Das Buch Frauen.Medien.Krieg. blickt auf die weiblichen Seiten des Krieges und spannt den Bogen von Kriegskrankenschwestern über Soldatinnen bis zur Anwendung sexueller Gewalt als Teil der Kriegsführung etwa von Boko Haram und dem Islamischen Staat.

Das „starke Geschlecht” im Fokus: Wird über Kriege berichtet, dann geht es in den Texten und Reportagen meist um Männer. Um Männer, die zur Waffe greifen. Männer, die in Schützengräben hocken. Männer, die unter Feuer auf feindliche Stellungen zustürmen, Kriegsverbrechen begehen und die auf großen Landkarten Divisionen verschieben. Frauen sind der vorherrschenden Kriegsliteratur hingegen kaum eine Zeile wert und während unzählige Kriegerdenkmäler an gefallene Soldaten erinnern, sucht man Gedenksteine für Frauen, die an der oder durch die Front ihr Leben ließen, meist vergebens.

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Frauen.Medien.Krieg von Bettina Biron, Wolfgang Duchkowitsch und Wolfgang Lamprecht, erschienen 2020 im LIT Verlag.

Zu Unrecht, sagt Bettina Biron: „Es wird größtenteils ausgeblendet, dass auch Frauen aktiv und passiv an Kampfhandlungen teilnehmen und in Kriegen ebenso Opfer bringen wie Männer. Beispiele wie die österreichische Soldatin Viktoria Savs zeigen, dass Frauen sogar schon im Ersten Weltkrieg an der Front kämpften. Sie spielten dann auch im Zweiten Weltkrieg etwa als Kriegskrankenschwestern oder Wiederstandskämpferinnen unter Einsatz ihres Lebens wichtige Rollen. Die später als Unternehmerin erfolgreiche Deutsche Beate Uhse überführte beispielsweise im Range eines Hauptmanns für die Luftwaffe Flugzeuge an die Front. In der Berichterstattung ist das trotzdem nur ein Randthema – wenn überhaupt.”

Um das zu ändern hat die Konfliktforscherin gemeinsam mit Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Duchkowitsch sowie dem ehemaligen Kriegsberichterstatter Wolfgang Lamprecht das Buch Frauen.Medien. Krieg. (2020, LIT Verlag) herausgegeben. Forscher unterschiedlicher Disziplinen (unter anderen Heinz Gärtner und Christa Hämmerle) lenken darin den Blick auf aktive und passive weibliche Protagonisstinnen von Kriegen der vergangenen rund hundert Jahre. Auf Opfer und Täterinnen, von der „Friedens-Bertha” bis zur „Flinten-Uschi”, von der Kriegskrankenschwester bis zur systematischen Anwendung sexueller Gewalt als Teil der Kriegsführung von Terrorgruppen wie Boko Haram und dem Islamischen Staat.

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In vielen Armeen versehen Frauen heute ganz selbstverständlich Dienst. In der Berichterstattung
über Kämpfe und Kriege übernehmen aber immer noch beinahe ausschließlich Männer die Rolle der Helden.

„Uns war natürlich bewusst, dass wir bei den Recherchen auf jede Menge Klischees von der Frau als leidendes Opfer und dem Mann als Held oder Täter stoßen werden. Wie stark diese Klischees ausgeprägt und präsent sind, hat uns dann aber doch überrascht”, sagt Bettina Biron. „Überraschend war zudem, dass sich daran über die vergangenen Jahre trotz der erhöhten Präsenz von Frauen in vielen Streitkräften – der Frauenanteil in der US-Armee liegt beispielsweise mittlerweile bei rund 15 Prozent – wenig geändert hat. In Medien, Filmen, der Kriegspropaganda und der öffentlichen Wahrnehmung spielen fast immer ausschließlich Männer die Rolle des Helden. Frauen sind meist weiterhin bestenfalls Statisten.”

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Quelle@Mauritius Images, Lit Verlag