Das russische Verteidigungsministerium und Hersteller Suchoi kündigten kürzlich an, dass eine zweisitzige Version des Su-57-Kampfjets als Exportversion entwickelt werden soll. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Juri Borissow bestätigte anlässlich einer Arbeitsreise in die Region Primorski und einem Besuch im zum Suchoi-Konzern gehörenden Flugzeugwerk „Juri Gagarin” in Komsomolsk am Amur (KNAAZ, früher KnAAPO) die Meldung.

Dies ist insofern interessant, als bisherige sogenannte „Stealth Fighter” wie F-22, F-35 oder die chinesische J-20 alle nur als Einsitzer konzipiert und gebaut wurden, mit Hinweis auf die hohen Grad an Simulation in der Ausbildung beziehungsweise der Sensorik und Automation im Einsatz. Lediglich vom neulich ausgerollten koreanischen KF-21 soll es ein zweisitziges Modell geben – aber nicht wegen der Typenumschulung. In Sachen des russischen PAK-FA beziehungsweise nun Su-57 hat das in der Anfangsphase interessierte und mitzahlende Indien jahrelang auf einen Zweisitzer seines Projekts PMF beziehungsweise FGFA gedrängt, man hält die Arbeitsbelastung während komplexer Missionen für einen Piloten zu hoch. Unter anderem auch deswegen ist Indien letztlich ausgestiegen und setzt liefer auf Rafále-Jets von Hersteller Dassault und sein eigens Stealth-Projekt AMCA.

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Das FGFA-Programm hatte die Produktion eines spezielle für die Bedürfnisse der indischen Luftwaffe zugeschnittenen Zweisitzers der Su-57 zum Ziel.

Nun heisst es aus Russland: „Es gibt Interesse an der Exportversion Su-57E von diesem Modell und es wird meiner Meinung nach von Jahr zu Jahr zunehmen, da unsere russische Armee dann mit diesem Muster ausgestattet sein wird. Ausländische Kunden schauen sich zunächst immer an, wie sich die eine oder andere Art von Waffe in den Streitkräften der Russischen Föderation verhält. Das Verteidigungsministerium und die Suchoi Bank planen nun die Herstellung eines Zwei-Mann-Cockpits, was im Export dieses Modells zusätzliche Nachfrage schaffen wird.” Wie der Rosoboronexport CEO Alexander Mikheev ergänzte, zeigen fünf südostasiatische Staaten derzeit Interesse an der Su-57.

Die Su-57 ist ein russischer Multifunktionsjäger der fünften Generation. Er flog erstmals als PAK-FA 2010 und wurde entwickelt, um alle Arten von Luft-, Land- und Oberflächenzielen zu zerstören. Es hat Überschall-Supercruise-Geschwindigkeit (ohne Nachbrenner), interne Bewaffnung, eine radarabsorbierende Beschichtung, sowie den neuesten Komplex russischer Avionik- und Bordausrüstung sowie Waffen. Bis Ende 2024 werden die russischen Streitkräfte 22 Su-57 erhalten und bis 2028 wird ihre Zahl auf 76 Einheiten gebracht werden.

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Front- und Seitenansicht sowie Draufsicht auf die für Indien geplante Su-57-Version.

Dieses Jahr wird KNAAZ 15 Kampfflugzeuge liefern, auch im Rahmen von Exportverträgen. Darunter die ersten vier Serienflugzeuge Su-57. Indessen geht die Produktion der Su-35 weiter. Das Werk stellt auch verschiedene Baugruppen für andere Flugzeugwerke zur Verfügung und beteiligt sich an der Produktion einer Serie des zivilen Airliners „Superjet”. Dazu werden bis Ende 2022 rund 500 zusätzliche Mitarbeiter angestellt, welche derzeit in den sekundären Einrichtungen und Universitäten von Komsomolska-on-Amur und Chabarowsk ausgebildet werden, erklärte Borissow zusammen mit dem Regionalgouverneur der Region Khabarovsk, Michail Degtyarev. Letzterer ergänzte: „Dies sind ebenso wie die ‚Amur’-Werft für uns Schlüsselunternehmen, die nicht nur Geld generieren, sondern auch einen Grund geben, stolz auf die gesamte Region Khabarowsk zu sein. Diesen Unternehmen geht es gut, sie generieren mehr als 3 Milliarden Rubel (rund 35 Millionen Euro) an Steuern, darunter mehr als 1,6 Milliarden Rubel (rund 18,5 Millionen Euro) im vergangenen Jahr, die dem Haushalt der Region Chabarowsk verblieben.”

Bezüglich der „Amur Werft” wurde auf Nachfrage von Reportern erläutert, dass sie ebenso wie KNAAZ mit Aufträgen bis 2027 versehen ist, jene bestehen aus sechs Mehrrollen-Korvetten und vier kleineren Flugkörper-Schiffen. Nun müsse man Anstrengungen unternehmen, um die zivile Komponente der Produkte zu erhöhen. Solche Aussichten hängen mit der staatlichen Subventionierung von Leasingzahlungen zusammen, welche die Ausstattung der Flotten von Krabbenfischereiunternehmen, betreffen, so Borissow.

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Quelle@UAC, HAL
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.