Der brasilianische Hersteller Embraer hat mit Ungarn nun einen weiteren Exportkunden für seinen Transporter C-390 Millenium gefunden. Österreichs östlicher Nachbar ist der zweite europäische Staat und das zweite NATO-Mitglied, welches den Typ fest bestellt hat. Ungarns Luftwaffe (Magyar Légierő) wird die zwei Exemplare zwischen 2023 und 2024 erhalten und plant, das Muster über das volle Spektrum als Transporter, Tankflugzeug sowie als fliegende Intensivstation zu nutzen.

Nachdem Portugal am 22. August 2019 fünf C-390 bestellte, hat sich mit Ungarn bereits das zweite europäische NATO-Land für den zweistrahligen Militärtransporter aus Gavião Peixoto entschieden. Zum zwischen dem Hersteller und der ungarischen Regierung unterzeichneten Vertrag wurde kein finanzielles Volumen genannt, die fünf Maschinen für Portugal – Lieferung ebenso wie die 28 geplanten Maschinen für Brasilien voraussichtlich bis 2027 – sollen aber rund 827 Millionen Euro kosten. Im ungarischen Vertrag sind jedenfalls Piloten- und Technikerschulungen sowie der Herstellersupport und weitere Dienstleistungen enthalten.

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Die C-390 erlaubt zahlreiche unterschiedliche Beladungsvarianten.

Ungarn möchte die C-390 – der auf den Tanker fokussierte Buchstaben K wird seit letztem Dezember in der Typenbezeichnung weggelassen – nach eigenen Angaben für Fracht- und Truppentransport, taktische Transport- und Fallschirmjägereinsätze, Search & Rescue sowie zur Betankung der seiner Saab JAS 39C/D Gripen einsetzen. Die Budapester Regierung in Person Gáspár Maróth‘s als ungarischer Regierungskommissar für Verteidigungsentwicklung, preist gegenüber der Nachrichtenagentur MIT die Maschine als „besonders vielseitigen, modernen und robusten Ersatz” für die im Juni abgestellten letzten Antonow-26 an. „Wir erhalten eine vielseitige Mehrzweckplattform, die den Einsatz als Tankflugzeug ebenso wie als Frachter für die unterschiedlichsten Aufgaben auf nationaler Ebene souverän auszuführen ermöglicht. Darüber hinaus wird Ungarn das erste Land sein, dessen C-390 sich auch als fliegende Intensivstationen für MedEvac-Einsätze und humanitäre Missionen heranziehen lassen. Die Beschaffung wird die Regierungsflugzeuge A319 und Falcon 7X ergänzen, die hauptsächlich für den Personentransport geeignet sind und 2018 erworben wurden.”

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C-390-Programmchef Paulo Gastão Silva mit Militär Aktuell-Autor Georg Mader.

Der Hersteller Embraer sieht das Muster als ideale Lösung für das von Ungarn gestellte Anforderungsprofil. Man fühle sich geehrt, dass „Ungarn die fortschrittlichsten Hochleistungsflugzeuge in diesem Marktsegment für seine Zwecke ausgewählt hat”, sagte Jackson Medeiros De Farias Schneider, Direktor der Embraer-Rüstungssparte. Laut seinem C-390-Programmchef Paulo Gastão Silva besticht der zweistrahlige Schulterdecker „durch eine unübertroffene Kombination aus Geschwindigkeit, Robustheit, für die Klasse unübertroffener Nutzlast, schneller Neukonfiguration und einfacher Wartung – bestens geeignet für Operationen verschiedenster Art.”

Embraer hat den Militärtransporter am 3. Februar 2015 zum Erstflug gebracht. Als Zulieferer sind Unternehmen aus den USA, Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich, Argentinien und Italien beteiligt, aus unserem Nachbarland Tschechien kommt unter anderem die gesamte Heckrampe. Angetrieben wird die C-390 durch zwei V2500-Triebwerke von International Aero Engines, wodurch sich – je nach Mission – gegenüber Propellermaschinen (wie beispielsweise der C-130 Hercules) weit höhere Geschwindigkeiten und Reichweiten erzielen lassen. Die Nutzlast aus Fracht oder Kerosin beziehungsweise einer Kombination liegt bei rund 23 Tonnen. Bisher sind für den Typ 35 Bestellungen eingegangen: fünf von Portugal, 28 von Brasilien und nun zwei von Ungarn. Die brasilianischen Luftstreitkräfte (FAB) betreiben den Transporter seit dem 4. September 2019. Ein erster internationaler Einsatz erfolgte im August mit einer Hilfslieferung nach Beirut nach der Explosion, von Fortaleza via Cap Verde und Valencia.

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Quelle@Georg Mader, Embraer