Die US-Mission bei der Wiener OSZE erinnert heute an das Kriegsende vor 75 Jahren und mahnt Russland, ihren „zweifellos heroischen und kriegsentscheidenden Beitrag am Sieg über Hitlerdeutschland” nicht einseitig darzustellen.

US-Botschafter bei der internationalen Organisation, James S. Gilmore III.
US-Botschafter bei der internationalen Organisation, James S. Gilmore III.

Dazu der US-Botschafter bei der internationalen Organisation, James S. Gilmore III, in einem Statement: „Während das Militär und die Zivilbevölkerung der Sowjetunion enorme Opfer brachten, um die Nazis zu besiegen, wie unser russischer Kollege uns heute erinnert hat – und wir ehren diese Opfer ganz und gar –, sollten wir auch nicht vergessen, dass der Zweite Weltkrieg 1939 begann und damals Stalin und Hitler in einem Pakt vereinbarten, Osteuropa in von der Sowjetunion und den Nazis kontrollierte Zonen aufzuteilen.” Gilmore weiter: „Ich bin sicher, dass unsere polnischen Freunde diese Tatsache bis heute keine Sekunde vergessen haben. Für viele Nationen Europas war 1945 keine Rückkehr in die Freiheit, sondern der Beginn von fast 50 Jahre Unterdrückung durch die Sowjetunion. Der Weg zur wahren Befreiung ist lang, und in einigen Fällen bewegen sich die Gesellschaften immer noch auf diesem Weg. Wir fordern Russland auf, keine selbstverherrlichenden Behauptungen mehr aufzustellen, die auf absichtlichen Falschdarstellungen der Geschichte beruhen. Wir stehen in Solidarität mit unseren europäischen Partnern und gegen die Fälschung der Geschichte durch Russland.”

Abgeschossener russischer Sherman-Panzer (ging über das Land-Lease-Programm an die Sowjetunion) auf der Marchfeldstraße in Wien.
Abgeschossener russischer Sherman-Panzer (ging über das Land-Lease-Programm an die Sowjetunion) auf der Marchfeldstraße in Wien.

Die US-Mission erinnert zudem in einigen Tweets auch an die immensen Waffen- und Materiallieferungen des Lend Lease-Programms, welche ab 1941 unter großen Opfern durch deutsche U-Boote und Flieger über die Eismeerroute nach Murmansk (Stichwort Konvoi PQ17) beziehungsweise über Persien die Rote Armee erst zu diesem Marsch bis Berlin und Wien befähigten. Von den USA wurden damals rund 400.000 Jeeps und LKW, 13.000 Lokomotiven und Güterwagen, 90 Frachtschiffe, 4.000 Bomber, 10.000 Jagdflugzeuge und mehr als 7.000 Panzer an ihre sowjetischen Alliierten geliefert. Die Briten und Kanadier lieferten weitere 5.000 Panzer und 7.000 Flugzeuge.

Dazu auch zwei Buchtipps für Interessierte: Soviet Lend-Lease Fighter Aces of World War 2 sowie Lend-Lease and Soviet Aviation in the Second World War.

Am Bild oben ist übrigens hinter dem russischen Sherman-Panzer ein Panzer-V Panther zu erkennen. Solche hat nach den letzten Kämpfen in Ungarn (siehe Buchtipp) das Panzerregiment 11 der 6. Panzerdivision im März 1945 in Wien – vermutlich aus im Arsenal reparierten Fahrzeugen (siehe Bildergalerie oben) – übernommen und mit anfänglich 68 Stück von Wien (zuletzt Engelsplatz) bis zum Ende im Raum Brünn gekämpft. Die Besatzungen sollen laut diversen Kriegstagebüchern nicht so gut mit den getriebeseitig heiklen „Panthern” zurechtgekommen sein (siehe ebenfalls Bildergalerie oben), weil sie an Panzer-IV gewohnt waren und nur mehr eine rudimentäre Trainingsphase erfuhren. Zu Gefechtsverlusten kamen so etliche Ausfälle durch Fahrfehler.

Quelle@Archiv, OSZE, Georg Mader
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.