Ein Blick in einen Motorraum des Bundesheeres: Wie vier Mann ausgehend von der Rossauer Kaserne in Wien die Web- und Social-Media-Plattformen der rot-weiß-roten Streitkräfte mit Leben füllen.

Die wehende rot-weiß-rote Flagge am linken oberen Bildrand dürfte sich in das Gedächtnis vieler Österreicher gebrannt haben, die irgendwann Ende der 1990er-Jahre die offizielle Internet-Präsenz des Bundesheeres angesteuert haben. Unter www.bundesheer.gv.at (das „gv” ist aus der URL längst verschwunden) fand sich vor hellblauem Hintergrund eine mit Hoheitsabzeichen versehene Linksammlung zu Formularen, einem Schwarzen Brett, zu Facts & Figures rund um die Austrian Armed Forces, einem Milizbildungsanzeiger, den Truppenkörperabzeichen und weiteren Informationen. Bilder suchte man auf der Seite hingegen vergeblich und an Social-Media- und Foto-Plattformen, die den Webauftritt flankieren könnten, wagten damals selbst Internet-Pioniere wie Mark Zuckerberg noch nicht zu denken.

Mehr als zwei Jahrzehnte später sieht das alles schon ganz anders aus: Aus dem einst statischen Online-Auftritt der rot-weiß-roten Streitkräfte ist eine gut geölte Maschine geworden, die parallel mehrere Kanäle bedient und alle Stückln spielt. Der Bericht zur heutigen Angelobung oder zur gestrigen Übung? Auf bundesheer.at längst online. Links bei den Artikeln verweisen zu teils mehrere Hundert Fotos starken Bildergalerien auf der Online-Plattform Flickr. Über Instagram und Facebook erreichen Postings aus der Welt des Bundesheeres täglich Hunderttausende Österreicher, Videos werden auf YouTube geteilt und auch auf Twitter ist man in Person von Ressortsprecher Michael Bauer (@Bundesheerbauer) stark vertreten.

@Sebastian Freiler
Täglich bespricht das Online-Team die weitere Vorgangsweise (zur Anfertigung dieser Aufnahmen hat sich das gesamte Team testen lassen) und aktuelle Themen.

Befüllt, gewartet, moderiert und im Fall der Webseite auch programmiert werden die unterschiedlichen Plattformen von zwei kleinen, unscheinbaren Räumlichkeiten im dritten Stock der Rossauer Kaserne „Bernardis-Schmid” im 9. Wiener Gemeindebezirk aus. Schreibtische stehen an der Fensterfront, darauf Stapel mit Unterlagen, militärischen Zeitschriften und Fachbüchern. An den Bildschirmen sind die vier Mitarbeiter des Online-Teams gerade damit beschäftigt, über ein internes Redaktionsprogramm und einen virtuellen Redaktionsraum Beiträge für die kommenden Stunden und Tage vorzubereiten. Dabei überarbeiten sie die vielen von den Öffentlichkeitsarbeit-Beauftragen in den Militärkommanden und Bataillonen eingespielten Postings und planen deren Veröffentlichung. „Wir haben glücklicherweise ein dichtes Netz an Leuten, die uns Fotos und Informationen übermitteln”, sagt Oberst Alexander Lintenhofer, der Kommandant des Teams. „Ohne sie wäre das alles gar nicht möglich.”

@Bundesheer
Das Online-Team realisiert vielfach auch Vor-Ort-Video-Produktionen bei der Truppe.

Regelmäßig wird der Content auch um eigene Inhalte angereichert. Um Videos von militärischen Gerätschaften beispielsweise, Streamings von Angelobungen, kurzen Interviews mit Soldatinnen und Soldaten. „Wir sind dafür viel unterwegs, vermitteln damit unter dem Strich aber einerseits gute Informationen über das Bundesheer und das aktuelle Geschehen”, sagt Oberst Lintenhofer. „Andererseits wollen wir mit unseren Kanälen auch positive Emotionen transportieren, dem Bundesheer ein Gesicht geben und damit die Marke sympathisch und erlebbar machen.”

ÖBH Online-Team-Chef Oberst Alexander Lintenhofer

Aus der Sicht von Oberst Lintenhofer sind die unterschiedlichen Kanäle aber auch ein gutes Instrument, um Themen und mögliche Probleme zu erkennen und potenziellen Aufregern oder gar Shitstorms frühzeitig den Wind aus den Segeln nehmen zu können. „Rund um den Nationalfeiertag 2015 beispielsweise haben auf unseren Social Media-Kanälen mehr und mehr Leute kritisiert, dass wir am Heldenplatz ,abfeiern’, während es an der Grenze angeblich zu wenig Personal gäbe und Flüchtlinge die Absperrungen durchbrechen”, erklärt Lintenhofer. „Wir haben daraufhin unseren Redaktionsplan geändert, das Thema aktiv aufgegriffen und kommuniziert. Damit konnten wir die Empörungswelle abflachen, bevor sie sich richtig aufgebaut hat.” Längst wird dieses Potenzial auch intern wahrgenommen – und geschätzt. „Wir können Bundesheer-Fans und -Kritiker gleichermaßen direkt ansprechen, offene Fragen beantworten und weiterführende Informationen liefern. Damit sind wir über die Jahre zu einem wichtigen Sprachrohr des Heeres geworden.”

@Sebastian Freiler
Experten am Werk: Das Online-Team sorgt für kontinuierlichen Nachrichten-Nachschub rund um das Heer.

Möglich ist eine derartige Reaktion und Funktion aber natürlich nur, wenn man Postings und das Verhalten der Community aufmerksam verfolgt und man die einzelnen Kanäle rund um die Uhr im Blick hat, sagt Lintenhofer. „Mit einem klassischen ,Nine-to-five-Job’ und einer ,Hinter-uns-die-Sintflut-Einstellung’ lassen sich Web und Social Media nicht adäquat bedienen. Bei Bedarf muss man auch einmal in der Nacht Beiträge kommentieren und Diskussionen moderieren.”

Um dabei stets im Bild zu sein, ist jeder Mitarbeiter für bestimmte Themenbereiche und einen der digitalen Kanäle hauptverantwortlich: Amtsdirektor Markus Schwab-Stubenvoll kümmert sich beispielsweise um den Flickr-Account und die Barrierefreiheit der Webseite. Oberrat Kurt Kreibich ist Hauptansprechpartner für längere Texte und Instagram, Oberrat Thomas Landstetter für Videoproduktionen sowie die Facebook-Seite. Oberst Lintenhofer wiederum kümmert sich vor allem um die seit Anfang der 2000er-Jahre stets gewachsene Webseite, die er zu großen Teilen auch selbst programmiert hat und die nun bald durch neue Webkanäle ersetzt wird (siehe Interview). Trotz dieser Aufgabenteilung wird stets crossmedial gedacht, wie der Kommandant des Online-Teams versichert. „Bei einer kleinen Mannschaft geht das auch gar nicht anders. Da müssen alle mit Herzblut bei der Sache sein, damit am Ende des Tages etwas Vernünftiges rauskommt.”

Quelle@Sebastian Freiler