Die hochmodernen Zerstörer der Zumwalt-Klasse sollten das neue Rückgrat der US Navy bilden und Landeoperationen des Marine Corps unterstützen. Heute steht die Bekämpfung von Seezielen im Fokus und für das Advanced Gun System ist man immer noch auf der Suche nach leistbarer Munition.

Von Radarstationen weitgehend unbemerkt in feindliche Gewässer vordringen und aus großer Entfernung präzise Angriffe auf Landziele führen. Mit dieser ambitionierten Zielsetzung gingen die Schiffe der neuen, in der Traditionswerft Bath Iron Works im US-Bundesstaat Maine gebauten Zumwalt-Zerstörerklasse der US Navy an den Start.

@Militär Aktuell
Die Infografik zur neuen Zumwalt-Klasse aus der aktuellen Ausgabe von Militär Aktuell.

Die Entwicklung gilt als eines der ehrgeizigsten Kriegsschiffsprojekte aller Zeiten und fußt vor allem auf den Wünschen des Marine Corps, dem es an Feuerunterstützung für potenzielle Landemanöver mangelte. Ein speziell für die Schiffe entwickeltes 155-mm-Advanced-Gun-System sollte Abhilfe schaffen und bis zu zehn sogenannte Long Range Land Attack Projectiles (LRLAP) pro Minute mit extrem hoher Reichweite und Präzision abfeuern. Aufgrund der hohen Kosten (ein Schuss wäre rund 750.000 Euro teuer gekommen) wurde auf den Ankauf der geplanten Munition für die AGS verzichtet und die US Navy sucht nach wie vor nach Möglichkeiten zur Kostensenkung. Im Worst Case könnte das System sogar gänzlich von der Plattform entfernt und etwa durch Railguns ersetzt werden. Auch aufgrund der Probleme mit dem AGS-System wurde der Hauptfokus der Schiffe von der Bekämpfung von Land- auf Seeziele geändert, neben Maritime Strike Tomahawk-Marschflugkörpern komplettieren unter anderem SM-2- und SM-6-Raketen die Bewaffnung.

Ursprünglich war geplant, bis zu 60 Schiffe des Typs – später war dann von 32 und danach von 7 die Rede – vom Stapel zu lassen, womit die Zumwalt-Klasse die Arleigh-Burke-Klasse als Rückgrat der Zerstörerflotte der US Navy abgelöst hätte. Bei einem Stückpreis von rund 4 Milliarden Euro pro Schiff (!) hat man von diesem Vorhaben aber längst Abstand genommen und das Projekt vorerst auf drei Schiffe beschränkt.

Mit der „USS Zumwalt” (DDG 1000) wurde das erste Schiff im Mai 2016 an die Navy übergeben, die Indienststellung des Zerstörers „Michael Monsoor” (DDG 1001) folgte im Jänner 2019. Das dritte Schiff, die „Lyndon B. Johnson” (DDG 1002), befindet sich noch im Bau, die Indienststellung ist aktuell für Dezember 2021 geplant.

Im Nachfolgenden gehen wir auf einige Highlights und technische Leistungsmerkmale der Zumwalt-Zerstörer ein:

@animagraffs.com/Jacob O’NealStealth-Form
Der Verzicht auf rechtwinklig zur Wasseroberfläche angeordnete Flächen, wenige Kanten und kaum vorstehende Strukturen reduziert sowohl die Radar- als auch die Infrarotsignatur deutlich. Dieser Effekt wird durch den vergleichsweise engen „Tumblehome-Rumpf” noch verstärkt. Auf feindlichen Radarschirmen sollen die Zerstörer dadurch wie kleine, 15 bis 20 Meter lange Fischerboote erscheinen, von denen keine Gefahr ausgeht.

