Am 8. Dezember informierte die Frau von Brigadegeneral Charles Elwood „Chuck” Yeager auf Twitter über das Ableben des US-Fliegerveterans und ehemaligen Testpiloten. Im Rahmen seiner Fliegerlaufbahn hatte Yeager über 17.000 Flugstunden auf 208 verschiedenen Flugzeugtypen absolviert.

Yeager wurde am 13. Februar 1923 als zweites von fünf Kindern eines Landwirtes in Mud River in Myra, West Virginia, geboren. Im September 1941 meldete er sich als Freiwilliger bei den US Army Air Forces und wurde zum Flugzeugmechaniker ausgebildet. Im Juli 1942 begann er mit dem Flugtraining, sein außergewöhnliches fliegerisches Talent – beurteilt als „Naturtalent” mit 20/10 Sehleistung -–wurde bald erkannt. 1943 begann seine Jagdfliegerausbildung in Kalifornien und am Ende des Jahres wurde er – zwischenzeitlich beim Aussteigen aus einer P-39 mit (Mittel)Motorschaden an mehreren Wirbeln verletzt – nach Großbritannien versetzt und zwar genau zu der Zeit, als nach viermal 60 abgeschossenen Bombern ohne Begleitschutz die P-51D Mustang die Bomberoffensive der 8th Airforce „rettete”. Auf seinem achten Einsatzflug in einem solchen Jäger – er benannte seine Maschine nach seiner späteren Frau Glennis Faye Dickhouse „Glamorous Glennis” (verstorben 1990) – wurde „Chuck” am 5. März 1944 über Frankreich von einer FW-190 abgeschossen. Mit Hilfe der französischen Résistance gelang ihm allerdings die Flucht nach Spanien, am 15. Mai war er via Madrid wieder zurück bei seiner Einheit, der 357th Fighter Group. Yeager beendete den Krieg mit 11,5 offiziellen Abschüssen als „Double Ace” und „Ace in a Day”, unter seinen Luftsiegen waren am 12. Oktober fünf Me-109 (siehe Bericht) und am 6. November 1944 auch ein in Achmer landender Düsenjäger Me-262A des „Kommando Novotny”.

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Chuck Yeager an Bord seiner P-51D Mustang, die er nach seiner Frau „Glamourous Glennis” nannte.

Weltberühmt wurde der Weltkriegsveteran Yeager aber erst, als er am 14. Oktober 1947 als offiziell erster Mensch, im Rahmen eines Forschungsprogramms mit dem raketengetriebenen Flugzeug Bell X-1, über der Edwards Air Force Base in Kalifornien die Schallmauer durchbrach. Einigen andere Testpiloten – beispielsweise der Brite Goeffrey de Havilland – kosteten die auftretenden Vibrationen das Leben. „Chuck” erreichte – samt zweier verheimlichten, durch einen Reitunfall gebrochenen Rippen und einem Stück Besenstiel zum Schließen der Einstiegsklappe – in 13.100 Metern Höhe Mach 1,06, was einer Geschwindigkeit von 1.125 km/h über Grund entspricht. Jenes Bell X-1 Forschungsflugzeug ist heute im Smithonian National Air and Space Museum auf der Mall in Washington, D.C. (hängend) ausgestellt. Yeager beschrieb den Flug selbst wiederholt in etlichen Fachmedien, darunter beispielweise in diesem Bericht in „Popularmechanics”.

Yeager blieb nach dem Krieg in der nun unabhängigen USAF und wurde Testpilot in Edwards AFB. In der Folgezeit gelangen ihm dabei zahlreiche weitere Geschwindigkeits- und Höhenrekorde. Als 1953 der nordkoreanische Pilot No Kum-Sok mit seiner MiG-15 in den Süden flüchtete, war es Yeager, der danach in elf Tagen die Eigenschaften der Beutemaschine evaluierte und dabei als erster westlicher Pilot ein russisches Kampfflugzeug flog (siehe Youtube-Video). Sein Urteil: „Viel schwerer bewaffnet und steigt besser (als F-86), wird aber über Mach 0.89 gefährlich unkontrollierbar.”

