Die Zeit drängt: Ein Betrieb der Alouette III-Flotte des Bundesheeres ist über das Jahr 2023 hinaus möglich. Kandidaten für die Nachfolge gibt es einige – die größten Chancen dürfen sich wohl Leonardo mit dem AW169, Bell mit dem 429 und Airbus Helicopters mit dem H-145M ausrechnen.

„Warum müssen uns Hubschrauber aus dem Ausland unterstützen? Haben wir selbst kein taugliches Gerät?” Geschwaderkommandanten erinnern sich noch gut an den kritischen Unterton der vom damaligen Bundeskanzler Viktor Klima im Februar 1999 nach der Lawinenkatastrophe von Galtür gestellten und öffentlich vorgetragenen Fragen. Ihre Antwort lautete: „Nein”. Das Heer verfügte damals über keine großen Transporthubschrauber, in weiterer Folge wurde daher beschlossen, mit zwölf neuen Black Hawks diese Fähigkeitslücke zu schließen. Geworden sind es letztlich bekanntlich nur neun, von denen wiederum aktuell (siehe unsere Black Hawk-Analyse) nur vier flugfähig sind.

@Bundesheer/Gorup
Die Alouette III ist ein leichter Verbindungs- und Transporthubschrauber, besitzt einen Dreiblatt-Haupt- und Heckrotor, ein unverkleidetes Turbinentriebwerk, ein Räderfahrwerk und ist für insgesamt 7 Personen zugelassen.

Das hat natürlich immer wieder Engpässe zur Folge, die etwa rund um die massiven Schneefälle im Jänner 2019 augenscheinlich wurden, als insgesamt 19 Bundesheer-Hubschrauber (neben den vier S-70 auch einige AB-212 aus Hörsching und Alouette III aus Aigen im Ennstal) im Dauereinsatz standen. Eine Katastrophe wie einst in Galtür wäre mit dieser Maschinen-Anzahl erneut nicht bewältigbar gewesen, dafür bräuchte man mindestens eine personell voll ausgestattete Staffel AB-212 (zwölf Maschinen) sowie zwei Staffeln (24 Stück) Black Hawk und zwölf bis 18 Mehrzweckhubschrauber wie die Alouette III.

Das Problem: Österreich verfügt weder über ausreichend Black Hawks (auch wenn nun drei neue Maschinen beschafft werden) noch über neue Mehrzweckhubschrauber als Ersatz für die in die Jahrzehnte gekommene Alouette III-Flotte (1967), die bald ihren Dienst quittieren muss. Die Ersatzteilbevorratung der aktuell 19 Maschinen (darunter neben den Einsatzhelis in Aigen auch Schulungshubschrauber in Langenlebarn) reicht nur noch bis 2023, eine Ersatzbeschaffung wurde daher erstmals unter Verteidigungsminsiter Gerald Klug (2013 bis 2016) ins Auge gefasst.

Unter Verteidigungsminister Mario Kunasek (2017 bis 2019) wurde der anschließend neuerlich verschobene geplante Zulauf dann mit einem Budget (politisch musste dafür das „Mascherl” eines Katastrohphenschutzpakets herhalten) hinterlegt und konkretisiert. Zur Disposition für den Ersatz der Alouette III standen damals zwölf leichte(re) bewaffnungsfähige Unterstützungs-Einsatzhubschrauber sowie sechs Schulungshubschrauber. Diese sollten bevorzugt vom selben Bieter und – zur Vermeidung einer zusätzlichen Logistikschiene – vom selben Typ beschafft werden. Laut aktuellen Informationen aus der Sektion Bereitstellung dürfte die im Regierungsprogramm explizit erwähnte Beschaffung weiter im Rahmen eines Katastrophenschutzpakets laufen. Aktuelle Überlegungen gehen nun aber dahin, ein Modell zu wählen, das in einigen Jahren auch die UH-58B Kiowa des Bundesheeres ersetzen könnte, um die Effizienz in Wartung und Betrieb zu verbessern.

@Bell-Helicopters
Ein potenzieller Nachfolger der Alouette III kommt aus dem Hause Bell – unter anderen setzt auch die australische Marine auf den 429.

Kandidaten für die Nachfolge gibt es einige: Entgegen zwischenzeitlicher Überlegungen und dem 2017 angepassten Pflichtenheft scheinen aktuell anstelle kleinerer Plattformen wie AW109 Trekker oder Bell-429 wieder größere Muster mit einer Kapazität von sieben oder acht Passagieren favorisiert zu werden. Der Trend zur Größe ist aktuell auch bei anderen Armeen und Rettungsdiensten wie der Schweizer Rettungsflugwacht festzustellen. Der Stand der Technik ( zwei Piloten, Perfomance Based IFR-Navigation, …) macht eine Entscheidung für den Leonardo AW169 oder den Airbus H145M mit neuem Fünfblatt-Rotor wahrscheinlich. Ähnlich wie bei der geplanten Saab 105Ö-Nachfolge gehen die Überlegungen dabei in Richtung eines Government-to-Government-Geschäfts. Laut Beschaffungsoffizieren wäre man aber auch für eine „klassische” Ausschreibung gerüstet.

Zur Orientierung: Ungarn – wir berichteten – bezahlt aktuell für 20 (schwer) bewaffnete H-145M rund 310 Millionen Euro. Das Bundesheer müsste demnach mit einem Preis von zehn bis 15 Millionen Euro pro Maschine rechnen. Ein Problem bleibt neben der (überschaubaren) Stückzahl der Faktor Zeit: Wie erwähnt ist ein Betrieb der Alouette-Flotte über 2023 hinaus nicht möglich. Für die Einführung und Fähigkeitsentwicklung eines neuen Musters bis hin zur Adaption aller Ausbildungs- und Logistik-Notwendigkeiten veranschlagen Militärs aber durchschnittlich zehn Jahre.

Lesen Sie dazu auch unseren großen Luft-Report zum Status Quo der Bundesheer-Hubschrauber und -Flugzeuge. Hier geht es außerdem zu weiteren Meldungen rund um Hubschrauber-Hersteller Bell und hier zu weiteren Meldungen rund um Leonardo.

Quelle@Bundesheer/Gorup, Bell-Helicopters