Integriertes Powersystem
In Ergänzung zu den beiden je 34,5 Megawatt starken Hauptturbinengeneratoren liefern zwei weitere Rolls Royce RR4500-Turbinengeneratoren eine Leistung von jeweils 3,9 Megawatt. Das Integrierte Powersystem (IPS) liefert damit bis zu 77 Megawatt Strom – genug um rund 50.000 Haushalte mit Energie zu versorgen und neben aktuellen Waffensystemen, Sensoren, Antrieb und Lebenserhaltungssystemen auch energieintensive zukünftige Waffensysteme wie Railguns und Laser betreiben zu können.

@animagraffs.com/Jacob O’NealSonar & Radar
Die Schiffssensoren bieten einen hervorragenden Blick auf das Schlachtfeld über und unter der Wasseroberfläche. Das AN/SPY-3-Multifunktionsradar arbeitet im X-Band und verfügt über eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer. Zudem ist ein Dualband-Sonarsystem integriert, welches aus einem im Bug montierten Hochfrequenz-Sonar für die Minenjagd und einem Mittel- bis Niederfrequenz-Sonar für die U-Boot-Jagd besteht. Des Weiteren ist ein multifunktionales Schleppsonar vorhanden.

Abmessungen
Die Schiffe der Zumwalt-Klasse sind 24,6 Meter breit und 186 Meter lang. Damit sind die Zerstörer beinahe so lang wie zwei Fußballfelder.

Geschwindigkeit
Zwei Rolls-Royce MT-30-Hauptturbinengeneratoren (im Aufbau ähnlich den Triebwerken der Boeing 777) liefern 34,5 Megawatt Leistung und treiben die Schiffe mit bis zu 30 Knoten (55,6 km/h) an.

Verdrängung
Mit einer Verdrängung von 15.656 Tonnen sind die Schiffe der Zumwalt-Klasse deutlich schwerer als die übrigen Zerstörer der US Navy.

Gewicht
Das Gewicht liegt bei je 16.000 Tonnen. Das entspricht rund 400 voll beladenen Schwer-Lkw. Direkt aneinandergereiht erreichen diese Lkw eine Strecke von 7,5 Kilometer.

Vertikale Abschusssysteme
Die Schiffe sind mit 80 vertikalen Abschusssystemen vom Typ MK 57 ausgerüstet, über die SM-2- und SM-6-Boden-Luftabwehrraketen und Evolved Sea Sparrow abgefeuert werden können, aber auch die U-Boot-Abwehrrakete ASROC und weitreichende Anti-Schiffs-Raketen.

@animagraffs.com/Jacob O’NealKleinkanonen (links oben)
Die Bewaffnung des Schiffes wird von zwei 30-Millimeter-Schnellfeuerwaffen vom Typ MK 46 GWS abgerundet. Diese dienen vor allem zur Bekämpfung von Drohnen, kleinen Flugzeugen und kleinen Booten.

155-mm-Advanced-Gun-System (rechts oben)
Die beiden 155-Millimeter-Advanced-Gun System-Kanonen sollen bis zu zehn hochpräzise Long Range Land Attack Projectiles (LRLAP) pro Minute über eine Distanz von bis zu 150 Kilometer abfeuern. Um das Schiff vor feindlichem Radar zu verbergen, bleiben die rund zehn Meter langen Läufe der Kanonen bis zu ihrem Einsatz verborgen.

@animagraffs.com/Jacob O’NealHangar
Hinter dem Deckshaus befindet sich eine Landefläche für Helikopter, in die Aufbauten ist ein Hangar integriert. Wahlweise können dort ein Sikorsky MH-60R Seahawk und drei Drohnen Northrop Grumman RQ-8A Fire Scout (VTUAV), oder alternativ zwei Seahawk untergebracht werden.

Spezialoperationen
Über ein Hecktor können zwei Festrumpfschlauchboote auch bei Fahrt ablegen und aufgenommen werden, etwa, um von Kommandoeinheiten Spezialoperationen durchführen zu lassen.

Hier geht es zu unseren weiteren Infografiken.

Quelle@animagraffs.com/Jacob O’Neal