Der M24 Chaffee war ein ausgesprochen gelungener Panzerentwurf. Seine Dienstzeit bei der US Armee war sehr erfolgreich, in anderen Ländern – darunter auch Österreich – sollte er noch deutlich länger im Einsatz bleiben.

Einsatzerfahrungen mit dem leichten Panzer M3/M5 hatten die Schwächen dieses Fahrzeugs offenbart, das galt fast gleichermaßen für Feuerkraft, Geländegängigkeit und Panzerschutz. Schon im Februar 1941 hatte man daher mit der Entwicklung eines neuen leichten Panzers, des T7, begonnen. Man dachte zunächst an ein Fahrzeug von rund 14 Tonnen Gewicht, dann wurde ein größerer Motor gefordert, dann der Einbau einer 57-Millimeter-Kanone, schließlich der Einbau einer 75-Millimeter-Kanone. Der letztlich im August 1942 fertiggestellte Prototyp T/E5 wog dann rund 27 Tonnen. Das Konzept wurde daraufhin im März 1943 abgelehnt.

@Archiv Seehase
In der norwegischen Armee kam der M24 auch viele Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch zum Einsatz.

Jetzt sah sich das Ordnance Corps gezwungen, zusammen mit der Cadillac Division von General Motors und der Chrysler Division von General Motors im April 1943 ein neues Projekt zu starten, das als „Light Tank T24” bezeichnet wurde. Dieser Panzer hatte die gleiche Motorleistung wie der M5A1, Schaltung sowie Kühlung waren jedoch verbessert. Der größte Forstschritt war die Formgebung, die abgeschrägte Panzerung erlaubte sogar eine dünnere Panzerdicke als beim M5A1. Zudem war das Fahrwerk wesentlich besser als beim Vorgängermodell und führte zu einer Höchstgeschwindigkeit von 56 km/h auf der Straße. Der neue Panzer hatte breitere Ketten (mit 16 Zoll Breite), was in einen niedrigeren Bodendruck resultierte und damit verbesserte Geländegängigkeit. Der Turm war jetzt ein Dreimannturm mit kraftbetriebenen Richtantrieb.

Im Rock Island Arsenal wurde eine leichtgewichtige 75-Millimeter-Kanone mit kurzem Rücklauf entwickelt, die der T13E1-Kanone (welche schon im mittleren Bomber B25-Mitchell Verwendung fand) ähnelte. Die Leistungsdaten (und die Munition) dieser Kanone waren der M3-Kanone, die im Sherman-Panzer verwendet wurde, gleich. Das heißt, man war deutschen Kampfpanzern eindeutig unterlegen, allerdings war der M24 immer noch deutlich besser bewaffnet als die M3 und M5. Neben der Hauptwaffe gab es noch ein Bug-MG und ein Koaxial-MG im Kaliber .30-06. Außerdem war zur Fliegerabwehr ein Kaliber .50-MG (Browning M2) auf der Turmoberseite montiert, allerdings nicht sehr günstig hinter den Ein- und Ausstiegsluken.

Ein fahrender Bunker, schwer und massig: Der Bison

Man versuchte alles, um das Gewicht des Fahrzeuges unter 20 Tonnen zu halten. Die Panzerung wurde so gering wie möglich gehalten, die Frontplatte war lediglich 25 Millimeter dick, jedoch in einem Winkel von 60 Grad abgeschrägt, sodass dieser Schwachpunkt etwas kompensiert werden konnte. Am 15. Oktober 1943 war das erste Vorserienfahrzeug fertig, worauf die Produktion im April 1944 bei Cadillac unter der Bezeichnung „Light Tank M24” aufgenommen wurde.  Ab Juli 1944 kam eine weitere Produktionsstätte bei Massey-Harris hinzu. Als die Fertigung im Juli 1945 eingestellt wurde, waren insgesamt 4.731 Fahrzeuge (3.592 bei Cadillac und 1.139 bei Massey-Harris) produziert worden.

Im September 1944 fragte der Stab von General Bradleys 12th Army Group dringend nach Ersatz für die M5A1 an. Diese wurden von vielen Panzerbataillonen nur noch zum Geleitschutz oder zur Evakuierung von Verwundeten benutzt. Die erste Schiffsladung von M24 erreichte Frankreich am 8. Dezember 1944 und wurde sofort in Richtung des 744th Tank Battalions (light) in Marsch gesetzt. Zwei Panzer gelangten in die Hände des 740th Tank Battalions, das noch keine Panzer hatte, weil es erst kürzlich in Europa eingetroffen war. Die zwei „Beutepanzer” wurden von der Company D des 740th Tank Battalions am 20. Dezember 1944 bei Remouchamps erstmals eingesetzt, obwohl die Besatzungen zuvor gar keine Einweisung auf den Fahrzeugen erhalten hatten. Die beiden M24 kämpften bei Stoumont und La Gleize gegen die Kampfgruppe Peiper. Die restlichen 18 M24 der ersten Lieferung (weitere kamen hinzu) kämpften beim 744th Tank Battalions (light) im Februar als Unterstützung der 30th Infantry Division an der Rur-Talsperre.

