Mit der Entscheidung, das russische Luftabwehrsystem S-400 zu kaufen, zog sich die Türkei den Ärger der USA und des transatlantischen Militärbündnisses NATO zu – trotzdem könnte es nun eine weitere Lieferung geben.

Während sich Russland und die Türkei in Syrien und Libyen Stellvertreterkriege liefern, scheinen sich die beiden Länder über die Lieferung neuer S-400-Flugabwehrraketensysteme einig geworden zu sein. Die russische Nachrichtenagentur TASS berichtete jedenfalls diese Woche von einem bevorstehendem Vertragsabschluss und zitiert Dmitry Shugayev, Leiter des russischen Bundesdienstes für militärische und technische Zusammenarbeit: „Unsere Gespräche befinden sich bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium, wir warten nur noch auf die endgültige Entscheidung der türkischen Seite.”

@Never/TASS
Ankara und Moskau verhandeln nun über weitere S-400-Syteme für die Türkei, im Gespräch ist ein weiteres Regiment.

Im September 2017 hatte Russland bekanntgegeben, dass es mit der Türkei einen Vertrag mit einem Volumen von rund 2,5 Milliarden Euro über die Lieferung von S-400-Flugabwehr-Raketensystemen (Video zum System siehe ganz unten) unterzeichnet hat. Im Rahmen des Vertrags erhielt Ankara ab Juli 2019 schließlich ein S-400-Regiment, das aus insgesamt vier Batterien mit 36 Abschussträgern und mindestens 192 Raketen besteht. Der Deal sorgte innerhalb der NATO und insbesondere bei den USA für große Verstimmung. Der Streit gipfelte schließlich darin, dass türkische Rüstungsunternehmen aus dem gemeinsamen Programm zum Bau des F-35-Kampfjets ausgeschlossen wurden.

Shugayev zufolge diskutieren Ankara und Moskau aktuell neben der Lieferung eines weiteren S-400-Regiments auch über eine mögliche technologische Zusammenarbeit sowohl bei der Produktion des Luftabwehrsystems, als auch bei der Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs der fünften Generation. „Die entsprechenden Verhandlungen sind im Gange”, so Shugayev, der sich auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nicht auf einen konkreten Termin festlegen lassen wollte. Nur soviel: „Da es sich dabei um einen sehr zeitaufwändigen Prozess handelt, wird es bis zu einem Ergebnis sicher noch etwas dauern.”

Die S-400 gilt als eines der fortschrittlichste Langstrecken-Luftverteidigungsraketensysteme der Welt und wurde von der russischen Armee bereits 2007 in Russland in Dienst gestellt. Damit lassen sich Flugzeuge ebenso wie ballistische Raketen und Mittelstreckenwaffen, aber auch Bodenziele in einer Entfernung von bis zu 400 Kilometer und eine Höhe von bis zu 30 Kilometer bekämpfen.

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QuelleAnkara und Moskau verhandeln nun über weitere S-400-Syteme für die Türkei, im Gespräch ist ein weiteres Regiment.