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Von Mai 1955 bis Juli 1957 kommandierte er dann eine Jagdbomberstaffel in Deutschland und von 1957 bis 1960 Staffeln in Kalifornien und Spanien. Danach studierte er am Air War College und wurde erster Kommandant der USAF Aerospace Research Pilot School, zur Ausbildung von Astronauten und Testpiloten für die NASA und die USAF. Dort überstand er am 10. Dezember 1963 auch seinen schwersten Flugunfall als der mit einem Zusatz-Raketentriebwerk modifizierte Starfighter NF-104A in 108.700 Fuss Höhe ins Trudeln kam und Yeager sich in 8.500 Fuss aus der Maschine katapultierte (siehe Video unten). Er kritisierte übrigens bis zuletzt, dass der Airforce zu dieser Zeit das Astronauten- und Raumfahrtprogramm zugunsten der NASA „entzogen” wurde, bei der es laut ihm viel zu viel um PR und Politik ginge als um die bis dahin in Edwards betriebene, mühsame aber wissenschaftsbasierte Ausbildung. Nach längerer Rekonvaleszenz kommandierte Yeager ab 1966 ein Jagdbombergeschwader auf den Philippinen und flog 127 Einsätze im Vietnamkrieg, meist in B-57 Bombern der 405th TFW.

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Am 22. Juni 1969 wurde Yeager zum Brigadegeneral befördert, ein Rang den er bis zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst am 1. März 1975 innehatte. Vielleicht weniger bekannt ist in jener späten Periode sein Aufenthalt in Pakistan. Nach dem ersten Krieg gegen Indien 1965 verkaufte im Januar 1966 Deutschland 90 seiner kanadischen Canadair CL-13 Mk.6 (F-86) Sabres an den Iran, diese Maschinen wurden in Folge nach Pakistan transferiert und zur Hauptstütze der pakistanischen Luftwaffe (PAF) im zweiten Krieg gegen Indien 1971. Im selben jahr kam Yeager als „Chief of the Office of the Defense-Representative to Pakistan” (ODRP) nach Islamabad, er blieb dort über zwei Jahre als Kommandant der „Military Assistance Advisory Group”. Hintergrund war, dass US-Präsident Richard Nixon Pakistan gegen das als pro-sowjetisch gesehene Indien unterstützte (siehe Bericht). Zuvor erfolgte die Nachrüstung der F-86 der PAF mit US-Luft-Luftlenkwaffen AIM-9B Sidewinder, 1971 wurden damit 15 indische Maschinen abgechossen. Während Yeager über diese Zeit selbst lieber von Urdu-Lernen und Bergsteigen im Himalaya berichtete, wurde während des Ostpakistan (Bangladesch)-Krieges bei einem indischen Luftangriff auf den Luftwaffenstützpunkt Chaklala seine persönliche zweimotorige Beechcraft zerstört, woraufhin er einen amerikanischen Vergeltungsschlag gefordert haben soll, was Präsident Nixon aber ignorierte (siehe Bericht). An die Episode erinnert sich auch der indische Hunter-Pilot und spätere Admiral Arun Prakash in: „The Right Stuff in the Wrong Place”.

Nach seinem Ausscheiden blieb Yeager als beratender Testpilot weiterhin für die USAF und die NASA aktiv tätig. 1985 wurde Yeager von US-Präsident Ronald Reagan mit der höchsten zivilen Auszeichnung in den USA – der „Presidential Medal of Freedom“ – geehrt. Reagan berief ihn 1986 auch in die Kommission zur Aufklärung der Katastrophe beim Start des Space-Shuttles Challenger. Der „General” nahm in Folge bis zuletzt an diversen Airshows, Aerospace-Kongressen und Mililtärkonferenzen teil, auch der Autor konnte ihm 2007 bei Aviation Nation in Nellis AFB „lauschen”. Am 14. Oktober 2012, zum 65. Jahrestages seines ersten Überschallflugs, stieg Yeager 89-jährig nochmals in eine blaue F-15D der Aggressorstaffel in Nelllis, pilotiert von Captain David Vincent (siehe Video unten).

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Quelle@Smithsonian, af.mil