Im Regelfall entwickelt ein Rüstungsbetrieb ein Waffensystem und versucht dieses an Streitkräfte zu verkaufen. Beim pakistanischen Kampfjet FC-1 Thunder ist das anders. Die pakistanische Luftwaffe (PAF) kümmert sich nämlich selbst um den Fertigungsbetrieb am Militärstützpunkt Kamra und ebenso um die internationale Vermarktung. Militär Aktuell sprach mit dem Programmverantwortlichen, Air-Marshall Mahmood Khalid, über den Produktionsstand und potenzielle Exportkunden.

Wie ist der aktuelle Programmstatus des Thunder?
Die 50 Stück des ersten Bauloses „Block-I” sind ausgeliefert und bei uns täglich im Dienst. Der erste Jet von „Block-II“ ist am 9. Februar erstmals geflogen und vier Jets davon sind inzwischen ebenfalls bei der PAF im Einsatz.

Der JF-17 basiert auf dem chinesischen Chengdu FC-1. Wie läuft die Zusammenarbeit mit China?
Ich muß korrigieren, es handelt sich beim Chengdu FC-1 und beim JF-17 um einen gemeinsamen Entwurf. 42 Prozent der Struktur wurden in China entwickelt und 58 Prozent in Pakistan. Hier bei uns sind auch die Avionik-Integration, die Endfertigung und alle Flugtests angesiedelt. Auch alle Zulieferer etwa für Radar oder Waffen werden von Kamra aus eingebunden.

Air Marshal Mahmood Khalid ist Programmverantwortlicher für Produktion und Vertrieb des pakistanischen Kampfjets JF-17 Thunder.
Air Marshal Mahmood Khalid ist Programmverantwortlicher für Produktion und Vertrieb des pakistanischen Kampfjets JF-17 Thunder.

Wo sehen Sie den Thunder im internationalen Vergleich?

Die Kampfkraft liegt wohl zwischen Gripen-C/D und F-16C/D, allerdings ist der Thunder deutlich günstiger. Außerdem hat er den Vorteil, dass wir modular Waffen und Sensoren nach- oder aufrüsten können und in der Bauserie „Block-III“ sogar ein anderes Triebwerk wie das EJ-200. In Summe stellt das aus unserer Sicht ein sehr attraktives Gesamtpaket dar.

Wie groß sind die Produktionskapazitäten in Kamra? Wie viele Flugzeuge könnten dort pro Jahr gefertigt werden?
Wir bauen aktuell rund 20 Jets pro Jahr, daher sind wir mit der Fertigung von „Block-II“ noch rund zweieinhalb Jahre beschäftigt und danach starten wir die Produktion von „Block-III”. Bei Bedarf können wir die Fertigung aber jederzeit auf 25 Stück jährlich hochfahren, was uns eine gewisse Flexibilität in der internationalen Vermarktung gibt.

Gibt es da bereits konkrete Vertragsabschlüsse? Auf Messen sind Sie ja weltweit präsent und zuletzt dürften vielversprechende Gespräche mit Sri Lanka stattgefunden haben, oder?
Manch potentieller Kunde will nicht genannt werden, aber Myanmar hat bereits zugesagt 16 Stück abzunehmen und ja, auch mit Sri Lanka befinden wir uns in detaillierten Verhandlungen. Wegen des unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnisses gibt es ständig Anfragen aus der ganzen Welt, wir rechnen daher auch schon bald mit weiteren Aufträgen.

Quelle@Georg Mader
Der Autor ist einer der renommiertesten österreichischen Luftfahrtjournalisten, Korrespondent des britischen Jane’s Defence und schreibt seit vielen Jahren für Militär Aktuell.