russlands rüsten will. Auch wenn uns das Kommendörkapten Lindén bei unserem Besuch in Schweden so offen nicht bestätigen wollte.

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Quelle@Georg Mader