@Archiv Seehase
M24 im Jahr 1959 in Westdeutschland.

Die Besatzungen waren vom neuen Panzer begeistert, er war schnell, wendig, sehr geländegängig, wartungsfreundlich und bot den Besatzungen Komfort. Allerdings reichte seine Panzerung im Duell gegen Feindpanzer nicht aus, und die Bewaffnung war dafür auch zu schwach. Aber mit  denselben Problemen hatten die Besatzungen der meisten Sherman-Versionen auch zu kämpfen.

Im März 1945 stießen bei Dormagen zwei M24 des F Troop, 4th Mechanized Cavalry Reconnaissance Squadron auf zwei Feindpanzer, die sie als Tiger ansprachen, es waren allerdings Panther. Die Besatzungen der M24 machten sich die Vorteile des M24 zunutze: Schnelligkeit und schnelle Richtgeschwindigkeit des Turmes. Sie konnten Treffer an den Rückseiten der Türme der Feindpanzer anbringen und diese so zerstören. Allerdings nur mit Glück: keine ihrer Granaten schlug durch die Panzerung der deutschen Panzer, die Detonationen brachten jedoch in den Türmen gelagerte Munition zur Explosion.

In Italien kam der M24 in signifikanter Zahl erst im März 1945 zum Einsatz. Bei Kriegsende in Europa machten die M24 schon rund ein Drittel aller leichten Panzer der US Army in Europa aus. Im Pazifik kam er nicht zum Einsatz, die Marines erhielten zehn Stück, die eingelagert wurden. Von den Alliierten erhielt während des Krieges nur Großbritannien eine erwähnenswerte Anzahl (302 Fahrzeuge). Von den Briten stammt die Bezeichnung „Chaffee”, die sich einbürgerte.

@Archiv Seehase
Die Besatzung eins M24 Chaffee während des Koreakrieges.

Von den europäischen Staaten erhielten nach dem Zweiten Weltkrieg etliche den M24: Belgien 223 Stück, Dänemark 63 Stück und Österreich 69 Stück. Einige davon waren bis 1966 als Aufklärungspanzer Teil des Bundesheeres, anschließend wurden die verbliebenen M24 von M41 Walker Bulldog abgelöst. Einige M24-Panzertürme wurden danach in festen Verteidigungsanlagen verbaut. Frankreich war der größte Kunde, von den 1.254 gelieferten M24 wurden viele im Indochinakrieg eingesetzt. Spanien erhielt 31, die zum Teil in den afrikanischen Kolonien eingesetzt wurden. Italien bekam 518 Panzer des Typs, Portugal 16, Griechenland 170 (die bis in die 1980er-Jahre verwendet wurden) und die Türkei 238. Norwegen erhielt 123, die Kampfwertsteigerung zum NM-116 (mit 90-Millimeter-Kanone) passte ihn modernen Anforderungen an.

Chile verwendete ihn noch 1999, Uruguay sogar noch 2012. Weitere Exportkunden waren Äthiopien (34 Stück) und die Republik Vietnam (Südvietnam), deren Armee (ARVN) den M24 im Kampf gegen die Kommunisten einsetzte.

@Archiv Seehase
Kronprinz Harald vor seinem M24.

Die US Army verwendete den M24 noch im Koreakrieg (in der Anfangsphase), wo er sich im Duell mit nordkoreanischen T 34-85 zunächst nicht bewähren konnte. Nachdem die US-Panzereinheiten sich taktisch besser eingestellt hatte schlug er sich allerdings recht gut: Von August bis Oktober 1950 zerstörten M24 acht T 34-85 (bei vier eigenen Verlusten). Der M24 Chaffee wurde anschließend wieder hauptsächlich in der Aufklärerrolle verwendet, nachdem bessere Kampfpanzertypen in Korea eingetroffen waren. 1953 wurde der M24 von der US Army schließlich ausgemustert. Das Fahrgestell wurde für eine ganze Reihe von Panzerfahrzeugen verwendet, für Panzermörser, Flakpanzer und ähnliches.

Auf der Basis des M24 wurde später der erfolgreiche leichte Panzer M41 entwickelt, in Norwegen rüstete man den M24 zum Panzerjäger NM-116 um, der bis in die 1990er-Jahre von den norwegischen Streitkräften verwendet wurde. Zwischen 1955 und 1957 diente Seine königliche Hoheit Prinz Harald bei einer mit M24 ausgerüsteten Stridsvogneskadron, heute herrscht er als König Harald V in dem nordischen Land.

Quelle@Alf van Beem, Archiv Seehase