Die Folgen des Klimawandels sind bereits in vielen Ländern deutlich spürbar. Sie sorgen für Trockenheit, Ernteausfälle und erhöhen die Häufigkeit von Starkwettereignissen. Nicht zuletzt sorgen sie auch für Unsicherheiten. Inwiefern davon auch Österreich betroffen ist? Ein Kommentar von Brigadier Walter Feichtinger vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) an der Landesverteidigungsakademie.

In Österreich stöhnen wir unter der Hitze und klagen, dass es zu wenig regnet. Man will hitzeresistente Bäume pflanzen und die Begrünung der Dächer und Hausfassaden fördern. Doch wir werden die unmittelbaren Folgen des Klimawandels bewältigen können!

Das ist aber nicht überall so. In manchen Gegenden außerhalb Europas müssen Bevölkerungen um ihre Existenz und ihr Überleben bangen. Sei es in der Sahelzone, im Mittleren Osten oder auch im Mündungsgebiet des Ganges, wo verheerende Überflutungen infolge schmelzender Gletscher bereits an der Tagesordnung sind. Klimawandel und Bevölkerungszuwachs werden daher schon seit Längerem als Konfliktverstärker eingestuft, es ist auch immer öfter von Klimakriegen die Rede.

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Die Veränderung des Klimas hat längst auch Auswirkungen auf Sicherheitsfragen.

Doch was heißt das für Österreich?
Hier können drei Bereiche angeführt werden: Erstens gilt es für Österreich, seine Rolle und Gestaltungsmöglichkeiten auf globaler politischer Ebene einzuschätzen. Natürlich können wir nur einen kleinen Beitrag in einem wesentlich größeren Rahmen leisten. Aber wir stehen wie alle westlichen Länder in der Auslage – wir gelten infolge der Industrialisierung und unseres aufwendigen Lebensstils als wesentliche Verursacher des Klimawandels. Viele Entwicklungsländer pochen daher darauf, dass der Westen den größten Beitrag leisten muss, weil sie selber ja noch einen großen Aufholbedarf haben. Auf geopolitischer Ebene könnte sich daher etwa unter Führung Chinas eine breite Phalanx bilden, die Druck auf den Westen ausübt und umfangreiche Zugeständnisse fordert. Diese könnten beispielsweise finanzieller Natur sein oder besondere Beschränkungen beim Energieverbrauch bewirken. Auch das wäre eine Form eines „Klimakonflikts”.

Zweitens ist Österreichs internationaler Beitrag zur Bewältigung der mannigfaltigen Folgen des Klimawandels anzuführen. Es steht außer Zweifel, dass besonders betroffene Regionen vermehrt und verstärkt internationaler Hilfe bedürfen werden. Diese reicht vom Technologietransfer über Entwicklungs- und humanitäre Hilfe bis zu Sicherheitsmaßnahmen, etwa um gewaltsame Konflikte nicht entstehen lassen oder sie zumindest eindämmen zu können. An vielen Orten findet das bereits statt, denken wir an Mali, Somalia, die Demokratische Republik Kongo oder auch an den Libanon.

Drittens ist zu überlegen, inwieweit die Folgen des Klimawandels die Migration Richtung Europa und Österreich, aber auch innerhalb Europas beeinflussen werden. Wir können davon ausgehen, dass die Zahl der „Klimaflüchtlinge” zunehmen wird. Dabei handelt es sich um Migranten, die entweder in ihrem bisherigen Umfeld keine Überlebensmöglichkeiten und Zukunftschancen mehr sehen oder ihre Lebens- und Berufsaussichten verbessern möchten. Das können EU-Bürger aus immer heißeren südeuropäischen Gebieten sein, vorrangig sind aber vermehrt Migranten aus dem afrikanischen Raum und dem Mittleren Osten zu erwarten.

Nachdem sich niemand in Europa ähnliche Szenen wie 2015 wünscht geht es darum, entsprechende Vorkehrungen in politischer, rechtlicher, sozialer Sicht und auch im Sicherheitsbereich zu treffen. Dass es dafür einer gesamteuropäischen Anstrengung braucht, liegt auf der Hand. Denn: Die Folgen des Klimawandels kennen keine Grenzen!

Hier geht es zu weiteren Beiträgen von IFK-Leiter Brigadier Walter Feichtinger.

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